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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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ziemlich unbedeutenden Kaffee- und Kakaorösterei angefangen, die Edgar Lengrien zusammen mit seinem Freund und Partner Werner Martinelli gegründet hatte. Heute stand der Name „Lengrien & Martinelli“ für ein gewaltiges Wirtschaftsimperium. Die beiden Männer waren offenbar ein unschlagbares Team, denn inzwischen gab es sogar eine bekannte Restaurantkette, die den Namen „Lengrien & Martinelli“ trug.
    Reichtum und Erfolg hatten aber durchaus auch ihre Schattenseiten. Edgar und sein Partner bekamen seit einiger Zeit in unregelmäßigen Abständen Drohbriefe. Natürlich hattensie sofort die Polizei eingeschaltet, aber mit den Briefen allein ließ sich nicht viel anfangen. Offenbar waren die unliebsamen Botschaften allesamt auf einem Computer verfasst und dann mithilfe eines handelsüblichen Druckers ausgedruckt worden. Verwertbare Fingerabdrücke gab es nicht; der Inhalt ließ ebenfalls keine Rückschlüsse auf den Absender zu.
    Werner Martinelli hatte keine Familie, um die er sich zu sorgen brauchte, aber bei Edgar sah das anders aus, besonders seit seine geliebte Tochter vor einigen Wochen wieder aus Amerika zurückgekommen war. Es gab Feinde und Neider – und gegen die musste man sich und seine Lieben schützen. Nur deshalb war Finn Andersen jetzt auf dieser Insel.
    Kira Julie Lengrien war sein neuer Auftrag.
    Finn erinnerte sich noch sehr gut an den Tag, an dem ihm das Angebot von „Lengrien & Martinelli“ ins Haus geflattert war. Es war sein dreiunddreißigster Geburtstag gewesen. In seiner Stammkneipe hatte er mit ein paar Kollegen darauf angestoßen und war aus diesem Grunde etwas angetrunken nach Hause gekommen. Den Brief hatte er deshalb auch nicht sofort geöffnet, doch als er ihn am nächsten Morgen schließlich las, war ihm der Inhalt vorgekommen wie ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk. Seine Bewerbung für diesen Job hatte er ein paar Wochen zuvor eigentlich nur aus einer Laune heraus abgeschickt. Im Grunde rechnete er noch nicht einmal mit einer Antwort. Doch nun bot man ihm tatsächlich einen der besten Jobs an, die er sich in seiner Situation überhaupt vorstellen konnte – und damit auch die zuverlässigste und einfachste Möglichkeit, sein früheres Leben endlich ganz hinter sich zu lassen.
    Einige Wochen später hatte er bereits seinen alten Beruf aufgegeben und war stattdessen der persönliche Bodyguard von Edgar Lengrien geworden. Nach weiteren drei Monaten hatte Lengrien ihm die Leitung seiner gesamten Sicherheitscrew übergeben. Inzwischen waren sein Arbeitgeber und er Freunde geworden. Das war eigentlich auch der Grund, warum Finn jetzt auf dieser Insel festsaß. Er hatte es einfach nicht fertiggebracht, Edgar diese spezielle Bitte abzuschlagen.
    Kira Lengrien kannte ihn nicht, kannte noch nicht einmal seinen Namen. Sie war aus den Staaten zurückgekehrt, als Finn gerade seinen mehrwöchigen Jahresurlaub in der Karibik genossen hatte. Die Ausgangslage war also perfekt. Inzwischen wusste Finn, dass Edgar dafür gesorgt hatte, ja, dass es sogar Teil seines Plans gewesen war. Niemand im Haus durfte auch nur Finns Namen erwähnen, nachdem Kira Lengrien eingetroffen war. Alle Angestellten befolgten die Anweisungen ihres Chefs mit gewohnt verlässlicher Loyalität. Kaum war Finn aus seinem Urlaub zurückgekehrt, tauchte Edgar bei ihm zu Hause auf, weihte ihn in seinen Plan ein und bat ihn, persönlich auf Kira achtzugeben, solange sie allein auf der Insel lebte. Er sollte sich sogar möglichst mit ihr anfreunden, damit er sie, so gut es eben ging, im Auge behalten konnte. Zwar hielt es niemand für wahrscheinlich, dass Kira hier auf Sameland wirklich etwas zustoßen könnte, aber Edgar machte sich trotzdem Sorgen um die Sicherheit seiner einzigen Tochter – und er hatte nun einmal volles Vertrauen zu Finn.
    So hatten sie auf die Schnelle einen weitergehenden Plan entwickelt, und Finn Andersen war in das Ferienhaus von Werner Martinelli gezogen. Aber auch für Finn hatte die Sache durchaus ihren Reiz. Endlich hatte er mal wieder die Möglichkeit, mit den Händen zu arbeiten. Sein handwerkliches Geschick konnte er immer nur privat unter Beweis stellen, und dazu gab es viel zu selten Gelegenheit. Er liebte es einfach, mit allerlei Werkzeug zu hantieren und etwas zu schaffen, was wirklich von Nutzen war.
    Werner Martinelli hatte in einem früheren Gespräch einmal erwähnt, dass er gerne das Zimmer im Dachgeschoss seines Ferienhauses renovieren lassen würde. Das brachte Finn auf die
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