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Berlin blutrot

Berlin blutrot

Titel: Berlin blutrot
Autoren: u.a. Sebastian Fitzek
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seh den Asphalt auf mich zurasen. Ich seh ne Riesenwelle kommen und erwisch sie, surfe das verdammte Ding. Mann, was is das, die Welle ist scheißriesig und neben mir surft mein Körper, das kenn ich nich, Mann, das dauert alles zu lang, was geht ab?? Und dann kapier ich es. Das Leben is echt nicht fair, der Typ hatte recht, Respekt, Mann. Ich surfe, bete zur heiligen Jungfrau, dass die Welle groß genug ist, um voll ins Seelenland zu rauschen, und verfluche das Miststück, weil ich jetzt nich da sein werd, wenn der Alte morgen rauskommt. Ich habs dem Kleinen doch versprochen.

Eine Prise Ewigkeit
    Stephan Hähnel
    Wenn Blicke töten könnten, wäre Kriminalhauptkommissar Günther Senfleben tot, in Einzelteile zerlegt und von einer Horde aufgebrachter Krimifans in alle Richtungen verstreut worden.
    Claudia Senfleben schüttelte resigniert den Kopf. Ihre Idee, in der Kulturbrauerei den obligatorischen „Tatort“ in einer verschworenen Gemeinschaft Gleichgesinnter zu sehen, endete in einer Katastrophe. Dass ihr geliebter Göttergatte jede Szene kommentieren musste, von wegen Kommissare haben keine Sekretärin oder auf feuchten Wegen existieren keine Schuhabdruckspuren, sondern nur Schuheindruckspuren, ließ sich noch ertragen. Als er allerdings aufstand und den Tatortkommissar mimte, ein imaginäres Haar vom Boden aufnahm, es einer genauen Betrachtung unterzog und lautstark verkündete: blond, weiblich, vierzig Jahre und leicht übergewichtig, kam es zu tumultähnlichen Szenen im Restaurant
    „Frannz“.
    Ein Teil der Zuschauer zog protestierend ab, während der Rest ernsthaft darüber nachzudenken schien, ob die Eliminierung
    des Querulanten unter den Sachverhalt der Notwehr fiel.
    Auf dem Rückweg schwieg das Ehepaar Senfleben. Genauer gesagt schwieg sie, während er sich den Kopf darüber zerbrach, ob ihm vielleicht bei dem Gesagten fachlich ein Fehler unterlaufen war. Die Situation entschärfte sich jedoch völlig unerwartet, als sie zu Hause ankamen. Obwohl Sonntag war, kontrollierte er wie immer den Postkasten. Anfänglich hielt er den Brief für eines der üblichen Werbeversprechen.
    Sie haben gewonnen!
    14 Tage Urlaub in einem Viersternehotel auf Mallorca.
    Er kannte derartige Offerten. Gab man sich die Mühe, das Kleingedruckte zu lesen, entpuppte sich das Ganze oft als clever eingefädelte Betrügerei. Günther Senfleben betrachtete verärgert den Brief und überlegte, ob er gegen die Machenschaften der Firma vorgehen sollte. Mit einem strengen, über die Jahre perfektionierten Ordnungshüterblick prüfte er den Absender.
    Reisebüro Majewski – Fernweh ist heilbar
    Es war genau jene Sekunde zu spät, die auch bei einem Duell über Leben und Tod entscheidet. Obwohl Claudia von dem Krimiabend noch immer bedient war, siegte dennoch ihre Neugier. Sie überflog die Zeilen und ein hochtoniger Aufschrei leitete die Katastrophe ein.
    „Diesmal entkommst du mir nicht“, verkündete sie.
    Vor sieben Jahren hatten sie eine Fahrt nach Mailand gebucht. Selbst heute konnte er nur mit Grausen daran denken. Während Claudia nicht nur jeder sündhaft teuren Modeboutique, sondern auch jedem designverdächtigen Secondhandlädchen einen Besuch abgestattet hatte, scheiterte er mit seiner Idee, die Stadt auf die klassische Art und Weise kennenzulernen.
    Architektur, Museen, Galerien.
    Nach sechs Stunden, zwölf Boutiquen und einer gefühlten Anzahl von weit über sechzig anprobierten Kleidungsstücken, platzte ihm der Kragen.
    „Du musst doch wissen, was du willst!“
    Ihre Erwiderung, er würde sich ja Tizian oder Da Vinci auch nur anschauen und nicht übers Bett hängen, machte ihn sprachlos. Die Voraussage, Fernweh sei heilbar, bestätigte sich in jenem Moment vollständig, allerdings anders als vom Reiseveranstalter gedacht.
    In den letzten Jahren war es ihm immer wieder gelungen, wegen wichtiger Mordfälle oder notwendiger Weiterbildungen die gemeinsamen Urlaubspläne zu durchkreuzen. Claudia ärgerte sich jedes Mal, zeterte tagelang und fuhr dann mit ihrer Mutter. Selbstverständlich liebte er seine Frau, aber Günther Senfleben liebte auch seinen Beruf. Nie hatte er einen Zweifel aufkommen lassen, welchen Stellenwert er ihm zumaß. Er war Polizist mit jeder Faser seines Körpers. Sie hatte das respektiert und seine Karriere begleitet. Ein Studium der Zahnmedizin hatte sie abgebrochen und in all den Jahren nur als Assistentin gearbeitet. Er war sich dessen durchaus bewusst. Claudia hatte für ihn auf vieles
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