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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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einen Privatlehrer. Das ging ganz gut. Später, während des Studiums, habe ich dann wieder überwiegend in Deutschland gelebt und bin nur während der Semesterferien zu meiner Mutter geflogen. Jetzt habe ich allerdings beschlossen, für immer in Deutschland zu bleiben. Meine Mutter hat vor einiger Zeit wieder geheiratet und ist damit gut beschäftigt.“ Sie lachte kurz auf. „Ich bin nicht besonders traurig darüber, wenn ich ehrlich bin, denn ich habe meine Heimat und meine Freunde in den letzten Jahren immer stärker vermisst, sobald ich wieder drüben war. Außer meiner Mutter hält mich dort nicht viel. Als ich noch ein Kind war, machte mir das deutlich weniger aus.“
    „Hmm. Ich stelle mir das gerade für ein Kind oder auch Teenager irgendwie anstrengend vor. Ich meine, ständig hin und her über den Atlantik fliegen zu müssen.“
    Kira winkte ab. „Halb so schlimm. So häufig war das ja gar nicht, und man gewöhnt sich auch ziemlich schnell daran. Es wäre damals viel schlimmer für mich gewesen, auf einen der beiden verzichten zu müssen, verstehst du?“
    „Ja, du hast wahrscheinlich recht.“
    Finn schenkte ihnen Wein nach, und sie blieben eine Weile still. Die Gesprächspause machte weder sie noch ihn verlegen, was sie beide als sehr angenehm empfanden.
    „Finn Andersen“, sagte Kira schließlich. „Das klingt ziemlich nordisch.“
    Er nickte. Die Art, wie sie seinen Namen ausgesprochen hatte, ließ seinen Magen ein wenig kribbeln. „Stimmt. Mein Vater ist Däne. Eigentlich heiße ich Finnegan.“ Er lachte. „Meine dänische Großmutter sagte immer, das wäre ein guter alter Wikingername. Aber komm ja nicht auf die Idee, mich jemals so zu nennen.“
    „Keine Sorge. Finnegan kommt wirklich nicht so flüssig über die Lippen wie Finn. Bist du in Dänemark geboren?“
    Finn schüttelte den Kopf. „Nein. Mein alter Herr ist bereits als Kind nach Hamburg gekommen, weil mein Großvater dort Arbeit bekommen hatte. Ich beherrsche noch nicht einmal die Sprache und war höchstens mal in den Ferien dort.“
    „Oh wie schade! Ich finde, die dänische Sprache klingt immer so … niedlich.“ Wieder perlte dieses erotische Lachen über ihre Lippen, und wieder fühlte er sich davon beinahe körperlich berührt.
    „Du siehst nicht unbedingt aus wie ein Nordmann, Finn Andersen.“
    „Oh, das ist das Erbe meiner Mama. Sie ist eher ein dunkler Typ. Von ihr habe ich auch meine Augenfarbe geerbt. Die Augen meines Vaters sind so blau wie der Himmel über Jütland.“
    Ihr Lachen würde ihn noch umbringen.
    „Na, davon bist du ja hier auf Sameland nicht sehr weit entfernt,oder? Was machst du eigentlich beruflich, Finn? Werner hat angedeutet, dass du im wirklichen Leben kein Handwerker bist.“
    Finn runzelte die Stirn, und seine tiefbraunen Augen wurden noch eine Spur dunkler. „Im Augenblick mache ich mal dies und mal das. Verschiedene Jobs eben. Ich lasse mich nur ungern festnageln, weißt du.“
    Kira stutzte. „Hast du keinen Beruf erlernt?“
    Er wusste nicht, warum er in dieser Sekunde den starken Drang verspürte, ihr auch in diesem Punkt die Wahrheit zu sagen, aber er kam nicht ganz dagegen an, und so musste er es zumindest bis zu einer vertretbaren Grenze tun. „Ich war mal Polizist.“
    „Polizist? Du?“
    Er grinste über die ungespielte Überraschung, die er von ihrem Gesicht ablesen konnte.
    „Ja. Ich war bei der Kripo in Hamburg.“
    „Wow, Kripo! Warum hast du hingeschmissen?“
    Obwohl er sich ein wenig darüber freute, dass sie gar nicht erst annahm, man könnte ihn entlassen haben, stieß er innerlich einen Fluch aus. Das Thema behagte ihm ganz und gar nicht.
    „Ich wollte einfach nicht mehr.“
    Kira sah deutlich, dass ein Schatten über sein Gesicht huschte und sein Blick sich sichtbar verschleierte. Mit einem angedeuteten Nicken akzeptierte sie, dass er über diesen Teil seines Lebens offenbar nicht sprechen wollte. Was blieb ihr auch anderes übrig, als es hinzunehmen. Sie kannten sich schließlich erst seit wenigen Stunden. Wie konnte sie da erwarten, dass er ihr so viel Vertrauen entgegenbrachte?
    „Und jetzt lebst du also von Gelegenheitsjobs?“
    „So ist es – nun ja, zumindest zurzeit ist es so. Und du zeichnest, hab ich recht?“, lenkte er geschickt wieder von sich ab und deutete auf ihre Arbeitsutensilien, die sie auf dem Couchtisch abgelegt und vorhin dort vergessen hatte.
    „Ja. Ich mache überwiegend Illustrationen für Kinderbücher. Christina Sommer, eine sehr
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