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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht
Autoren: Kat Martin
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Sie heißt Elissa Tauber. Wo ist sie?« Hinter sich hörte er plötzlich ein Geräusch, er spürte den hochgewachsenen Corporal sich nähern, dann sauste etwas durch die Luft. Mit einem Fluch duckte er sich, um den Schlag abzuwehren, bewegte sich jedoch einen Augenblick zu spät. Ein scharfer Schmerz durchfuhr seinen Kopf, er ging in die Knie, der Raum drehte sich um ihn. Voller Angst um Elissa schalt er sich einen Trottel, dann kippte er nach vorn.
    Bis sie ihn in den Schuppen zerrten, kehrte sein Bewußtsein allmählich zurück, obwohl ihm immer noch schwindlig war und sein Schädel dröhnte. Sie ließen seine Arme los, stießen ihn hinein, schlugen die Tür hinter ihm zu und schoben einen schweren Riegel vor.
    Er ächzte, als er auf die Beine kam.
    »Adrian!« Elissa stand auf der anderen Seite des gemauerten Stadels, breitbeinig, ein dickes Brett in Händen. Sie ließ es fallen und hastete mit sorgenvoller Miene zu ihm. Fast hatte sie ihn erreicht, da blieb sie stehen, denn es knisterte zwischen ihnen. »Bist du ... geht es dir gut?«
    Tagelang hatte er sie jetzt beobachtet, sogar in der Hektik der Schlacht an sie gedacht, hatte sich danach gesehnt, mit ihr zu sprechen. Jetzt, in ihrer unmittelbaren Nähe, stand sein Verstand absolut still.
    »Du blutest«, flüsterte sie und griff an seine Wange. »Ist es schlimm?«
    Er sagte immer noch nichts, nahm nur ihren Anblick in sich auf, stand so nah vor ihr, daß er die Hand heben und sie berühren konnte - wollte nichts lieber als das, hätte noch nie in seinem Leben etwas so gern getan.
    »Adrian?«
    »Ich habe dich vermißt«, platzte er heraus wie ein Tölpel, konnte nichts anderes sagen - wünschte, sie würde verstehen, wie aufrichtig er es meinte. »Schrecklich habe ich dich vermißt!«
    Schon beim nächsten Herzschlag lag sie in seinen Armen, hing an seinem Hals, drückte ihre Wange an seine Schulter, und ihr ganzer Leib bebte. »Ich liebe dich«, flüsterte sie. »Auch wenn ich nicht bei dir sein kann. Was immer geschieht! Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, daß es weh tut.«
    Da war ein Brennen in seinen Augen. Adrian blinzelte und schob seine Hände in ihr Haar, preßte sie an seine Brust. »Ich kam zum Lazarettfeld, um dich zu suchen. Weißt du, es tat mir furchtbar leid, daß ich dich gekränkt habe. Ich wollte dir sagen, daß du recht hattest - mit dem Feigling! Aber jetzt habe ich keine Angst mehr. Ich liebe dich, Elissa. Und das schon seit langem.«
    Sie sah zu ihm auf, und die Tränen rollten über ihre Wangen. »Adrian. ..«
    Seine Lider senkten sich. »Elissa ... meine Liebste!« Er neigte den Kopf und küßte sie mit all der Zärtlichkeit, die in ihm steckte. Fest hielt er sie in seinen Armen, wie er sie hatte halten wollen seit seiner Flucht aus Wien. Ein paar süße, selbstvergessene Augenblicke lang stand er nur da, sah den schwachen Lichtschimmer von außen auf ihrem Haar glänzen, spürte die Wärme ihres jungen Körpers.
    Er küßte ihren Scheitel, wünschte, sie wären woanders, in Wärme und Geborgenheit, wo er sie lieben könnte, wie er es in jeder einzelnen Nacht geträumt hatte, seit er nicht mehr bei ihr war. Statt dessen saßen sie in der Falle, und ihre Zukunft sah finster aus.
    Eine kurze Weile verstrich. Elissa bewegte sich in seinen Armen, legte den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. »Ich hatte befürchtet, daß du kommen würdest. Und genauso ängstigte ich mich, daß du vielleicht wegbliebest.«
    »Diesem Klammer habe ich direkt in die Hände gespielt. Vor lauter Sorgen habe ich einfach nicht nachgedacht.«
    Elissa legte den Kopf an seine Brust. »Sie werden uns töten«, sagte sie leise.
    Adrian sah sich in ihrem steinernen Gefängnis um, überlegte, wie undurchdringlich die Wand wohl sein mochte. Er fluchte vor sich hin. »Und die ganze Zeit war es Klammer. Zur Hölle mit meiner Dummheit!«
    Sie streichelte ihn beschwichtigend. »Wir waren beide dumm. Irgendwie hätten wir auf den Gedanken kommen müssen, daß Becker die Sache nicht allein machte. Wenn er sich nicht so merkwürdig oft davongeschlichen hätte ...«
    »Er hat keine Geheimnisse weitergegeben, das habe ich in-zwischen herausgefunden; sondern er hoffte, jemanden zu finden mit den - gleichen Interessen.«
    Elissa runzelte die Stirn. »Was für Interessen?«
    Adrian seufzte und hob eine Hand zu der wachsenden Beule an seinem Kopf. Schleunigst nahm er jedoch die Finger weg, sah daß Blut daran klebte. »Becker ist einer von jenen Exemplaren, die nur andere
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