Besser schreiben für Dummies (German Edition)
zwar rundum schön. Deshalb spricht er ihn auf allen Ebenen der Verarbeitung an. Das sind vier:
die Beziehungsebene
Der Autor begibt sich auf die Seite des Lesers und sieht aus dieser Sicht auf die Dinge.
die Bedeutungsebene
Der Autor drückt sich so aus, dass der Leser ohne Mühe, ohne Zweifel und ohne Missverständnisse die beabsichtigte Bedeutung konstruieren kann.
die Strukturebene
Der Autor strukturiert die Inhalte so, dass der Leser wie von selbst von einem Punkt zum nächsten gelangt.
die sinnliche Ebene
Der Autor präsentiert seinen Text so, dass der Leser ihn so leicht wie möglich visuell erfassen kann. Dazu verwendet er Absätze, Überschriften, Gliederungspunkte, Symbole und gegebenenfalls Abbildungen.
Der Autor tut alles, um dem Leser das Lesen so angenehm wie möglich zu machen. Er schnürt ihm ein Verwöhnpaket.
Als Autor sollten Sie keine Mühen auf den Leser abwälzen, die Sie selbst auf sich nehmen können. Achten Sie in diesem Sinne auf die angemessene Perspektive, treffende Worte, eine klare Struktur und eine übersichtliche Darstellung.
Selbstbildnis des Autors
Es ist noch gar nicht so lange her, da waren Schreiben und Lesen das Privileg derjenigen, die das Geld und die Zeit für Bildung hatten. Wie alle anderen Privilegien auch wurde es gehütet und verteidigt. Das ging in diesem Fall ganz einfach: Man brauchte nur kompliziert und unverständlich zu schreiben, schon hatte man eine Mauer gezogen. Innerhalb der Mauer konnte man schalten und walten, wie man wollte; die außerhalb der Mauer hatten keine Chance, etwas zu verstehen. Sollten sie doch denken, sie seien zu dumm. Umso besser. So wurden Untertanen gemacht.
Reste dieses sprachlichen Ausgrenzungsverhaltens finden sich noch im Behördendeutsch und in der Wissenschaftssprache. Doch beide Bereiche sind stark im Umbruch begriffen. Der Dienstleistungscharakter tritt immer deutlicher hervor. So werden die Mitarbeiter von Behörden aufgefordert (und teilweise auch darin geschult), in ihren Schreiben mehr Bürgernähe herzustellen. Und in der Wissenschaft hat schon allein der Wettbewerb dafür gesorgt, dass kommunikative Kompetenz als großes Plus gehandelt wird. Schließlich werden Gelder in der Regel auf Anträge hin verteilt, und die müssen geschrieben werden.
Besser schreiben für die Gesundheit
Die Bundesstelle für Büroorganisation und Bürotechnik (BBB) hat eigens ein Arbeitshandbuch »Bürgernahe Verwaltungssprache« erstellt. Das können Sie sich im Internet auf der Seite des Bundesverwaltungsamtes, www.bva.bund.de , ansehen oder herunterladen. Es geht darin um Verständlichkeit, Bürgernähe und die Förderung der Zusammenarbeit von Behörden und Privatpersonen. In der Einleitung heißt es: »Sprachwissenschaft und Kommunikationswissenschaften haben Erkenntnisse darüber gewonnen, wie man schriftliche Informationen wirksam mitteilen kann. Diese Erkenntnisse sollte die öffentliche Verwaltung nutzen, denn so findet sie Wege zu einer bürgernahen Sprache. Eine bürgernahe Verwaltung begünstigt das Verhältnis der Menschen zum Staat. Dadurch werden zahlreiche Widersprüche, Klagen, Dienstaufsichtsbeschwerden und Petitionen (Bittschriften, Eingaben) vermieden. Vielen Menschen bleiben Ärger, Aufregungen, schlaflose Nächte und gesundheitliche Beeinträchtigungen erspart.«
Der Autor als Dienstleister
Unabhängig davon, in welchem Beruf Sie arbeiten, gilt: Sobald Sie schreiben, erbringen Sie einen Dienst am Leser. Sie bereiten für ihn Informationen auf, sodass er sie erfassen und verarbeiten kann. Sie sind ein Dienstleister.
Mit Dienstleistungen hat jeder Erfahrung, und jeder kennt die Qualitätsunterschiede. Bei schlechten Dienstleistungen muss man nachhaken und regelrecht dafür kämpfen, dass man seine Erwartungen erfüllt bekommt. Das wäre etwa der Kellner, nach dem man zehnmal rufen muss, bis er eine heruntergefallene Gabel ersetzt. Bei guten Dienstleistungen läuft alles wie von selbst. Die neue Gabel liegt schon da, bevor man überhaupt rufen kann. Genauso verhält das sich beim Schreiben. Bei schlechtem Schreiben muss sich der Leser durch den Text kämpfen. Er hat Mühe zu verstehen, stolpert über Schwachstellen, muss ich aufrappeln und vorne anfangen. Das ist ärgerlich. Bei gutem Schreiben dagegen kann der Leser den Text ohne Mühe und in einem Anlauf verstehen. Das macht zufrieden.
Als guter Dienstleister erfüllen Sie die Bedürfnisse des Lesers so, dass er rundum zufrieden ist.
Der Autor als
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