Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
hatten, glaubte er, in den beiden Gestalten seine
Freunde zu erkennen. Jetzt halfen sie ihm auf die Beine. »Was
soll der Scheiß?«, fragte Mehrmann und blinzelte. Sein
Blick blieb an einem altmodischen Schild an der Wand haften. Die
Farbe der Schrift blätterte ab. Allen nicht
ordnungsgemäß eingewiesenen Personen ist ab 22 Uhr der
Aufenthalt in dem Bunker ohne Genehmigung des Bunkerverwalters
untersagt. »Früher hatten die Menschen Angst, in einen
Bunker zu gehen«, murmelte Mehrmann.
»Sie wussten nicht, ob sie ihn lebend wieder verlassen
würden.«
    »Das ist
über fünfzig Jahre her, Alter«, erinnerte ihn
Domme.
    Seine Freunde hielten
Taschenlampen in den Händen und grinsten.
    »Toll«,
brummte Mehrmann. »Meine Taschenlampe liegt zu Hause. Da
liegt sie gut.« Dann blickte er mit grimmigem Gesicht zu
seinen Freunden auf. »Und was sollte die Show eben? Wolltet
ihr mir den Arm abreißen?«
    »Sorry, kleiner
Scherz.« Tom lachte meckernd. »Mach mal keinen Stress,
wir wollten dich nur auf das Ambiente hier einstimmen«, sagte
der hagere Typ in dem hellen Sweatshirt. Er trug weite Jeans und
Turnschuhe. Domme hieß eigentlich Dominik, arbeitete als
Maschinenführer und war ein netter Typ, ebenso wie Tom, der
eigentlich Thomas hieß und im wahren Leben als Staplerfahrer
im Schichtdienst arbeitete.
    »Das habt ihr
toll hingekriegt, ihr Halbaffen.« Mehrmann klopfte sich den
Dreck aus der Kleidung. Die Lichtkegel der Taschenlampen huschten
unstet umher und erfassten die Umgebung. Mehrmann blickte sich im
Eingangsbereich des Bunkers um. In den Ecken stapelte sich Unrat,
das Mauerwerk schien zu bröckeln, und unter der hohen Decke
verliefen armdicke Versorgungskabel, die irgendwo im Nichts des
Luftschutzbunkers endeten. In unregelmäßigen
Abständen standen einfache Holzbänke, auf denen sich eine
dicke Staubschicht befand. Mehrmann spürte die Beklemmung, die
nach ihm griff. »Sieht toll aus, richtig
heruntergekommen.« Je weiter sie in den Bunker eindrangen,
desto mehr erkannten die jungen Männer, wie die Feuchtigkeit
sich durch die Wände zog und diese zu bröckeln
begannen. Domme hob die Hände. »Bleib cool, Alter. Dann
kommst du wenigstens authentisch als Ghetto-Bruder rüber.
Außerdem passt dein Outfit zu unserer
Location.«
    »Was ist das
überhaupt für ein Schuppen?«, fragte
Mehrmann.
    Schulterzucken.
»Kein Plan. Aber hier ist irgendwas im Krieg gelaufen.
Luftschutz, glaube ich.« Tom zog die Mundwinkel nach unten.
»Und nun steht der alte Kasten schon seit gefühlten
tausend Jahren leer. Höchste Zeit, dass wir ihm wieder zu
neuer Berühmtheit verhelfen.« Er lachte und zog eine
zerknautschte Tabakpackung aus der Hosentasche. Nachdem er sich ein
Blättchen gefüllt und zu einer Zigarette gedreht hatte,
zündete er sich den windschiefen Glimmstängel an. Der
Duft der Zigarette überlagerte den muffigen Geruch nur
ansatzweise. »Dann an die Arbeit, Jungs. Alt werden will ich
hier nämlich nicht.« Mehrmann erkannte, dass Domme einen
kleinen silbernen Camcorder auf einem Stativ befestigt hatte. Das
Ding war sehr lichtempfindlich, da gelangen auch die Aufnahmen in
diesem Zwielicht. »Aber weiter hinten ist es sicherlich
dunkel.«          
    »Domme war so
freundlich, Licht anzuschleppen«, erklärte
Tom.
    Wie schon zu
früheren Videodrehs, hatte Dominik sich die Scheinwerferanlage
seines Vaters, der ein ambitionierter Videofilmer war, leihen
können. »Jetzt kommt es auch nicht mehr drauf an.«
Tom winkte gelassen ab. »Wir müssen tiefer rein in den
Bunker, dann wird es was. Da hinten sind einzelne Räume mit
alten Feldbetten und Kloschüsseln, keine Ahnung, vielleicht
haben die das früher mal als Knast genutzt oder so. Kleine
Nischen, alles, was wir für den geilen Dreh brauchen. Also,
mach dir mal keinen Kopf, wir haben das Ding noch heute in der
Kiste.«   
    »Na also«,
grinste Mehrmann. »Worauf warten wir noch?«
    »Geht
doch«, erwiderte Dominik und gab Tom ein Zeichen. Den Rest
der Zigarette warf er achtlos auf den Boden. Die Glut trat er mit
der Sohle seiner Schuhe aus, dann marschierten die drei jungen
Männer tiefer in den alten Bunker hinein.
    Immer muffiger und
fauliger wurde der Geruch, der den Männern entgegenschlug.
Domme und Tom hielten ihre Taschenlampen umklammert. Geisterhaft
huschten die Lichtkegel der Lampen über das feuchte Mauerwerk,
leuchteten immer wieder in kleine, abzweigende Räume, die
durch rostige Eisentüren vom Hauptgang abgetrennt waren und
nun
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher