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Belohnung

Belohnung

Titel: Belohnung
Autoren: Lindsay Gordon
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strich eine Locke ihres Haares hinter ihr Ohr. »Machen wir, dass wir hier wegkommen. Ich suche uns noch eine Waschgelegenheit. Dann können wir reden.«
    Er wartete auf sie vor den Toiletten. Das Flutlicht in der Arena ging an. Der Geruch von warmem Bier vermischte sich mit dem Mief von verkohltem Barbecue und angebranntem Kuchen.
    »Hey, Cauy.«
    Sein langjähriger Zimmernachbar und World-Champion-Kollege, Jack Kenyon, winkte ihm zu.
    »Du bist in fünf Minuten an der Reihe. Du stehst in Schleuse drei. Okay?«
    Cauy nickte und sah auf die lange Reihe von Frauen, die wegen eines Toilettenbesuchs anstanden. Warum dauerte es bei ihnen immer so lange?
    Er hatte einem Showritt zusammen mit den aktuellen Rodeo-Stars zugestimmt. Diese Einladung hatte ihm den Vorwand geliefert, in seine Heimatstadt zurückzukehren, um allen zu zeigen, dass er trotz aller finsteren Prognosen ein Star geworden war. Natürlich auch, um vor Jen zu glänzen.
    Die Erektion meldete sich in seiner Jeans zurück. Verflucht, er wollte sie schon wieder. Diese Fünfminutennummer hatte ihn an ihre Teenagerjahre erinnert, wo sie auch nie länger Zeit dafür gehabt hatten. Nun wünschte er sich nichts mehr, als sie auf schöne seidene Bettwäsche zu legen und unendlich lange ihren Körper zu erforschen.
    »Cauy!«, schrie Jack erneut.
    Diesmal hob Cauy eine Hand zur Bestätigung. Er konnte seine Sponsoren nicht verprellen. Sie hatten ihn für seinen 82. Auftritt verdammt gut bezahlt. Trotzdem murrte Cauy und begab sich fluchend zu den Schleusen. Würde Jen auf ihn warten, oder hatte er seine Chance verpasst? Elender Mist. Vielleicht glaubte sie, er habe nur seinen Spaß mit ihr haben wollen und kein Interesse daran, mit ihr zu reden.
    Der Stadionsprecher rief seinen Namen auf, die Zuschauer applaudierten. Er begrüßte sie, indem er seinen Stetson in das Rund der Arena schwenkte. Jen würde niemals den Adrenalinschub begreifen, den ihm ein wilder Ritt verschaffte. Es kam dem fantastischen Sex sehr nahe, auch wenn er beides nicht vergleichen wollte.
    Er glitt vorsichtig auf den schmalen Sattel, umsichtig mit dem jungen, wilden Pferd unter sich. Er wollte dem Tier gleich zeigen, womit er sein Geld verdiente. Aber er wusste auch: Eine falsche Bewegung, und das Vieh warf ihn ab und trampelte auf ihm herum und brach ihm jeden Knochen im Leib. Cauy wollte sich gar nicht vorstellen, was alles noch passieren konnte. Wilde Pferde waren immer unberechenbar. Daher stellte sich nie die Frage, ob man gut genug war, um oben auf dem Pferd zu bleiben, sondern vielmehr, wie schnell es einen abwarf. Sein Job war es, schnell genug zu reagieren, um das Unausweichliche der längsten acht Sekunden seines Lebens hinauszuzögern.
    Er rammte seinen Stetson fest auf den Kopf und gab dem Mann am Schleusengatter ein Zeichen. Selbstsicher wie ein Spitzentänzer erwartete er die Reaktion seines Pferdes. Einen ersten verrückten Satz nach links, dann ein kurzes Aufbäumen auf den Hinterbeinen – und es rannte los. Er versuchte immer, den Eindruck zu erwecken, dass alles ganz einfach sei. Punkte wurden sowohl für den Stil als auch für den größten Mut vergeben. Der Schluss-Summer ging im Gejohle der Menge fast unter. Er hielt einen Moment inne, schwang sich dann mit dem für ihn typischen Absprung vom Pferd und landete sicher auf beiden Füßen im Dreck der Arena. Sein grinsendes Gesicht blickte groß vom Arenabildschirm. Er zog seinen Stetson und fuhr sich mit einer Hand durch das verschwitzte braune Haar. Auf dem Bildschirm wirkten seine haselnussbrauen Augen grün. Passend zu dem von seinen Sponsoren extra für ihn neu entworfenen T-Shirt.
    Er unterschrieb weitere Autogrammkarten und erhielt ungebeten einige neue Telefonnummern, die ihm von Frauen, die am Eingang herumhingen, in die Taschen seiner Jeans gesteckt wurden. Mit einem letzten Lächeln wandte er sich zu den von Zuschauern umringten Getränkeständen.
    »Eine perfekte Show, die du da hingelegt hast.«
    Zu seiner Überraschung stand Jen vor ihm. Sie schaute ihn ernsthaft an, ihren Schmollmund hatte sie mit einem roten Lippenstift frisch nachgezogen. »Fast kann ich verstehen, warum du gegangen bist.«
    »Du wolltest auch weggehen, erinnerst du dich? Dein Plan war doch, zum College zu gehen, zu heiraten und in eine große Stadt zu ziehen.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Was soll ich sagen? Irgendwie kam es mir nicht mehr so verlockend vor, nachdem du nicht mehr da warst.«
    Er rang sich ein Lächeln ab. »Also Jen,
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