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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba
Autoren: Oliver Buslau
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willkommen« entgegen - wahrscheinlich damit man nicht dachte, bei der Kneipe handele es sich um den Treffpunkt eines Satanistenclubs. Oder die Hölle in Kneipengestalt.
    Jetzt war das »Luzifer« geschlossen. Ein grauer Rollladen versperrte die Tür; im Fenster informierte eine Tafel über die Öffnungszeiten. Ab achtzehn Uhr.
    Ich folgte der Straße weiter Richtung Cronenberger. Vor der Einmündung befanden sich Abbiegemarkierungen auf dem Asphalt. Ich registrierte, dass die Potsdamer nur zur Hälfte eine Einbahnstraße war. Wer aus dem Parkplatz kam, konnte links Richtung Bundesstraße oder rechts Richtung Cronenberger abbiegen. Wer von der Cronenberger hereinkam, der konnte auf den Parkplatz fahren oder seinen Weg weiter Richtung Bundesstraße fortsetzen. Der weiße Transporter war verbotenerweise von der Bundesstraße gekommen. Ich überlegte, wo die genaue Fundstelle des Kindes gewesen sein mochte. Vor der Einmündung, hatte es in der Zeitung geheißen.
    Wohin konnte der Wagen gefahren sein, nachdem er das Kind angefahren hatte? Wieder sah ich in der Karte nach. In südlicher Richtung führte die Cronenberger zur Bundesstraße zurück, weiter oben machte sie einen Bogen nach Osten und mündete in die Schnellstraße, die an der Wupper entlang zum Sonnborner Kreuz führte. Zur A46. Und von dort nach Dortmund oder Düsseldorf.
    Ich ging zurück zur Bundesstraße. Die Konrad-Adenauer-Straße besaß einen Mittelstreifen mit Metallzaun. Für ein Auto unüberwindlich. Der Transporter war also von Süden gekommen. Er war bis zur Ampel gefahren, die unter anderem den Einbiegeverkehr aus der Potsdamer regelte. Dann war er entgegen der Fahrtrichtung rechts eingebogen und hatte weiter hinten - wahrscheinlich - das Kind erwischt, das mitten in der Nacht auf der Straße herumirrte. Anscheinend mutterseelenallein.
    Ohne Zuhause. Und ohne Eltern.

2. Kapitel
    Die Polizeiinspektion Solingen ist ein dunkelroter Kasten neben der Hauptstraße, den man auf der einen Ecke mit Graffiti verschönert hat. Vor einem bunten Hintergrund prangt eine groß hingesprühte Schrift auf der Mauer: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.« Unten auf dem schmalen Stück zwischen Straße und Gebäude steht ein moderner Brunnen, der wie ein verdrehtes Stück Blech aussieht und im November abgeschaltet ist. Ein paar kümmerliche Pflanzen vegetieren neben der Treppe dahin, die zum Eingang führt.
    Ein uniformierter Polizist fragte mich freundlich nach meinen Wünschen. Ich erklärte, dass ich gerne Herrn Hauptkommissar Mölich gesprochen hätte.
    Der Polizist erkundigte sich nach meinem Namen und telefonierte. Er schien Mölich sofort zu erreichen, nahm dann aber den Hörer vom Ohr und fragte: »Worum geht es denn?«
    »Um eine Auskunft. Ich habe den Kontakt zu Herrn Mölich von Kommissar Krüger aus Wuppertal.«
    Der Mann gab die Information weiter, aber das schien Mölich immer noch nicht zu reichen.
    »Sind Sie ein Kollege?«
    »So was Ähnliches.« Ich holte meine Lizenz hervor und zeigte sie ihm. Er verzog keine Miene.
    »Herr Rott ist Privatdetektiv«, gab er Hauptkommissar Mölich bekannt, und dann öffneten sich endlich die Pforten.
    »Dritter Stock«, hieß es, gefolgt von einer Raumnummer. Ich quetschte mich in den engen Aufzug und fuhr nach oben.
    Auf der Etage waren die Büros geöffnet. In manchen Zimmern hoben sich die Köpfe, als ich vorbeikam. Dann war ich am Ziel. Auch hier war die Tür offen. Ich klopfte trotzdem.
    »Sind Sie Herr Mölich?«, fragte ich den Mann, der an einem schmalen Schreibtisch saß und in Papiere vertieft schien.
    »Wer will das wissen?«, fragte er, ohne aufzublicken.
    »Ich dachte, man hätte mich angemeldet. Mein Name ist Rott.« Wieder fummelte ich meine Lizenz heraus, ging die zwei Schritte in den Raum hinein, bis ich an seinem Schreibtisch stand.
    Mölich sah nicht mich, sondern das Stückchen Plastik an. »Remigius Rott«, las er vor. Dann wanderten seine grauen Augen ein bisschen nach links auf das Passbild. Erst nachdem er es genau studiert hatte, sah er mich an. Ich schien dem Vergleich standzuhalten.
    »Interessanter Vorname«, bemerkte er.
    »Den habe ich von meinem Großvater geerbt«, sagte ich. »Ich kann leider nichts dafür.«
    »Guten Tag«, sagte er, als hätte er mir nicht zugehört und als wäre ich in dieser Sekunde erst hereingekommen. »Bitte setzen Sie sich doch.« Er wies auf einen Stuhl in der rechten Büroecke, der neben einem winzigen quadratischen Tisch stand.
    Mölich lehnte sich
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