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Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns

Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns

Titel: Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns
Autoren: Ephraim Kishon
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zugeschlagen.
    Seither kommt der Hausierer ungefähr alle drei Wochen in unser Haus, läutet an den Türen, sagt sein Sprüchlein auf, wartet, bis die Tür zugeschlagen wird, und geht ab. Einmal, von einer jähen menschlichen Regung überwältigt, wollte ihm die beste Ehefrau von allen ein paar Münzen zustecken. Er wies sie entrüstet zurück, belehrte uns, daß er kein Bettler sei, und schlug die Tür zu.
    Gestern läutete er wieder an: »Seife? Rasierklingen?«
    Mich packte die Abenteuerlust: »Ja. Geben Sie mir eine Rasierklinge.«
    »Zahnbürsten?« fragte er unbeirrt weiter.
    »Ich wollte eine Rasierklinge haben.«
    »Kämme?«
    »Verstehen Sie nicht? Sie sollen mir eine Rasierklinge geben!«
    »Was?«
    »Eine Rasierklinge!!«
    Grenzenlose Verblüffung malte sich auf seinem Gesicht: »Warum?«
    »Eine neue Rasierklinge! Ich - will - von Ihnen - eine Rasierklinge - kaufen! Jetzt!«
    »Toilette ...«:, wimmerte der Hausierer. »Papier ...«
    Ich riß ihm den Koffer aus der Hand und öffnete ihn. Der Koffer war leer. Vollkommen leer.
    »Was - was heißt das?«
    Seine Adern schwollen zornig an: »Was heißt das: was heißt das? Noch nie hat jemand etwas von mir gekauft. Keine Seife, keine Zahnbürsten, keine Rasierklingen, nichts. Wozu soll ich das ganze Zeug mit mir herumschleppen?«
    »Ich verstehe«, lenkte ich mit besänftigender Stimme ein. »Aber warum steigen Sie denn dann die vielen Stiegen hinauf und läuten an jeder Tür?«
    »Weil man sich irgendwie sein Brot verdienen muß, Herr!« sagte der Hausierer. Dann drehte er sich um und läutete nebenan bei Seelig.

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Hair
    Rein theoretisch kann natürlich ein Familienvater noch Haare auf dem Kopf haben. In diesem speziellen Fall ist eine ausgesuchte fachmännische Behandlung unerläßlich.
    Der Friseurladen, in dem ich persönlich Stammkunde bin, zählt vielleicht nicht zu den luxuriösesten im Küstengebiet des Mittelmeeres, aber er hat alles, was man für einen erfolgreichen Haarschnitt braucht: drei Sessel, drei Waschbecken und ein kleines Glöckchen, welches klingelt, wenn man die Türe öffnet. Als ich dieses Glöckchen das erste Mal zum Klingeln brachte, empfing mich ein ältlicher Haarkünstler mit 98prozentiger Glatze, deutete auf einen der drei leeren Sessel und sagte: »Bitte sehr.«
    Ich gab mich in seine Hände, nicht ohne ihm mitzuteilen, daß ich keinen richtigen Haarschnitt wünschte, sondern lediglich »Façon«, da die beste Ehefrau von allen es liebe, wenn ich mein Haar lang und seidig trage. Das nahm er mit verständnisvollem Nicken zur Kenntnis.
    Fünfzehn Minuten später sah ich aus wie ein Rekrut am Beginn der Ausbildung. Die Füße des kahlen Figaro versanken bis zu den Knöcheln in meinen massakrierten Locken, und sein Gesicht strahlte vor Befriedigung über die geleistete Arbeit. Er ließ mich wissen, daß er nicht der Chef sei, strich das Trinkgeld ein und öffnete mir die Tür. Ich hegte keinen wirklichen Groll gegen ihn. Es war klar, daß er unter einem unwiderstehlichen psychologischen Zwang gehandelt hatte. Er hieß, auch das war klar, Grienspan.
    Ungefähr zwei Monate später, als ich mein menschliches Aussehen halbwegs zurückgewonnen hatte, kam ich wieder. Grienspan war mit einem anderen Kunden beschäftigt, aber sein neben ihm stehender Kollege, ein dürrer Mann mit dicken Brillengläsern, deutete auf einen leeren Sessel und sagte: »Bitte sehr.«
    Ich war entschlossen, mich auf keine Experimente einzulassen und dem kahlköpfigen Grienspan treu zu bleiben. Da ich mit seinen Komplexen bereits vertraut war, konnte ich sie diesmal vielleicht neutralisieren.
    »Vielen Dank«, beschied ich den Dürren, indem ich mich niederließ. »Ich warte auf Ihren Freund.«
    Daraufhin stopfte mir der Dürre einen Frisierumhang in den Kragen und griff zur Schere.
    Ich wiederholte, daß ich auf seinen Freund warten wollte.
    »Jawohl«, nickte er und grinste sein freundlichstes Grinsen. »Jawohl, okay.«
    »Er ist erst vorige Woche eingewandert«, erläuterte Grienspan. »Er spricht noch nicht Hebräisch.«
    Mein Widerstand war im Augenblick gebrochen. Hier ging es darum, einem neuen Bürger des Landes die Wege zu ebnen, hier ging es um Schmelztiegel und Heimatgefühl, und ich wäre der letzte, der einen strebsamen Handwerker darunter leiden lassen wollte, daß er noch mit Sprachschwierigkeiten zu kämpfen hatte.
    Ich überließ mich also dem Einwanderer und versuchte ihm unter Aufbietung meiner gesamtrumänischen
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