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Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)
Autoren: Angelika Lauriel
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dass ich so früh losgefahren bin,
denn in der Stadt ist Hochbetrieb! Der Große Markt ist fast dicht. Die Sonntagsmesse
in der Ludwigskirche scheint gerade zu Ende zu sein; die Leute gehen zu ihren Autos.
Trotzdem drehe ich mehrere Runden, ohne eine freie Lücke zu entdecken. Dafür sehe
ich ein bekanntes Gesicht: Maurice geht aus Richtung der Kirche zum Parkplatz. Er
sieht mich nicht, anscheinend bewegt er sich zielstrebig auf jemanden zu, den er
kennt. Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. Fast halb. Ob Frank schon da ist? Da
wird eine Lücke frei! Rasch setze ich den Blinker, warte, bis der Cinquecento weg
ist, der dort vorher stand, und parke zügig ein. Wo ein Cinquecento Platz hatte,
passt auch mein Twingo rein, denke ich.
    Falsch gedacht.
Die Lücke ist so eng, dass ich nicht aussteigen kann. Also werfe ich zähneknirschend
den Motor wieder an. Inzwischen transpiriere ich, da ich Frank nirgends entdeckt
habe und langsam Panik kriege, mich zu verspäten. Der penible Zwilling in mir, die
Heulsuse, hasst so etwas. Lady Tough und ich sehen das anders, aber Heulsuse ist
nun mal ein Teil von mir, und ich kann mich nicht immer erfolgreich gegen diesen
Teil wehren.
    Also stoße
ich beherzt zurück. Und dann passiert das Unausweichliche: Ich krache mit einem
anderen Auto zusammen, das hinter mir vorbeifahren wollte. Hat der Idiot denn keine
Augen im Kopf?
    Mist! Dreimal
Mist!
    Ich öffne
die Tür und muss mich nun doch irgendwie hinausquetschen. Mein Herz rast, ich bin
wütend. So wütend! Und weiß doch in meinem Innern, dass ich selbst Schuld habe.
Und ahne doch im Innern, dass …
    Mir wird
übel. Am ganzen Leib zitternd, gehe ich auf das Auto zu, das mit meinem Twingo verkeilt
ist. Ich kriege die Fahrertür des anderen Wagens kaum auf, beinahe glaube ich, dass
mir die Knie wegsacken. Eine Frau! Sie rollt wild mit den Augen und reißt Hilfe
suchend mit einer Hand an meinem Kleid. Sie ist vielleicht um die 50, trägt sonntägliche
Kleidung. Sicher war sie in der Kirche. Ihre Gesichtsfarbe gefällt mir gar nicht.
Auch die Augen, die immer stärker hervorquellen, der eigenartig großflächig geschminkte,
wie zum Schrei geöffnete Mund, aus dem jedoch nur unartikuliertes Gurgeln heraussickert,
die Hand, die sie um den eigenen Hals krallt. Das alles ruft eine Erinnerung in
mir wach. An die zitternden Kehllappen von Rupert Kunze, der beinahe von der Rolltreppe
des Klopfer stranguliert wurde.
    »Hhhh …«,
presst die Frau hervor, und wieder »hhhh …«. Sie zuckt und sackt in sich zusammen.
    »Hilfe!«,
schreie ich. »Schnell, ein Krankenwagen. Die Frau erstickt!«
    Kurz bevor
ich ohnmächtig werde, sehe ich Maurice. Der Gute, immer ist er in meiner Nähe, um
mich zu trösten.

10
Vorsatz
     
    Frank Kraus hörte einen Aufprall.
Keine kreischenden Bremsen. Ohne Vorankündigung ein dumpfes Rumms, Klirren und Knirschen.
Er stöhnte. Der überfüllte Parkplatz ließ keine Sicht auf die Unfallstelle zu. Viel
konnte da nicht passiert sein. Die Autos fuhren langsam aus den Parkbuchten heraus,
an der Ausfahrt stauten sie sich sogar. Vermutlich war jemand zurückgestoßen, ohne
sich abzusichern, dass alles frei war, und hatte einen anderen gerammt. Sollte er
nachsehen? Es konnte ihm egal sein, das war eine Angelegenheit für die Schutzpolizei.
Nein, er würde sich den heutigen, endlich mal freien Tag nicht verderben lassen.
Die Ermittlungen in der Unfallserie, die mit Lucy in Zusammenhang stand, waren weit
fortgeschritten. Lediglich die Frage, wer letzten Endes Mark Friskeel vom Dach gestürzt
hatte, war noch offen. Falls ihn überhaupt jemand gestoßen hatte. Frank war inzwischen
zu der Überzeugung gelangt, dass er gefallen war. Lucy hatte ihm ja eingestanden,
dass sie sich nicht sicher war, ob sie das Türchen offengelassen hatte oder nicht.
Wenn Mark Friskeel nicht schwindelfrei gewesen war, dann könnte die offene Absperrung
sein Todesurteil bedeutet haben. Diese Nachlässigkeit konnte man Lucy nicht als
vorsätzlichen Mord auslegen. Er rieb sich über die Stirn. Schon wieder dachte er
an die Ermittlungen, obwohl er sich fest vorgenommen hatte, die Arbeit komplett
beiseitezuschieben. Er wollte den Tag mit Lucy genießen.
    Eine neue
Liebe – wer hätte das erwartet? Wenn er an den gestrigen Abend dachte, wurde ihm
wohlig warm im Unterleib.
    An der Unfallstelle
sammelten sich zahlreiche Passanten. Lucy hatte er nirgendwo entdecken können, also
hielt er nun doch auf die Stelle zu. Ein simpler Parkunfall lockte
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