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Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns

Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns

Titel: Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns
Autoren: Ephraim Kishon
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findest! Hohoho...«:
    Ja, so sind sie, unsere stämmigen, breitschultrigen, von keiner Hemmung belasteten Naturburschen, die neue Generation, die neue Rasse, der neue Mensch. Man hat den Eindruck, daß keine Macht der Welt mit ihnen fertigwerden könnte.
    Dieser Eindruck wird durch die Tatsachen erhärtet.
    Auf dem letzten Protestmeeting unseres Häuserblocks betraute man mich mit der ehrenvollen Aufgabe, vom Städtischen Gesundheitsamt die Einstellung der allnächtlichen Erdbebenkatastrophen zu verlangen. Ich rief den Abteilungsvorstand an und begann meine wohlvorbereitete Anklagerede.
    Noch ehe ich beim ersten meiner bildkräftigen Vergleiche angelangt war, unterbrach er mich:
    »Mir brauchen Sie nichts zu erzählen. Ich bekomme das jeden Morgen zu hören. Sie werden verrückt, sagen Sie? Ich werde verrückt .«
    Der Sommer kam, und mit ihm kamen die Nächte, in denen man - wenn überhaupt - nur bei offenem Fenster schlafen kann. Wir schickten eine von allen schreibfähigen Anrainern unterzeichnete Petition an die Behörde, blieben jedoch ohne Antwort. Die Aufräumefrau, die dreimal wöchentlich zu den Zieglers kommt und eine Wohnungsnachbarin des Trittbrett-Tarzans ist, empfahl uns, nichts zu unternehmen, weil die Vier davon Wind bekommen und dann noch größeren Lärm machen würden. Auch der Rechtsanwalt, den wir heranzogen, wußte uns nichts Besseres zu raten, als daß wir das Wochenende in Jerusalem verbringen sollten, weil dort die Müllabfuhr häufig durch Streiks lahmgelegt ist.
    Wir versuchten es mit Wattebäuschen, die wir uns in die Ohren stopften und die anfänglich einen gewissen Sordino-Effekt bewirkten. Aber schon das erste »Hey!« schnitt durch sie hindurch wie ein scharfes Messer durch weiche Butter.
    Auf unserer letzten Protestversammlung hielt der angesehene Mediziner Dr. Wasserlauf einen visionären Vortrag:
    »Die chronische Schlaflosigkeit und die traumatischen Schocks, unter denen wir zu leiden haben, werden früher oder später die Funktionsfähigkeit unserer Gehirnganglien beeinträchtigen. Ich bin überzeugt, daß bei unseren Kindern und in noch höherem Maß bei unseren Enkeln bestimmte Degenerationserscheinungen nicht aufzuhalten sind und daß die Müllabfuhr letzten Endes eine bedrohliche Senkung des allgemeinen intellektuellen Niveaus zur Folge haben wird .«
    Vor unserem geistigen Auge erschienen Scharen von Enkelkindern, sahen uns stumm und vorwurfsvoll an und verschwanden mit kuriosen Bocksprüngen im nahen Wald.
    Es mußte etwas geschehen.
    Wäre es nicht am besten, mit den Leuten zu reden? Das entspräche nicht nur unseren demokratischen Grundsätzen, sondern vor allem der menschlichen Würde, die ja auch dem Müllabfuhr-Personal als unveräußerliches Recht eingepflanzt ist. Ganz im geheimen empfanden wir tiefe Bewunderung für jene vier Aufrechten, die schon im frühen Morgendämmer ihre schwere Arbeit verrichteten, während wir nichtsnutzige Schmarotzer in unseren weichen, weißen Betten wohlig bis 5 Uhr 25 schnarchten. Es wurde beschlossen, die Sache psychologisch anzugehen. Wir mußten zu den Herzen der Vier einen Weg finden. Geld spielt keine Rolle.
    An einem der nächsten Tage enthielt der Text der allmorgendlichen Lärmsendung eine Variante:
    »Hey!« dröhnte es vom Trittbrett zu den Kübeln. »Langsam wird’s kalt! Kalt wird’s langsam!«
    »Hey!« donnerte es zur Antwort. »Kauf dir einen Pullover! Kauf dir einen!«
    »Pullover? Sagst du Pullover hast du gesagt? Hey! Wo soll ich einen Pullover hernehmen, wo?«
    Wir handelten unverzüglich. Wir handelten im Interesse unserer Nachkommen, im Interesse der Zukunft späterer Generationen, im Interesse des Friedens im Nahen Osten. Aus den Geldern des eigens für diese Zwecke angelegten »Reinigungs-Fonds« kaufte Frau Kalaniot einen knallroten
    Pullover (Übergröße), und Felix Seelig begab sich an der Spitze einer Delegation zum Wohnhaus des TrittbrettTarzans, der seine Rührung kaum verheimlichen konnte. Er zeigte volles Verständnis für den von Felix Seelig vorsichtig formulierten Hinweis, daß warme Kleider bekanntlich zur Schaffung einer ruhigeren Atmosphäre beitrügen, dankte der Delegation in stockenden, ungefügen Worten und versprach, auch seine Mitarbeiter entsprechend zu informieren.
    Am nächsten Morgen um 5 Uhr 25 wurde Frau Kalaniot durch ein Gebrüll von noch nicht dagewesener Unmenschlichkeit aus ihrem Bett geschleudert: »Hey! Die haben mir diesen Pullover gekauft haben sie! Diesen roten
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