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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba
Autoren: Oliver Buslau
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Sparbuch, als ich jemals im Leben verdienen würde.
    Der Wagen röhrte mächtig, als ich ihn das steile Fischertal hinauftrieb. In den Kurven durch den Wald wurde es für mein altes Auto richtig anstrengend, aber der Bursche hielt sich tapfer. Als ich mich oben auf der Höhe den ersten Häusern näherte, wusste ich einen Moment nicht, wo ich hinmusste. Es verschlug mich nicht allzu oft in diese Gegend. Ich kurvte ein bisschen herum und kam schließlich am Toelleturm heraus. Ich umrundete den hübschen Springbrunnen, und die nächste Einmündung führte auch schon in die Adolf-Vorwerk-Straße.
    Die Straße säumte den Stadtrand, und nach Osten hin ging der Blick weit weg über Weiden und über eine raue Ebene aus Baumwipfeln tief ins Bergische Land hinein.
    Frau Weitershagens Haus war schneeweiß und von einem Rasen umgeben, der so weich und dicht wie ein edler grüner Teppich zu sein schien. Die Fläche war von großen dunkelgrünen Büschen durchbrochen.
    Ich drückte auf die Messingklingel. Aus der Sprechanlage kam eine Männerstimme.
    »Hier ist Rott«, meldete ich mich.
    »Sie werden erwartet«, hieß es, und der Öffner summte.
    Ich machte mich an den kurvigen Aufstieg zum Haus hinauf und gelangte an einen säulenverzierten Eingang.
    Die Tür öffnete sich, und ich konnte mir gerade noch ein Schmunzeln verkneifen. Vor mir stand ein weißhaariger Herr in dunklem Frack und Fliege. Ein Butler. Wie im Film. Nur das silberne Tablett fehlte.
    »Herr Rott?«
    Immer noch, hätte ich fast gesagt, nickte aber nur.
    »Guten Tag«, begrüßte er mich höflich. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Er führte mich durch eine Diele in ein riesiges Wohnzimmer.
    Mir war, als würde ich in ein grünes Meer eintauchen. Grün die Teppiche, grün die Sofas, die Kissen und die Vorhänge. Graugrün, bräunlich grün, tannengrün, die Kissen auf dem Sofa waren gelbgrün, an einer Wand entdeckte ich einen Gobelin mit einer altertümlichen Jagdszene. Sie war aus unterschiedlichen Grüntönen zusammengesetzt.
    »Herr Rott ist da«, sagte der Butler, und erst in diesem Moment entdeckte ich mitten in der grünen Sinfonie eine Frau. Sie saß im Rollstuhl vor einem Erkerfenster und blickte in die Ebene hinaus.
    »Es ist gut, danke«, sagte sie. Der Rollstuhl summte und drehte sich mitsamt der Frau zu mir um. Ich blickte in ein Gesicht, das von glatten silbernen Haaren umrahmt war. Frau Weitershagen konnte nicht älter als Mitte fünfzig sein.
    »Bringen Sie uns bitte den Tee«, sagte sie zu dem Butler. Sie wandte sich zu mir. »Herr Rott, Sie trinken doch sicher auch einen Tee?«  
    »Gerne«, sagte ich, obwohl mir Kaffee lieber gewesen wäre.  
    Frau Weitershagen drückte wieder auf den Knopf, der den Elektromotor in Bewegung setzte. Sie kam auf mich zugerollt und hielt mir die Hand hin, an der blaue Adern hervortraten. »Guten Tag, Herr Rott. Ich freue mich, dass Sie es so schnell einrichten konnten.« Ich nahm die Hand und grüßte ebenfalls.
    »Setzen Sie sich bitte.« Sie wies auf einen Stuhl an einem langen Esstisch mit grünem Tischtuch. Eine Mappe aus dunklem Leder lag darauf. »Nehmen Sie gleich den Stuhl bei den Unterlagen. Die brauchen wir.«
    Frau Weitershagen rollte an den Platz genau mir gegenüber. Sie legte ihre rechte Hand auf die Mappe und holte Luft, als wollte sie etwas sagen. Aber dann schwieg sie und nahm die Hand wieder weg.
    »Sie wollen jetzt natürlich wissen, warum ich Sie herbestellt habe«, sagte sie schließlich. »Ich habe lange darüber nachgedacht, ob es überhaupt Sinn hat, in dieser Sache einen Detektiv einzuschalten. Ich war davon überzeugt, dass es der einzig richtige Weg ist, als ich Sie anrief. Jetzt kommt mir das Ganze wieder eigenartig vor.«
    Nein, bloß das nicht, dachte ich. Nicht eine Klientin, die sofort wieder absprang.
    Frau Weitershagen seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich bin unsicher. Sie werden mich vielleicht für eine Närrin halten.«
    Ich sah ihr fest in die Augen. »Frau Weitershagen - Sie sollten mir auf jeden Fall sagen, was Sie beschäftigt. Ich werde Ihnen dann eine Einschätzung geben.«
    »Und was wir besprechen, bleibt unter uns?«
    »Selbstverständlich.«
    »Also gut.« Sie starrte einen Moment auf die noch immer ungeöffnete Mappe. »Sagt Ihnen der Fall Solingen - Potsdamer Straße etwas?«
    In mir regte sich eine Erinnerung. Da war etwas in den Medien gewesen …
    »Das unbekannte Kind«, half Frau Weitershagen nach, und mir fiel alles wieder ein.
    »Das Kind, das
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