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Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Titel: Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max
Autoren: Jonas Winner
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Henning fest. „Manche Nebenfiguren des Hauptstrangs sind in sogenannten Nebensträngen inzwischen selbst zu Hauptfiguren geworden. Dadurch kommen die verschiedensten Variationen zustande, durch die wir hoffen, die unterschiedlichsten Menschen an uns … also an unsere Geschichten, an unser fiktives Universum zu binden. Wie gesagt: Es gibt Nebenstränge für Kinder und Jugendliche, für Frauen, also verschiedene Genres - wobei aber all diese Stränge und Genres eben zum selben Universum gehören!“
    Till nickte wieder. Lass ihn erstmal reden, dachte er.
    „Du kannst dir das sicher vorstellen: Genauso wie es Teenager-Teile gibt, gibt es Horror-Stränge, dort leuchten wir sozusagen die Schattenseiten des fiktionalen Universums aus. Wer will - so ist es zumindest geplant - kann zwei oder drei Jahre lang in den düsteren Visionen eines beinahe unendlichen Alptraums schwelgen.“ Henning sah Till an. „Oder es gibt die erotischen Erzählstränge, weiß der Teufel, wer sich alles genau dafür interessiert. Es soll mehrere Folgen geben, die bestimmte theoretische Fragen des Universums reflektieren, und einen weit verzweigten Bereich für Leute, die einfach nur schnell im Bus oder im Zug ein bisschen mehr vom Universum erfahren wollen … “
    Till betätigte eine Feder an seinem Stuhl. „Schön.“ Mit einem Zischen sank er ein paar Zentimeter herunter.
    Henning ließ sich davon nicht stören. „Mit einem Wort“, fuhr er fort, „egal, was du für ein Typ bist, wenn du willst, kannst du immer einen Weg in das Universum finden - und einen Weg, um darin zu bleiben. Es gibt für jede Laune, jedes Bedürfnis, jeden Geschmack die passende Erzählebene, den passenden Erzählstrang. Entscheidend dabei aber ist, dass alle diese Ebenen und Stränge Teil des GLEICHEN Universums sind. So gibt es von jeder Ebene, jedem Strang aus vielfältige Bezüge zu allen möglichen anderen Strängen und Ebenen. Das bedeutet, dass du auch dann, wenn du älter wirst, wenn sich dein Geschmack ändert - aus welchem Grund auch immer - immer neue Interessen und Gelüste INNERHALB des gleichen fiktiven Universums stillen kannst!“
    Henning holte Luft.
    ‚Es ist wie ein Gefängnis‘, schoss es Till durch den Kopf, ‚wie ein Gefängnis, dessen Bauherr alles darauf angelegt hat, dass man den Ausgang nicht findet.‘
     


     
    „Um damit Geld zu verdienen?“ Henning stand auf.
    Tills Frage, ob Felix dieses ganze Universum wirklich nur plane, um damit möglichst viel Geld zu verdienen, schien ihn ein wenig zu irritieren. „Ja, auch … “ Er machte den Eindruck, als wenn er jetzt wirklich gehen wollte.
    „Aber nicht nur, oder was?“, hakte Till nach. „Dabei leuchtet das doch unmittelbar ein: Je weniger man sich dem ganzen Erzählkosmos entziehen kann, desto mehr Geld für den Herausgeber.“
    „Ja.“ Henning blieb unschlüssig mitten in Tills Büro stehen, bevor er sich schließlich zur Telefonanlage wandte und den Hörer abnahm. „‘S okay, oder?“ Er sah kurz zu Till, wie um ihn zu fragen, ob er dessen Telefon mal benutzen dürfte.
    Till lachte. „Ist das jetzt schon mein Apparat, oder was?“
    Henning lächelte und drückte drei Tasten. „Merle? Gehst du bitte kurz in den Konferenzraum oben und sagst Bescheid, dass ich mich etwas verspäte? Sie sollen schon anfangen. Fünfzehn Minuten, dann bin ich da.“ Er legte auf, setzte sich auf die Armlehne des Clubsessels und schaute wieder zu Till. „Du weiß doch, was Felix mit dem Projekt vorhat, oder?“ Henning runzelte die Stirn. „Du hast Bentheim doch noch kennengelernt - da weißt du doch mehr als ich!“
    Till blieb etwas unbeholfen auf seinem Schreibtischstuhl sitzen. „Alles, was ich in den letzten Jahren über Bentheims Arbeit gehört habe, sind Bruchstücke, Andeutungen, Einzelheiten … aber wie hängt das alles zusammen, Henning? Sorry, dass ich dich jetzt von deinem Meeting abhalte - “
    „Ist schon in Ordnung“, schnitt Henning ihm nicht gerade freundlich das Wort ab.
    „Aber … weißt du … ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt verstanden habe, worum es bei Bentheim eigentlich geht. Um was? Um die Freiheitsillusion?“ Unwillkürlich schlich sich ein Grinsen in Tills Gesicht.
    „Dir ist schon klar, dass Felix das wichtig ist, oder?“ Henning wirkte ein wenig steif.
    „ Was denn genau , herrje!“, platzte es aus Till heraus.
    „Nichts anderes, als was du dir schon denkst, Till.“ Henning fuhr sich durch die Haare. „Das ganze Projekt soll
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