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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"
Autoren: Jennifer Blake
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liebte, hatte sie davon abgehalten, nach ihrer Scheidung weiterhin dort zu leben.
    Das Windsor Court mit seinem überdachten Innenhof und dem roséfarbenen Springbrunnen aus Granit sowie dem riesigen Strauß aus rosa Rosen in der Lobby war eins ihrer Lieblingshotels. Sie wusste die ruhige Eleganz und den Blick aufs Wasser zu schätzen, den sie von der Ecksuite, die sie üblicherweise buchte, aus hatte, und wenn sie ankam, war es immer, als käme sie nach Hause. Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, den Nachmittagstee unten im Salon neben der Eingangshalle einzunehmen. Weil sie das Mittagessen hatte ausfallen lassen, eilte sie jetzt in diese Richtung.
    Sie nahm in einem mit Dekostoff bezogenen Sessel Platz, lehnte sich zurück und spürte, wie sie sich unter dem Einfluss der diskreten Bedienung, des feinen Leinens, des hauchdünnen Porzellans und den leisen Mozartklängen, die ein Harfenist am Fenster seinem Instrument entlockte, langsam entspannte. Mit ihrem Lieblingstee Earl Grey vor sich, neben dem ein silbernes Tablett mit Gurkensandwichs, warmem Teegebäck mit Schlagsahne und Marmelade und mit Trüffelschokolade überzogenen Erdbeeren stand, begann sie zu hoffen, dass das Wochenende vielleicht doch nicht so schlecht werden würde.
    Nach dem Tee rief sie eine Freundin an, die sie, wenn sie in der Stadt war, stets besuchte. Julianne Cazenave war zu Hause und sehnte sich nach einem bisschen Klatsch, wie sie sagte. Sie versprach, den Pfefferminzjulep fertig zu haben, wenn April kam.
    Als April wenig später die Canal Street überquerte und ins French Quarter einbog, drangen die Klänge einer Jazzband an ihr Ohr. Sie schienen aus den dunklen, Alkoholdunst ausströmenden Tiefen einer Bar zu kommen, deren Türen weit offen standen. Der Song, eine verzwickte Version eines Stücks von Louis Armstrong, folgte ihr, während sie die Straße entlangging. April passte ihr Tempo dem Rhythmus an. Sie fühlte sich anonym in der Touristenmenge und den Einheimischen, die sich im Lauf der Zeit so an die Besucher gewöhnt hatten, dass sie ihnen keine Aufmerksamkeit mehr schenkten. Kaum jemand wusste, wo sie im Moment war, einschließlich des Anrufers mit dem Hormonstau. Dieses Wissen ließ ihre Stimmung noch ein bisschen mehr steigen.
    Aber es gab eine Person, die vermutlich ganz genau wusste, wo sie sich aufhielt. Luke hatte sie kurz vor ihrem Aufbruch angerufen und ihr auf seine übliche großspurige Art dringend nahe gelegt, zu Hause zu bleiben, damit er sie im Auge behalten könne. Natürlich hatte sie sich geweigert und ihn kühl informiert, dass es im Windsor Court erstklassige Sicherheitsvorkehrungen gäbe. Immerhin stiegen alle möglichen Staatsoberhäupter dort ab, für deren Sicherheit man garantieren musste. Sie konnte einfach nicht in ständiger Angst leben. Und dass sie jetzt, nachdem Luke Benedict sich eingemischt hatte, umso mehr entschlossen war, ihre Termine einzuhalten, blieb ihr Geheimnis.
    Juliannes Wohnung lag auf der Saint Louis gleich neben einem der berühmtesten Restaurants des Viertels. Während April auf den Klingelknopf drückte und wartete, stieg ihr der Duft nach Kaffee, frisch gebackenem Brot, gebratenen Zwiebeln und karamellisiertem Zucker in die Nase. In diese Gerüche mischte sich der süße Duft der Schmetterlingslilien aus dem Garten daneben. Sie verzog die Lippen zu einem Lächeln. Selbst mit verbundenen Augen würde sie wissen, dass sie in New Orleans war.
    Als der Öffner summte, drückte sie die Tür auf und betrat den langen, mit Steinplatten belegten Flur, an dessen Ende ein von weichem Licht überfluteter, üppig grüner Innenhof lag.
    „Hier oben,
chère
!“
    April drehte sich um und schaute zu dem Balkon hinauf. Als sie den farbenprächtigen Fleck entdeckte, der sich als einer der Sarongs herausstellte, die Julianne üblicherweise trug, winkte sie der Freundin zu, dann ging sie zu der Treppe, die in den ersten Stock hinaufführte.
    „Es ist einfach zu heiß, um im Garten zu sitzen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus“, sagte Julianne beim Öffnen.
    „Überhaupt nicht.“ April nahm den Pfefferminzjulep entgegen, den Julianne ihr in die Hand drückte, und trank durstig einen großen Schluck. In den Straßen war es grausam heiß gewesen, obwohl ihr das erst jetzt in der angenehm kühlen Wohnung richtig auffiel.
    „Es ist wirklich fantastisch, dass du dich mal wieder hier blicken lässt“, fuhr Julianne fort. „Komm mit in den Salon und erzähl mir, was dich in die Stadt
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