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Bericht vom Leben nach dem Tode

Titel: Bericht vom Leben nach dem Tode
Autoren: Arthur Ford
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Tante eine besondere Bewandtnis haben mußte, denn sie wurde bei uns zu Hause nie erwähnt. Nur durch Zufall hatte ich überhaupt von ihrer Existenz erfahren. Erst sehr viele Jahre später entnahm ich den Erzählungen von Leuten, die sie sehr gut gekannt hatten, daß sie medial begabt gewesen sein muß.
    Nach Beendigung meiner Militärdienstzeit kehrte ich an die Transylvania-Universität in Lexington, Kentucky, zurück, an der ich Theologie zu studieren begonnen hatte. Ich entschloß mich, nebenbei auch Psychologie zu belegen, da ich hoffte, mir auf diesem Wege Klarheit über meine eigene Psyche zu verschaffen. Das war allerdings eine naive Vorstellung, denn der Professor hätte zweifellos riskiert, seinen Lehrstuhl zu verlieren, wenn er in seinen Vorlesungen auf solche Absurditäten wie parapsychologische Phänomene eingegangen wäre. Persönlich war Professor Dr. Elmer Snoddy jedoch ein verständnisvoller, auch für die im Hörsaal nicht diskutierten Probleme der Seele aufgeschlossener Mann. Ihm vertraute ich meine visionären Erlebnisse an, die inzwischen immer zahlreicher und lebhafter aufgetreten waren.
    Einmal hatte ich ganz deutlich das Gesicht meines Bruders George vor mir gesehen, und wie ich später erfuhr, geschah dies im gleichen Augenblick, in dem er an der Influenza starb. Im Schlafsaal unseres Colleges machten die Studenten Experimente mit Tischrücken; wenn ich dabei war, bewegte sich der Tisch. Damals geschah auch die seltsame Geschichte mit Joe, einem Korporationsbruder. Als er an einer schweren Lungenentzündung erkrankte, ließ er mich zu sich rufen und sagte: »Wenn es möglich ist, zurückzukommen, lieferte ich dir den Beweis.« Joe starb. Ein Jahr darauf empfing ich sein Codewort bei einer Séance, die ich zusammen mit einem anderen Medium abhielt. Es war meine erste persönliche Sprechverbindung mit einem Verstorbenen. In einem späteren Kapitel berichte ich Näheres darüber.
    Zuvor aber war ich also zu Professor Snoddy gegangen. Was hat das alles zu bedeuten? wollte ich wissen. War bei mir geistig etwas nicht in Ordnung? Wenn ja, ließ sich das beheben? Snoddy sagte mir in seiner souveränen und liebenswürdigen Art, was ihm über »außersinnliche Wahrnehmungen« bekannt war. Zu manchen Zeiten, sagte er, dringen Nachrichten in den menschlichen Geist ein, deren Herkunft noch nicht erforscht sei. Ich hörte aufmerksam zu, als er mir über die im Gang befindlichen Untersuchungen berichtete, die solche Ereignisse verständlich machen sollten. Der große Philosoph und Psychologe William James von der Harvard-Universität interessierte sich für dieses geheimnisumwitterte Gebiet und forderte, daß die sogenannten telepathischen Phänomene methodisch erforscht werden müßten. In England waren unter dem Patronat einer Gesellschaft für parapsychologische Forschung und unter der Leitung von so hervorragenden Gelehrten wie Sir Oliver Lodge, Henry Sidgwick und Frederic Myers experimentelle Studien paranormaler Erscheinungen, wie auch ich sie kannte, schon weit vorangeschritten, und die Lösung des Rätsels schien unmittelbar bevorzustehen. »Tragen Sie dazu bei«, riet Snoddy. »Auch Sie sind offenbar einer dieser seltenen Menschen, ein Medium! Es spricht nichts dagegen, daß Sie Ihre Gabe weiterentwickeln und sie zum Nutzen der Menschheit entfalten sollten.«
    Diese Aussprache bedeutete für mich eine innere Beruhigung. Ich beschloß, mein ungewöhnliches Talent zu akzeptieren, statt vor seinen Produktionen zu erschrecken, und versuchte, meine medialen Fähigkeiten zu vervollkommnen. An die Tatsache, daß ich in halb wachem, halb hypnotischem Zustand unsichtbar Anwesende beschreiben und einige ihrer Botschaften zu empfangen vermochte, hatte ich mich beinahe schon gewöhnt. Von der Trance, also von der Möglichkeit, mich in einen Bewußtseinszustand zu versetzen, der die freie Willensentscheidung ausschließt, verstand ich noch keinen Gebrauch zu machen. Ich wollte nicht sozusagen auf halbem Wege stehenbleiben und hatte das Bedürfnis, diese höhere Stufe der Empfangsbereitschaft für außersinnliche Wahrnehmungen zu erklimmen, aber ich wußte nicht so recht, wie ich es anfangen und wer mir dabei als Lehrmeister dienen sollte. Nur sehr wenige Medien sind imstande oder willens, ihre Technik oder Kunst, sich selbst in Trance zu versetzen, weiterzugeben. Schließlich handelt es sich ja nicht um ein Handwerk, zu dessen Erlernung man nur etwas Geschick und Anleitung braucht. Hinzu kam, daß über die
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