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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes
Autoren: Frederik Berger
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lag noch immer auf dem Rücken, den Kopf zur Seite gedreht, die Augen starr nach oben gerichtet. Aber ihr Hals … ihr Hals klaffte wie ein aufgeschnittener Granatapfel.
    Silvia öffnete den Mund, um zu schreien. Die Stimme versagte. Sie glaubte, sich übergeben zu müssen, doch ihr Körper bebte nur und verkrampfte sich. Dann überschwemmte sie wieder eine Woge des Gestanks. Der Mann mit dem entblößten Geschlechtsteil biß sie ins Ohr und kniete sich dann zwischen ihre Beine. Silvia starrte auf das gerötete Teil, das sich drohend aufrichtete, das immer höher wuchs und gierig zuckte. Und daneben die blutverkrustete Hand, auf der sich lange schwarze Haare wie eine Schlangenbrut ringelten. Sie schloß die Augen, und mit Gewalt spreizte der Mann ihre Schenkel.
    Silvia glaubte, sterben zu müssen. Sie wartete auf den Schmerz, der spitz in sie eindringen mußte, um ihr dann das Becken auseinanderzureißen. Das Schnaufen kam näher. Stumm begann sie, das Ave Maria zu beten. Sie krampfte sich zusammen, und ihre Sinne strömten alle zu der Körperöffnung zwischen ihren Beinen. Plötzlich Hufgetrappel, ein aufwieherndes Pferd, Schreie und Flüche. Sie riß ihre Augen auf, flog zur Seite. Vor ihr, hoch zu Roß, ein Mann, ein junger Edelmann. Ein flammender Retter, von der Jungfrau geschickt, ein Erzengel, ein Gottesstreiter. In seiner Hand hielt er einen Jagdspieß. Hinter ihm tauchten zwei Gehilfen auf.
    Die Wegelagerer stürzten zu ihren Waffen. Da schnellte der Arm des Reiters nach vorne, und schon steckte der Jagdspieß einem der Räuber in der Brust. Der Räuber starrte hoch, aus seinem Mund quoll ein Schwall von Blut, er torkelte einen Schritt vor und brach zusammen. Der Retter riß nun sein Schwert aus der Scheide und trieb sein Pferd direkt auf den zweiten Wegelagerer zu. Dann ließ er sein Roß vor ihm hochsteigen und ausschlagen. Vom Huf an der Schulter getroffen, ging der Mann zu Boden. Inzwischen rangen die Jagdgehilfen mit den zwei restlichen Räubern, und wenig später stürzten auch die Männer, die Wasser hatten holen wollen, aus dem Wald herbei. Blut spritzte Silvia ins Gesicht. Drei Wegelagerer lagen schon reglos auf dem Boden. Der vierte versuchte zu fliehen. Aber der Retter setzte ihm nach, spannte seinen Bogen, und mitten im Galopp ließ er den Pfeil abschwirren. Kopfüber stürzte der Flüchtende zu Boden.
    Silvia war gerettet. Starr lag sie auf dem Rücken, die Bilder des Geschehenen wirbelten zusammen und stürzten ab, ihr wurde schwarz vor Augen. Aber dann war sie wieder da, ganz wach, und wollte aufspringen.
    Rosella wurde losgebunden. Sie lachte und weinte, schluchzte und schrie.
    Silvia griff nach dem Kleid und bedeckte ihre Blöße. Ihr Retter war vom Pferd gestiegen und wies auf die Mutter. »Legt sie in eine Decke!« rief er seinen Gehilfen zu.
    »Mama!« flüsterte Silvia und warf sich auf den leblosen Körper.
    Der rettende Engel nahm sie in den Arm. »Ihr ist nicht mehr zu helfen. Der Herr hat sie zu sich genommen.«
    Silvia drohte zu Boden zu sinken. Er hielt sie. Sie fühlte nichts mehr.
    »Ihr seid gerettet«, flüsterte er.
    Silvia entzog sich seinen Armen und starrte auf die Decke, unter der die Mutter lag.
    Rosella richtete ihr Kleid. Mehrfach warf sie einen forschenden Blick auf den Retter, und als dieser ihn mit einem erstaunten Gesichtsausdruck erwiderte, wandte sie sich wieder Silvia zu. »Meine Kleine«, stieß sie unter Schluchzen hervor. »O Gott, was ist geschehen! Diese Mörderbande!«
    Als Silvia, noch immer am ganzen Körper zitternd, dem Retter dankte, trat er einen Schritt zurück und neigte seinen Kopf. »Mein Name ist Alessandro Farnese. Ich bin apostolischer Skriptor. Ich war auf der Jagd. Zum Glück …«
    »Ich heiße Silvia Ruffini«, brachte sie hervor. »Meine Mutter wollte mit mir nach Bracciano reisen, damit ich …« Ihre Stimme versagte, und der starke Engel nahm sie erneut in die Arme.
    Angeführt von Alessandro Farnese und seinen beiden Jagdgehilfen, ritten sie schließlich nach Rom zurück. Zwei Männer der Schutztruppe verdrückten sich, nachdem sie die Porta del Popolo durchschritten hatten. Die Decke, in die die Mutter eingewickelt war, troff vor Blut. Es lief die Flanke des Maultiers hinab und tropfte auf den Boden. Hinter ihnen eine Blutspur und das Geschrei neugieriger Menschen.
    Als sie das Haus der Ruffini erreichten, tobte die Menge, als wäre sie von einer Hinrichtung angestachelt. Die Mägde stürzten aus dem Portal und schrien auf, die
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