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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)
Autoren: Alfred Döblin
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die Hure Babylon, der Tod ist Sieger und trommelt sie davon.
    Die Hure keift und spektakelt und sabbert und schreit: »Was ist mit dem, was hast du von dem Kerl, Franz Biberkopf, koch ihn dir sauer, deinen Gottlieb Schulze.«
    Der Tod schlägt seinen Trommelwirbel: »Ich kann nicht sehen, was du in deinem Becher hast, du Hyäne. Der Mann Franz Biberkopf ist hier, ich habe ihn ganz und gar zerschlagen. Aber weil er stark und gut ist, soll er ein neues Leben tragen, geh aus dem Weg, wir haben hier beide nichts mehr zu sagen.«
    Und wie sie bockt und weiter geifert, bewegt sich der Tod, setzt sich in Fahrt, sein grauer riesiger Mantel flattert auf, da werden Bilder und Landschaften sichtbar, die um ihn schwimmen, ihn von den Füßen bis zur Brust umwinden. Und Schreie, Schüsse, Lärm, Triumph und Jubel um den Tod. Triumph und Jubel. Das Tier unter dem Weib scheut, schlägt um sich.
    Der Fluß, die Beresina, marschierende Legionen.
    Marschieren an der Beresina die Legionen, die eisige Kälte, der eisige Wind. Sie sind aus Frankreich herübergekommen, der große Napoleon führt sie an. Der Wind bläst, der Schnee wirbelt, die Kugeln sausen. Sie schlagen sich auf dem Eis, sie stürmen, sie fallen. Und immer die Rufe: Es lebe der Kaiser, lebe der Kaiser! Das Opfer, das Opfer, das ist der Tod!
    Und Rollen von Eisenbahnen, Kanonen krachen, Platzen der Handgranaten, Sperrfeuer, Chemin des dames und Langemarck, Lieb Vaterland magst ruhig sein, lieb Vaterland magst ruhig sein. Die Unterstände verschüttet, hingesunken die Soldaten. Der Tod rollt seinen Mantel, singt: O ja, o ja.
    Marschieren, marschieren. Wir ziehen in den Krieg mit festem Schritt, es gehen mit uns 100 Spielleute mit, Morgenrot, Abendrot, leuchtest uns zum frühen Tod, 100 Spielleute trommeln, widebum widebum, gehts uns nicht grade, so gehts uns krumm, widebum widebum.
    Der Tod rollt den Mantel und singt: O ja, o ja.
    Ein Ofen brennt, ein Ofen brennt, vor einem Ofen steht eine Mutter mit sieben Söhnen, das Stöhnen des Volkes ist hinter ihnen, sie sollen den Gott ihres Volkes abschwören. Sie strahlen und stehen friedlich da. Wollt ihr abschwören und euch unterwerfen? Der erste sagt nein und erleidet die Qualen, der zweite sagt nein und erleidet die Qualen, der dritte sagt nein und erleidet die Qualen, der vierte sagt nein und erleidet die Qualen, der fünfte sagt nein und erleidet die Qualen, der sechste sagt nein und erleidet die Qualen, der siebente sagt nein und erleidet die Qualen. Die Mutter steht da und ermutigt die Söhne. Zuletzt sagt sie nein und erleidet die Qualen. Der Tod rollt den Mantel und singt: O ja, o ja.
    Das Weib mit den sieben Köpfen zerrt an dem Tier, das Tier kommt nicht hoch.
    Marschieren, marschieren, wir ziehen in den Krieg, es ziehen mit uns 100 Spielleute mit, sie trommeln und pfeifen, widebum widebum, dem einen gehts grade, dem andern gehts krumm, der eine bleibt stehen, der andere fällt um, der eine rennt weiter, der andere liegt stumm, widebum widebum.
    Jubel und Schreien, Marschieren zu sechsen und zu zweien und zu dreien, marschiert die französische Revolution, marschiert die russische Revolution, marschieren die Bauernkriege, die Wiedertäufer, sie ziehen alle hinter dem Tod einher, es ist ein Jubel hinter ihm her, es geht in die Freiheit, die Freiheit hinein, die alte Welt muß stürzen, wach auf, du Morgenluft, widebum widebum, zu sechsen, zu zweien, zu dreien, Brüder, zur Sonne, zur Freiheit, Brüder zum Lichte empor, hell aus dem dunklen Vergangenen leuchtet uns Zukunft hervor, Schritt gefaßt und rechts und links und links und rechts, widebum widebum.
    Der Tod rollt den Mantel und lacht und strahlt und singt: O ja, o ja.
    Die große Babylon kann endlich ihr Tier hochzerren, es kommt in Trapp, es rast über die Felder, es sinkt in den Schnee. Sie dreht sich um, heult gegen den strahlenden Tod. Unter dem Tosen bricht das Tier in die Knie, das Weib schwankt über dem Hals des Tiers. Der Tod zieht seinen Mantel zu. Er singt und strahlt: O ja, o ja. Das Feld rauscht: O ja, o ja.

Aller Anfang ist schwer
    In Buch haben den todblassen, bettlägerigen Mann, der einmal Franz Biberkopf war, die Kriminalbeamten und die Ärzte, wie er zu sprechen und blicken anfängt, viel ausgefragt, die Kriminalbeamten, um zu ermitteln, was er alles auf dem Kerbholz hat, die Ärzte wegen der Diagnose. Von den Kriminalbeamten hat dieser Mann gehört, daß sie einen Reinhold haben, der früher in seinem Leben, in seinem früheren Leben eine
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