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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection
Autoren: Uwe Klausner
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Mit einem Wort: Die Mühe, mit Ihnen um die Karte zu feilschen, kann ich mir getrost sparen. Und die Arbeit, das Geld aus dem Safe zu holen, ja wohl auch. Sie haben sich verkalkuliert, Genosse, kapiert? Um Ihre Haut zu retten, müssen Sie sich etwas einfallen lassen. Ich für meinen Teil ziehe es dagegen vor, mich … wie sagten Sie doch gleich? … mich auf diskrete Art und Weise zurückzuziehen.« Offenbar bester Laune, ließ Grant seinem Sarkasmus freien Lauf. »Mein Kompliment, wie immer Sie auch heißen mögen. Wenigstens waren Sie nicht so einfältig, von dem schottischen Whiskey zu kosten.« Ein Lächeln auf den Lippen, in dem das Höchstmaß an Verachtung steckte, zu dem er fähig war, trank Grant sein Glas auf einen Zug leer, schnalzte mit der Zunge und sagte: »Wirkt nicht sonderlich schnell, das Zeug, aber wenigstens so, dass man keinerlei Schmerzen verspürt und nicht wie ein Tier verenden muss. Ein Cocktail nach Art des Hauses, Sie verstehen. Schade nur, dass ich das dumme Gesicht eines gewissen David McAllister von der Special Operations Division aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr zu sehen bekommen werde.«
    Dunkelrot vor Zorn, riss Rembrandt die Karte an sich und baute sich drohend vor seinem Kontrahenten auf. »Dafür wirst du mir büßen, Arschficker!«, zischte er, nur um Sekundenbruchteile später in die Mündung eines Revolvers vom Fabrikat Smith & Wesson zu blicken. »Her mit den Moneten, sonst …«
    »Sonst was?«, fuhr Grant ihn an. »An Ihrer Stelle, Sie Dilettant, würde ich meine Waffe stecken lassen und den Mund nicht so voll nehmen. So, und jetzt raus hier, bevor ich es mir anders überlege und Ihnen eine Kugel verpasse. Hören Sie schlecht? Raus!«
    Kurz davor, endgültig die Beherrschung zu verlieren, fletschte Rembrandt die Zähne und stierte den Mann, der ihm die schmerzlichste Lektion seines bisherigen Lebens verpasst hatte, mit einer Mischung aus Hass, Verblüffung und ungläubigem Staunen an und ließ die Karte in der Innentasche seiner Uniformjacke verschwinden. Kaum war dies geschehen, riss er die Tür auf und verschwand.
    Für Grant, der seine Waffe achtlos aus der Hand gleiten ließ, jedoch kein Grund zur Freude. »So, und jetzt zu uns beiden«, murmelte er, griff zum Hörer und wählte. Bis das Freizeichen ertönte, dauerte es beinahe eine halbe Minute, und das Knacken in der Leitung, verlässliches Indiz für einen mithörenden Agenten, versetzte ihn in ungeahnte Euphorie. Grant strahlte über das ganze Gesicht, alsbald von einer sämtliche Sinne lähmenden, überall an seinem Körper spürbaren Taubheit erfasst. »Wäre doch gelacht, wenn ich es nicht schaffen würde, dich aufs Kreuz zu … Hallo, Mister K, schön, Sie am Apparat zu haben.«
    Um seinen Gesprächspartner ans Messer zu liefern und sich für all das, was ihm angetan worden war, zu rächen, brauchte Gregory Boynton Grant nur wenig Zeit. Danach war das Leben von Oleg Kwaczynski, schwerreicher und zugleich schwerkranker Ölmagnat, Kunstmäzen und Baulöwe aus Chicago, keinen Schuss Pulver mehr wert.
    Im wortwörtlichen wie auch übertragenen Sinn.
    Mit sich und der Welt im Reinen. legte Grant auf, schloss die Augen und verlor kurz darauf das Bewusstsein, ein entspanntes Lächeln im Gesicht.
     

32
     
    Berlin-Wannsee, Seestraße | 14.25 h
     
    »Ich habe gewusst, dass du kommen wirst, Tom. Die Frage war eigentlich nur, wann«, sprach Lea von Oertzen mit Blick auf die neueste Ausgabe der Morgenpost, die aufgeschlagen auf dem Wohnzimmertisch lag, erhob sich und trat an die Terrassentür, von der aus man einen ungestörten Blick auf den Wannsee genoss. Wind kam auf, und im Licht der Nachmittagssonne, die immer häufiger hinter dichtem Gewölk verschwand, bildeten sich smaragdfarbene Schaumkronen.
    Sydow, der sich wie ein schüchterner Pennäler vorkam, hatte keine Ahnung, was er darauf antworten sollte. In Gegenwart seiner Jugendliebe, die er mit 17 aus den Augen verloren hatte, fiel es ihm schwer, die richtigen Worte zu finden und den Grund für seinen Besuch, nämlich die Vergangenheit ihres unlängst verstorbenen Gatten, nicht zu vergessen. Zu viel ging ihm in diesem Moment durch den Kopf, als dass er sich voll und ganz darauf hätte konzentrieren können, nicht zuletzt die Zeit mit Lea, die an seinem inneren Auge vorüberzog. Damals, im Sommer 1930, war die Welt noch in Ordnung gewesen, anders als heute, wo kein Tag verging, an dem er nicht mit den Abgründen der menschlichen Existenz konfrontiert
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