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Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)
Autoren: Angelika Lauriel
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was die Sektion ergibt.« Er rieb sich die Hände.
    Frank schluckte.
Einen ganzen Lippenstift einatmen? Wie ging das denn? »Wie ist das möglich?«
    »Na, ich
schneid se hier und da und hier auf und leg den Brustkorb frei, dann muss ich die
Säge benutzen, um an die Lunge ranzukommen …«
    »Ringo,
bitte erspar mir die Einzelheiten, das wollte ich nicht wissen. Wie kann man einen
Lippenstift einatmen , das frage ich mich.«
    Wachs ließ
seine Brille abermals nach unten rutschen. »Na ja, wie das halt so geht. Wenn man
sich fürchterlich erschrickt, vielleicht auch noch gestoßen wird. Du glaubst nicht,
woran Menschen schon erstickt sinn. Was ich im Lauf der Jahre so alles aus den Leichen
gefischt hab. Ich kann dir sagen …!« Er schüttelte den Kopf.
    Frank hob
abwehrend die Hände. »Schon gut, ein bisschen was davon habe ich ja auch mitgekriegt.«
Er rieb sich das Kinn. »Glaubst du, man kann sich ausreichend erschrecken, wenn
jemand unerwartet auf das Autodach schlägt?«
    Wachs nickte.
»Auf jeden Fall. Noch dazu muss die gute Ilse sich gerade im Rückspiegel betrachtet
haben, um sich die Lippen nachzuziehen.« Er kratzte sich an der Glatze. »Ich versteh
eh nit, wie die Frauleut’ das hinkriegen. In einer Hand das Handy, in der anderen
den Lippenstift. Und dabei noch Autofahren …« Er legte eine behandschuhte Hand auf
Ilse Crumpf-Saitenstechers Arm. »Tja, Mädel, das haste nun davon.«
    »Okay, dann
hast du mir vorerst schon mal geholfen. Den Bericht schickst du mir ins Büro, ja?«
    »Klar. Wie
immer.« Dr. Wachs schob mit dem Handrücken die Brille wieder hoch, dann beugte er
sich über die Leiche und öffnete ihre Bluse.
    Frank zog
sich zurück. Bei Obduktionen Zeuge zu sein, war nicht gerade etwas, worauf er scharf
war. Als er den Raum verließ, kam ihm Wachs’ Kollegin entgegen. Sie wirkte nicht
erfreut, dass sie am Sonntag zu einer Autopsie gerufen worden war.
    Was nun?
Es zog ihn zu Lucy, er wollte sehen, wie es ihr ging. Aber noch hatte er keine echten
Ergebnisse vorzuweisen. Er rief Jörg an. »Hast du schon einen Abdruck von der Hand
gemacht und an die Wache geschickt?«
    Jörg stöhnte.
»Ja, habe ich. Die haben sich gefreut, das kann ich dir sagen. Tina ist heute nicht
da. Kann das nicht warten bis morgen, Mann?«
    »Ich fahre
selbst hin und starte das Programm. Danke dir, Jörg. Schönen Restsonntag noch!«
    Auf der
Wache öffnete er die Datei mit dem Handabdruck sowie das Programm zur Erkennung
von Fingerabdrücken. Die Qualität des Abdrucks ließ zu wünschen übrig. Die Handinnenfläche
war wunderbar zu erkennen, doch die Fingerspitzen waren nur rudimentär vorhanden.
Der oder diejenige musste mit abgespreizten Fingern zugeschlagen haben. Immerhin,
somit war klar, dass er oder sie die Hand nicht einfach auf dem Auto abgelegt hatte.
Damit gewann das Szenario, das er und Ringo sich ausgemalt hatten, an Wahrscheinlichkeit.
Jemand hatte offensichtlich auf Ilse Crumpf-Saitenstechers Wagen geschlagen – vielleicht
in der Absicht, sie zu erschrecken. Blieb die Frage, weshalb jemand das tun sollte.
    Frank verfolgte
eine Weile die Suche nach Übereinstimmungen, doch es zeichnete sich ab, dass es
noch Stunden dauern konnte. Sonst blieb ihm nichts zu tun, also konnte er ebenso
gut nach Hause gehen. Oder zu Lucy.
    Sein Magen
knurrte, und ihm wurde bewusst, dass er noch nicht zu Mittag gegessen hatte – und
Lucy bestimmt auch nicht. Also bestellte er zwei Pizzen, holte sie in der Fußgängerzone
ab und fuhr Richtung Beaumarais. In letzter Sekunde beschloss er, einen Wein von
zu Hause mitzunehmen. Er fand eine Flasche des guten Roten, den er für besondere
Gelegenheiten aufbewahrt hatte. Als er das Haus verlassen wollte, hörte er die obere
Wohnungstür ins Schloss fallen. Shit!
    »Frank,
bist du da?« Ellen klang fröhlich und ausgeglichen. Na, immerhin.
    »Ja, aber
ich bin auf dem Sprung.«
    »Warte nur
eine Sekunde, es geht schnell.« Mit raschen Schritten kam sie die Treppe herunter.
Erleichtert registrierte er, wie leichtfüßig sie sich wieder bewegte, obwohl sich
ein Babybäuchlein abzuzeichnen begann.
    Ellen sah
aus wie das blühende Leben. Sie lächelte ihn an. »Ich wollte dir nur Danke sagen.
Du hast uns dazu gebracht, uns auszusprechen, jetzt geht es mir viel besser.« Sie
beugte sich vor, noch immer eine Stufe über ihm stehend, und küsste ihn auf die
Wange.
    »Das freut
mich. Hast du denn schon etwas unternommen in Sachen …?« Er druckste herum.
    »In Sachen
…?« Ellens
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