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Bereitwillig (German Edition)

Bereitwillig (German Edition)

Titel: Bereitwillig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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den Aufzug zu. Ben war so perplex, dass er ihr erst nach einigen Sekunden folgte.
    Sie stand vor den geschlossenen Türen und wartete. Ihr Herzschlag ging bedrohlich schnell. Seine Nähe macht dich schwach.
    „Warum hat mein werter Verräter von Freund dich angerufen?“, fragte sie, um wenigstens irgendetwas zu sagen. Ian wird leiden.
    Verlegen strich Ben sich über den Kopf. „Das weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau, er hat sich sehr schwammig ausgedrückt. Er sagte, du hättest irgendeine unsinnige Idee und würdest heute Abend irgendwo hinfahren.“
    „Unsinnige Idee?“, wiederholte Mabel fassungslos, während die Aufzugtüren sich geräuschlos vor ihr öffneten. Ian wird sich wünschen, nie geboren zu sein.
    Sie betrat die kleine Kabine und drückte den Knopf für das Erdgeschoss, Ben stand neben ihr. Zu nah.
    „Was willst du?“
    „Dir erklären, was passiert ist.“
    Bevor er noch etwas sagen konnte, glitten die Aufzugtüren auseinander und Mabel konnte den rettenden Ausgang erkennen. Sie stapfte schnell los und murmelte über die Schulter: „Danke, ich bin nicht interessiert.“  
    Ben versuchte, mit ihr Schritt zu halten. Sie nickte dem Portier zu. Du musst unbedingt daran denken, ihm bei der Rückkehr Bescheid zu geben, dass er und seine Kollegen Ben in Zukunft nicht mehr hereinlassen.  
    Sie trat in die beißende Winterkälte und stieg die sechs Stufen herunter. Auf dem Bürgersteig blieb sie stehen und ließ ihren Blick suchend über die geparkten Autos streifen – noch war kein Taxi zu sehen. Mist!
    „Jetzt warte doch bitte. Du hast das alles völlig falsch verstanden. Bitte, lass’ es mich erklären.“
    Sie seufzte, drehte sich um und schüttelte langsam den Kopf. Sie wäre vielleicht sogar bereit gewesen, ihm zu verzeihen, wenn er eine plausible Erklärung hätte – aber es hatte sie bereits so viel Mühe gekostet, sich ihm überhaupt zu öffnen, dass sie nach diesem Verrat einfach nicht bereit war, sich emotional noch einmal so zu enthüllen. Egal, wie gut er riecht, wie traurig er gerade aussieht oder wie schwer es ist, ohne ihn in deinem Bett zu schlafen.
    Das Motorengeräusch veranlasste sie, den Kopf zu drehen. Das Taxi, endlich! Es hielt direkt vor ihnen und der Fahrer stieg aus, blieb in der geöffneten Tür stehen. Er war ein älterer Mann, dessen graue Haare zerzaust von seinem Kopf abstanden. Er sah aus, als hätte er einen harten Tag gehabt.
    „Taxi für Sinclair?“ Seine Stimme klang knurrig.
    „Ja, ich komme.“ Mabel drehte sich um und überlegte, ob sie noch etwas zu Ben sagen sollte, der ratlos hinter ihr stand. Sie entschied sich dagegen.
    Der Taxifahrer erkundigte sich: „Geht nach Quincy, richtig?“
    Sie nickte und ging auf den Wagen zu, der Fahrer nahm bereits wieder hinter dem Steuer Platz. Doch bevor Mabel die Tür öffnen konnte, baute Ben sich vor ihr auf und fluchte: „Quincy? Verdammt, Mabel! Wo willst du hin?“
    „Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Lass’ mich einsteigen.“ Sie wunderte sich, woher sie ihre Selbstbeherrschung nahm. Ihr war nur noch nach Weinen zumute, dennoch klang ihre Stimme beeindruckend frostig.
    „Nein. Du willst zum Club. Das lasse ich nicht zu.“
    „Du hast mir gar nichts zu sagen.“ Ihre Stimme kam einem bedrohlichen Zischen nahe.
    Der Fahrer räusperte sich und die beiden wandten ihre Köpfe. „Also, Ma’am, ich habe nicht den ganzen Abend Zeit. Ich kann Sie auch beide mitnehmen.“
    „Ja“, antwortete Ben im Bruchteil einer Sekunde.
    „Nein!“
    Der Fahrer sah verwirrt von einem zum anderen. Er kratzte sich am Kopf und fragte: „Sie sind verheiratet, nicht wahr? Mit Verlaub, aber sie klingen schon wie ein altes Ehepaar.“  
    „Nein!“
    Doch Ben sagte schlicht: „Ja.“  
    Mabel verschlug es die Sprache und sie starrte ihn wortlos an. Sie konnte nicht glauben, was hier passierte – geschweige denn, was sie gerade gehört hatte. Hat Ben gerade die Frage, ob ihr verheiratet seid, völlig selbstverständlich mit Ja beantwortet? Sie musste sich verhört haben.
    Wie beim Tennis sprang der Blick des alten Mannes zwischen ihnen hin und her. „Was denn jetzt? Das ist meine letzte Tour heute – wäre wirklich nett, wenn Sie sich entscheiden könnten.“ Wieder kratzte er sich am Kopf. „Brauchen Sie das Taxi?“
    „Ja!“, rief Mabel.
    Es begann zu regnen. Ben drückte dem Fahrer einen Geldschein in die Hand und sagte: „Nein. Entschuldigen Sie vielmals die Umstände – Sie können Feierabend machen.“

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