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Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition)

Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition)

Titel: Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition)
Autoren: Inka Loreen Minden
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erleben. Er würde alles dafür tun. »Es gab einen Auftragge ber«, sagte er zö gerlich. »Ich habe ihn gesehen.«
    David ließ die Zeitung fallen. »Was?« Seine Finger gruben sich in Zahars Unterarm. »Wieso sagst du mir das erst jetzt?«
    Seine Kehle zog sich zusammen. »Ich … durfte nicht.«
    Zahar erinnerte sich noch zu gut. Nachdem er David vor dem Krankenhaus abgelegt und nach Hilfe gerufen hatte, war er sofort zum Tatort zurückgeeilt und der Spur des Mannes gefolgt, der brennend davongelaufen war. Zahar fand den verkohlten Umhang in einer Seitenstraße. Der Geruch von verbranntem Fleisch ätzte sich in seine Nase. Es war nicht schwer, den Mörder aufzuspüren. Zahar fand ihn am Ufer der Themse bei einem Anlegesteg, wo er sich mit einem hochgewachsenen, hageren Mann unterhielt. Auf dem dunklen Fluss lag ein großes Boot. Zahar wusste sofort, was gespielt wurde und beobachtete die Szene, versteckt hinter dichten Büschen.
    Der Mann mit den Brandblasen auf der Wange streckte der hageren Gestalt seine Hand hin. »Ich will mein Geld.«
    »Ich gebe dir das hier«, erwiderte der Auftraggeber und rammte dem Mann ein Messer in den Bauch.
    Gekrümmt sackte er zusammen. Die große Gestalt beförderte ihn mit einem Tritt in den Fluss und beeilte sich, auf das Boot zu kommen. Zahar wollte ihm hinterher, Rache üben, doch da wurde er in die Büsche zurückgerissen.
    »Du hast schon genug Spuren hinterlassen«, knurrte jemand an seinem Ohr. »Du hättest dich nicht zeigen sollen.«
    »Dann wäre der Junge gestorben!« Zahar wirbelte herum und blickte in das erzürnte Gesicht von Nuriel. Er und sein Weibchen Zuhra hatten im Klan eine hohe Position inne. Zuhra war jedoch einige Tage verschwunden gewesen und geschwächt und verletzt wieder aufgetaucht. Nuriel hatte sich seitdem verändert, war aggressiver und launischer geworden; Zuhra wirkte eingeschüchtert und war sehr still. Niemand wusste, was ihr zugestoßen war.
    »Der Junge hat dich gesehen!« Bedrohlich ragte Nuriel vor ihm auf und sah mit den riesigen Pranken und spitzen Hörnern Furcht einflößend aus. »Du wirst dich von ihm fernhalten, verstanden?«
    Mechanisch nickte Zahar.
    »Er wird uns verraten. W enn er nach seinem Vater kommt, wird e r uns alle gefährden.«
    Zahars Ohren zuckten. »Du kanntest seinen Vater?«
    Nuriel antwortete nicht auf seine Frage, sondern sagte stattdessen: »Ich habe die Leiche verschwinden lassen.«
    »Danke.« Zahar atmete auf. »Und was passiert jetzt? Werde ich bestraft?« Einen Menschen zu töten, war ihm verboten. »Ich hatte keine Wahl!«
    »Der Bruderschaft wird das nicht gefallen, aber vielleicht können wir das unter uns regeln. Kein Wort, zu niemandem, hörst du! Und ich werde keinem erzählen, dass du einen Menschen getötet hast.«
    »Ich werde schweigen.«
    »Und halte dich von dem Jungen fern. Er bringt Unglück.« Nuriel packte ihn am Arm. »Nun weg hier, bevor uns jemand sieht.«

Wie viel davon sollte er David erzählen? Und warum sollte er, genau wie sein Vater, eine Gefahr für ihren Klan sein? David hatte mit ihnen nichts zu schaffen! Da war sich Zahar sicher, schließlich hatte er ihn lange genug beobachtet.
    »Ich habe den Mann verfolgt, der das Buch hatte, und seine Fährte wieder aufgenommen«, sagte er David.
    »Hat er überlebt?«
    »Ja, und er hat das Buch einem Mann übergeben, der an der Themse mit einem Boot wartete.«
    David versteifte sich. »Wer war das? Bannister?«
    »Ich weiß es nic ht«, erwiderte Zahar. »Er war groß und dünn. Bevor ich zu ihm konnte, wurde ich aufgehalten.« Er seufzte. »Ein höher gestelltes Männchen meines Klans warnte mich. Ich hatte einen Menschen getötet, wurde gesehen. Von dir und vielleicht von anderen, die an der dunklen Gasse vorbeigingen. Ich sollte mich in Zukunft von dir fernhalten.«
    »Haben sie dich verstoßen?«, fragte David leise.
    Zahar schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin irgendwann gegangen, weil ich nicht von deiner Seite weichen wollte und sie das nicht erfahren sollten.«
    David blickte ihn tief und voller Dankbarkeit an. In seinen grünen Augen schimmerte es. »Hast du jemals … meinetwegen … weitere Menschen …« Seine Stimme brach.
    »Keine Menschen, aber Dämonen, die ich dir auf deinen nächtlichen Streifzügen vom Hals gehalten habe.«
    Hektisch fuhr sich David durchs Haar. »Granny hatte gesagt, sie könnten hinter mir her sein.«
    »Warum?«
    »Das will ich herausfinden«, sagte David und legte eine Hand auf seine Schulter. »Ich
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