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Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Titel: Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
Autoren: Jill Mansell
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jetzt etwas unheimlich. Arbeitete Clarice in ihrer Freizeit als Hellseherin? »Ja, das stimmt«, sagte Cleo. »Am 25. August. Woher wissen Sie das?«
    Clarice wirkte sehr zufrieden mit sich selbst. »Wir sind uns schon einmal begegnet, Liebes.«
    »Ja, bei der Beerdigung von Lawrence. Ich habe Sie in der Kirche und hinterher im Hollybush-Pub gesehen, aber wir hatten nicht die Gelegenheit, miteinander zu reden …«
    »Nein, nicht dort. Vor vielen Jahren.« Clarice betrachtete sie amüsiert. »Ist schon gut, ich bin unfair. Sie können sich daran nicht erinnern. Ehrlich gesagt, war es ja auch vor Ihrer Geburt.«
    Cleo stutzte. Jetzt wanderten sie in den Bereich des Bizarren. Vorsichtig meinte sie: »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Ich war hier zu Besuch bei Lawrence und seiner Familie. Es war Mitte August, und auf dem Dorfanger fand ein Sommerfest statt. Es war ein sonniger Tag«, erinnerte sich Clarice. »Sehr heiß. Ich hielt Johnny im Arm, und er versuchte ständig, sich den kleinen Sonnenhut vom Kopf zu zerren.«
    Das Bild von Johnny mit Baumwollsonnenmütze würde Cleo von nun an in ihrem Herzen bewegen. »Und weiter?«
    »Ich unterhielt mich gerade mit Johnnys Mutter, als ein Mann auf uns zutrat. Seine Frau war schwanger, und sie war völlig außer sich, weil sie kurz vor der Niederkunft stand, aber das Baby sich nicht mehr bewegte. Sie waren beide außer sich, machten sich unglaubliche Sorgen, aber es war Sonntag, und da hatte keine Arztpraxis geöffnet. Sie fürchteten, dass etwas mit dem Baby nicht in Ordnung sein könnte. Also bot ich an, seine Frau zu untersuchen.«
    Endlich stellte Cleo einen Zusammenhang her. »Sie sind Ärztin.«
    »Ich war Geburtshelferin«, korrigierte sie Clarice knapp. »Das Paar hieß Quinn. Wir gingen zu ihrem Cottage auf der anderen Seite der Dorfwiese, und ich untersuchte Ihre Mutter, an deren Namen ich mich erinnere, weil das der Name meiner damaligen Sekretärin war. Und ich konnte Belinda versichern, dass Sie da drin am Leben waren. Ich habe Sie sogar aufgeweckt, und Sie fingen an, mit den Beinchen auszuschlagen wie ein Esel. Ihre Eltern waren unglaublich erleichtert. Sie waren ein heißersehntes Baby, müssen Sie wissen. Tja, das war es.« Clarice lächelte selbstzufrieden. »Und etwa eine Woche später rief Lawrence mich an, um mir zu sagen, dass Belinda Quinn ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht hatte. Sie und ich mögen also nicht viel miteinander geredet haben, aber ich habe Ihnen einen ordentlichen Klaps versetzt, und Sie haben mich im Gegenzug getreten, was nur fair … Großer Gott!« Sie schwieg abrupt. »Mein liebes Kind, weinen Sie etwa?«
    Cleo schüttelte peinlich berührt den Kopf. »Nein, eigentlich nicht …« Sie wischte sich mit dem Handrücken über die feuchte Wange. »Also gut, vielleicht ein bisschen …«
    »Ich bin ja nun schon einige Jahre in Ruhestand, aber ich weiß noch, wie Tränen aussehen. Tut mir leid, meine Liebe, habe ich etwas Falsches gesagt? Ich wollte Sie nicht beunruhigen.«
    »Ist schon in Ordnung, es geht mir gut.« Dieses Mal brachte Cleo ein Lächeln zustande. »Tut mir leid. Meine Mum starb, als ich elf war, darum ist es schön, wenn Sie so nett von ihr reden.«
    »Sie war ja auch eine nette Frau. Sehr dankbar. Ich habe ihr gern geholfen. Und jetzt seien Sie ein Engel und holen Sie mir aus der Küche Käse und Cracker. Dann plaudern wir ein wenig über Sie. Und ach, hier …« Diamanten funkelten an Clarices arthritischen Fingern auf, als sie Cleo ihr leeres Whiskyglas entgegenhielt. »Schenken Sie mir nach, meine Liebe, wenn Sie so freundlich wären.«

    Johnny und Honor kamen kurz vor Mitternacht zurück.
    »Wir sind zu Hause!«, sang Honor, und Cleo sank der Mut, weil sie es so sagte, als ob sie es auch so meinte. Ravenswood war jetzt ihr Zuhause, und sie und Johnny waren ein richtiges Paar. Ein einmaliges, atemberaubendes Paar von unglaublicher Strahlkraft.
    Johnny musterte sie von der Tür. »Alles in Ordnung?«
    »Perfekt. Wir hatten einen wunderbaren Abend.« Clarice tätschelte Cleos Hand. »Ich hätte mir keinen netteren Babysitter vorstellen können.«
    Er lächelte. »Gut.«
    »Und was ist mit euch?«
    »Großartig.« Johnny zuckte mit den Schultern. »Der Abend war ein Erfolg. Die Kunstwerke waren … interessant.«
    »Es war moderne Kunst«, ergänzte Honor. »Im Grunde sahen alle Bilder so aus, als hätte eine Horde besoffener Affen sie gemalt. Farbkleckse, wohin man auch sah. Aber wir haben haufenweise Spenden
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