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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition)
Autoren: D B Blettenberg
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dem Gastgeber, nachdem er die Rechnung abgezeichnet hatte. Die Chinesin ging voraus, um sie zum Ausgang zu führen, während der Rest des Personals Spalier stand und sich in Verbeugungen erschöpfte.
    Rojana gönnte sich noch eine Überdosis wohlgeformte Beine. Für einen Moment spürte er jene Müdigkeit, die einen aufs Opiumbett zwingen kann. Weiße Haut unter schwarzer Seide. „Was ist mit Platin?“, fragte er, um sich abzulenken.
    „Das kaufen nur die Japaner“, antwortete Yang, während sie den Aufzug bestiegen. „Die Thais stehen auf Gold. Sie wollen volle vierundzwanzig Karat, und die wollen sie sehr schwer und sehr weich. Sie sind da eigen. Obwohl sich alle Welt nach widerstandsfähigeren Varianten sehnt. So hat beispielsweise das Forschungsinstitut für Edelmetalle und Metallchemie in Schwäbisch Gmünd – das liegt in Deutschland – vor gut zehn Jahren erste Untersuchungen über das Härten von Gold mittels kleiner Mengen Titan durchgeführt. Erfolgreich. Farbe und Härte stimmten. Strapazierfähigkeit und Haltbarkeit wurden erhöht ...“
    „Panzergold“, grunzte Rojana dazwischen.
    „Ganz recht. New Gold Alloy 990 , die Krupp-Version. Beeindruckt aber unsere einheimischen Kunden nicht.“ James Yang schüttelte betrübt den Kopf und führte Tony Rojana aus dem Aufzug zu seinem Juwelierladen.
    Die Angestellten begrüßten Boss und Begleiter freundlich, nahmen die Tüten mit den Essensresten entgegen, und widmeten sich wieder einer Gruppe japanischer Touristen.
    „Der Laden existiert seit nunmehr fünfundzwanzig Jahren“, sagte James Yang nicht ohne Stolz.
    Tony Rojana musterte das Juweliergeschäft. Das Teakholz gab dem Raum Charakter. Nur der Plastikweihnachtsbaum störte.
    „Der Indra-Komplex war die erste Anlage in Bangkok, die Hotel, Restaurants, Einkaufszentrum und Großkaufhaus kombinierte“, fuhr Yang fort, während sie langsam an den Vitrinen vorbeigingen. „Deshalb habe ich mich damals hier niedergelassen. Während des Vietnamkrieges lief das Geschäft besonders gut. Alleine in der Region um das Indra gab es an die zwanzig Juwelierläden. Vor allem Touristen und GI’s kamen als Kunden rein. Damals wurde mehr gekauft, aber auch weniger Geld dabei ausgegeben. Heutzutage sind die Läden über die ganze Stadt verstreut, und die Kundschaft ist ein Gemisch aus Urlaubs- und Geschäftsreisenden. Sie kaufen weniger, aber dafür teurer ein.“
    „Und ich dachte, die chinesischen Geschäftsleute sitzen seit jeher geballt in Chinatown.“ Rojana blieb stehen und betrachtete eine Goldhalskette mit blauen, roten und grünen Steinen.
    „Die Juwelierläden in Sampeng werden vor allem von der Landbevölkerung besucht. Vor allem, wenn sie Geschenke für Hochzeiten einkaufen. Die kennen es nicht anders. Aber mittlerweile ist ganz Bangkok fest in chinesischer Hand. Die Thais sind zwar gut für die Staatsverwaltung. Sabei, sabei . Die Chinesen aber taugen für Handel und Geschäft.“
    Und Latino-Thais sind die geborenen Sensationsreporter, ergänzte Rojana insgeheim und sagte: „In jedem Klischee steckt ein Kern Wahrheit, Khun James.“
    „Natürlich wird alles moderner und auch internationaler.“ Yang führte Rojana ins Hinterzimmer. „Thailand hat das Potential, der größte Schmuckexporteur der Welt zu werden. Hätte uns diese ganze Wirtschaftsmisere nicht zurückgeworfen ...“ Er seufzte. „Die Branche verzeichnete schon damals Zuwachsraten von zwanzig Prozent. Wir haben nicht nur billige, sondern auch kunsthandwerklich hochqualifizierte Fachkräfte in Design und Verarbeitung zu bieten.“
    Rojana sank in einen Sessel und sah zu, wie sich der Juwelier an seinen Schreibtisch setzte. Das Zimmer war spartanisch eingerichtet. Nur der Gebetsaltar und das goldgerahmte Porträt des Königs hatten etwas Dekoratives.
    James Yang nahm die Brille ab und putzte sie andächtig mit seiner Krawatte. „Es ist keine zehn Jahre her, da träumten wir alle von einem Gemopolis östlich von Bangkok. Die Metropole der Edelsteine. Wir träumen immer noch davon, denn Rückschläge müssen überwunden werden. Ausländische Investoren werden mit einer extrem günstigen Steuerpolitik umworben. Unser Land exportiert pro Jahr knapp siebzehntausend Kilogramm Gold über die Authorized Gold Dealers und zwei weitere lizensierte Importeure. Die Steine, die von weltweit anerkannten Profis geschliffen, poliert und gefasst werden, stammen aus diversen Quellen.“
    Ein Angestellter brachte zwei Gläser mit Eistee.
    Während
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