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Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition)

Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition)

Titel: Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition)
Autoren: Inka Loreen Minden
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»Welcher?«
    »Die Unterwelt« , sagte Za har ehrfürchtig.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe Schauergeschichten gehört, als ich noch im Klan gelebt habe, über Gargoyles, die von Dämonen entführt wurden. Bis in die Unterwelt dringt kein Sonnenstrahl.«
    »Warum sollten sie euch entführen?«
    »Um uns zu demütigen. Sie hassen uns, sie versklaven uns.«
    David lief es eiskalt das Rückgrat hinunter. Niemals würde er zulassen, dass Zahar dieses Schicksal widerfuhr.
    »Spürst du schon was?« Er musterte Zahar, der nach Luft schnappte.
    »Meine Haut kribbelt. Es geht gleich los!« Hastig schaute er sich um und lief schließlich zur Tür. Davor hockte er sich hi n.
    Als die Sonne aus dem Meer tauchte und ihre Strahlen über das Wasser schickte, verwandelte sich Zahar. Pünktlich, ohne Verzögerung. Er musste sich getäuscht haben.
    David strich über die harte graue Schulter mit dem versteinerten Hemd. »Schlaf gut, mein Retter. Wir sehen uns später.«
    Gähnend entkleidete er sich, schloss die Vorhänge und kroch unter die sauberen Laken des Bettes, das sich näher bei Zahar befand. Die Nacht war lang gewesen, seine Glieder schwer wie Blei. Rasch schlief er ein, doch es kam ihm vor, als wäre nur eine Stunde vergangen, als Lärm vor dem Hotel ihn weckte. David griff nach seiner Taschenuhr, die er auf dem Nachttisch platziert hatte, und wankte zum Fenster. Es war tatsächlich erst früher Vormittag, nur vor dem Gebäude ging es zu wie auf dem Großmarkt. David musste schlafen, denn er wollte nachts mit Zahar reden, seine Anwesenheit genießen. Also taumelte er wieder ins Bett und steckte den Kopf unter das Kissen.
    Eine gefühlte Stunde später gab er auf und zog sich an. Lo ndon war schon laut, aber das Geschrei der Hafenarbeiter, das Pfeifen der einfahrenden Züge und das Stimmengewirr zahlreicher Gäste, die vor dem Hotel redeten und in dem Gebäude durch die Gänge marschierten, bauten sich zu einem gewaltigen Lärmpegel auf. David beneidete Zahar fast für seine Verwandlung. Ihn konnte nichts aus der Ruhe bringen. Da her beschloss David, sich den Hafen anzusehen und es später noch einmal mit dem Schlafen zu probieren. Leider hatte sich Zahar genau vor die Zimmertür gesetzt, sodass niemand herein oder hinaus kam. Sein Beschützer.
    Schmunzelnd legte David die Hände an den versteinerten Körper, um ihn auf die Seite zu schieben. Was kein leichtes Unterfangen war. Zah ar schien eine Tonne zu wiegen! Immerhin hatte er die Krallen nicht in den Holzboden geschlagen. David hatte ihn bereits in seinem Haus gebeten, davon abzusehen. Granny würde einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn sie die Löcher bemerkte.
    Schließlich schaffte er es, Zahar zu verrücken, sodass er durch einen Spalt in der Tür entwischen konnte. Das würde seinem Wächter nicht gefallen, aber in dem kleinen Zimmer würde er noch verrückt werden.
    David eilte vorbei an abreisenden Gästen, Zimmermädchen sowie Dienern, und stieg hinunter in den ersten Stock.
    Das Hotel war auf dieser Etage durch eine gläserne Brücke, die über die Straße führte, mit der Town Station verbunden. So konnten Reisende, die über den Kanal mussten, auf direktem Wege vom Hotel auf den Pier gelangen, an dem die Fährschiffe lagen.
    Einen Moment lang bewunderte David die Aussicht von der Brücke, bevor er auf den gewaltigen Steg schritt und sich an das Geländer lehnte. Der Himmel besaß eine intensivblaue Farbe und weiße Wolken hingen wie aufgeplatzte Baumwollkapseln darin. Wenn Zahar diese Farben sehen könnte … Tief atmete David die salzige Luft ein und mit ihm Dampf sowie Rauch, den die Dampffähren und Lokomotiven hinterließen. Es roch nach Abenteuer. Davids Herz pochte heftiger.
    Möwen drehten kreischend ihre Runden über den Köpfen der Reisenden und stürzten sich hinab, sobald sie etwas Essbares fanden. Interessiert schaute David einem Fährdampfer zu, den er von Weitem kommen sah. Er hatte zusätzlich Segel gesetzt. Bald würde David sich mit Zahar ebenfalls au f solch einem Schiff befinden. Noch nie war David über das Wasser gereist. Auf der anderen Seite lag Frankreich und vielleicht alle Antworten auf seine Fragen.
    Plötzlich überliefen ihn eiskalte Schauder. In seinem Nacken kribbelte es. David drehte sich um und fühlte sich beobachtet, doch er sah niemanden, der ihn anstarrte. Das ungute Gefühl reifte beinahe zu Panik heran; sein Herz raste. Er musste zurück, zu Zahar!
    Abrupt sprintete er los und rempelte gegen einen jungen Mann, der
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