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Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)
Autoren: Angelika Lauriel
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muss
     
    Frank liegt unterhalb von mir und
macht Sachen mit meinen Füßen, die mich um den Verstand bringen. Mir war nie klar,
dass meine Zehen zu meinen erogensten Zonen gehören, aber ich genieße es und lasse
mich einfach fallen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so guten Sex hatte.
Ob ich überhaupt jemals so guten Sex hatte. Ich seufze laut – und wache davon auf.
    Huch, ich
habe nur geträumt. Meine pulsierende Mitte und die klebrige Feuchtigkeit dort unten
erinnern mich jedoch daran, dass ich nicht alles nur geträumt habe. Nein, ich habe
diesen Traum gestern erlebt. Wohlig rekle ich mich im Bett. Ich kann heute ausschlafen.
Nachher muss ich zwar zum Arzt, um mir ein Attest zu holen, aber das hat noch Zeit.
    Der Gedanke
an Frank und die Wonnen, die er mir beschert, rückt langsam in den Hintergrund,
und die Erinnerung an den gestrigen Unfall steigt in mir auf. Und mit ihr die ungeliebten
Zwillinge.
    ›Du solltest
gar nicht mehr vors Loch gehen, du bist wahrhaftig ein Todesengel.‹ So spricht die
treulose Heulsuse, die mich immer im Stich lässt, wenn ich ein wenig innere Stärke
bräuchte.
    ›Hör nicht
auf sie. Die ist völlig kirre. Frank hat dir doch gesagt, wie es gelaufen ist. Du
kannst nichts für den ganzen Scheiß. Wenn die Crumpf-Saitenstecher nicht besser
aufpassen kann, dann hat sie eben Pech gehabt.‹
    Seufzend
rapple ich mich hoch. Ich hatte gehofft, dass ich meine innere Ruhe wiederfinden
würde, jetzt, wo ich weiß, dass Frank mich liebt und ich ihn. Ich möchte seinen
Beteuerungen so gerne glauben. All das muss ein einziger gigantischer Zufall sein.
Ich will keinem Menschen etwas Böses, und erst recht würde ich niemals jemanden
umbringen. Denke ich jedenfalls.
    ›Denkst
du …‹ Heulsuse schon wieder. Fühlt sie sich nicht ausreichend beachtet oder wieso
versucht sie immer, mich runterzuziehen?
    ›Weil sie
eine dumme Nuss ist. Hör nicht auf sie. Und was die Toten angeht – die haben es
letzten Endes nicht besser verdient.‹
    Unter der
Dusche versuche ich, die beiden Stimmen zum Schweigen zu bringen, indem ich lauthals
das ›Pie Jesu‹ von Andrew Lloyd Webber anstimme. Hier hört mich ja keiner. In meinem
Kopf klingt das Lied so bewegend schön, wie ich es in einem Livekonzert des Kammerchors
Collegium Cantorum Saar gehört habe. Und da das Wasser laut prasselt, höre ich meine
eigene Stimme nur gedämpft, sodass ich meinen Mangel in den Höhen ignorieren kann.
    Im Spiegel
erkenne ich nach dem Duschen überrascht eine jugendlich frisch wirkende Dreiunddreißigerin.
»Dich habe ich lange nicht mehr gesehen.« Ich lächle mir zu. »Das muss die Liebe
sein.« Ich trete dicht vor den Spiegel, um mir die Wimpern zu tuschen. Meine Haut
wirkt klar, meine Augen leuchten ein bisschen mehr als sonst. Ich gefalle mir tatsächlich
selbst. Ob ich Frank heute sehen werde?
    Die winzige
Badezimmeruhr zeigt halb zehn an. Er ist sicher längst bei der Arbeit. Hoffentlich
kann er die Todesfälle endlich aufklären. Schon greift wieder die Angst nach mir.
    ›Wiege dich
nicht in trügerischer Sicherheit.‹
    ›Halt die
Klappe, du dämliche Tränendrüse‹, brüllt Lady Tough, und ausnahmsweise muss ich
ihr recht geben.
    Heulsuse
will zu einer Antwort ansetzen, da klingelt das Telefon. Ich renne hin und erkenne
auf dem Display, dass es leider nicht mein Frank ist. Ich keuche innerlich: Das
ist eine der Callcenter-Nummern. Etwa Dürri, der mich fragt, wo ich bleibe?
    »Hallo?«
    »Lucy, do is Maurice.«
    Mein galoppierender
Herzschlag fällt zurück in Trab. »Hallo, Maurice. Was gibt es denn?«
    »Kommst
du heut nit zur Arbeit?«
    Ich hätte
anrufen und Bescheid geben müssen! »Nein. Ich brauche ein paar Tage Ruhe. Diese
Unfälle haben mich sehr mitgenommen. Ich gehe nachher zum Arzt und besorge mir ein
Attest.«
    »Aber …«
    »Ja?«
    »Ich dachte,
dir geht’s besser.«
    »Wieso dachtest
du das?« Ich lockere mit den Fingern meine feuchten Haare auf. Wenn ich nicht gleich
ein wenig Schaum hineinknete, werden sie völlig krisselig trocknen.
    »Weil die
bösen Menschen bestraft wurden.«
    Mein Herz
setzt einen Takt aus, aber ich verstehe nicht so recht, warum. »Die bösen Menschen?
Bestraft?« Das letzte Wort kommt als Kieksen heraus.
    »Die haben
dich alle zum Weinen gebracht.«
    »Ähm … Ja,
schon. Aber das ist doch nicht so schlimm, Maurice. Deshalb haben sie doch nicht
den Tod verdient.«
    »Haben se
nit?«
    »Aber nein!
Weißt du, wie ich jetzt dastehe?«
    »Nein. Wie?«
    »Ich
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