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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht
Autoren: Kat Martin
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und blickte ihr in die Augen. »Es tut mir leid, Liebste. Ich wollte dir nicht immer nur Schmerz bereiten.«
    Elissa lächelte unter Tränen. »Es ist nicht deine Schuld, und mir tut nichts leid. Ich bin glücklich über die Zeit, die wir zusammen hatten - wenn sie auch kurz war.«
    In seinem Blick lag eine Welt des Kummers. »Ich wollte, daß wir heiraten. Hättest du ja gesagt?«
    Ihre Kehle wurde noch enger. Ihr Herzschlag schien zu warten. »Das weißt du doch. Du bist der Mann meines Herzens, seit wir uns das erstemal geliebt haben.«
    »Achtung!« schrie Klammer seinen Vasallen zu. Beim Rasseln der Musketen sträubten sich ihr die Haare im Nacken.
    »Legt an!«
    Sie kniff die Augen zu, lehnte ihren Kopf an Adrians Schulter, zählte die Sekunden, die ihr von ihrem Leben noch verblieben.
    »Feuer einstellen!« Der dröhnende Ruf erschallte über herannahendem Hufgetrappel. Abrupt öffnete Elissa wieder die Augen. Ihr Herz raste vor Hoffnung, als drei Reiter in geringem Abstand vor ihnen zum Stehen kamen. Joseph Becker stieg in einer Staubwolke von seinem Pferd. Sie sah Jamisons lange Gestalt eilig absitzen, und der dritte Mann, General Ravenscroft, schwang sich ebenfalls aus dem Sattel.
    »Senkt die Waffen, Männer!« Major Becker trat vor. »Das hier ist ein schrecklicher Irrtum.«
    »Was glaubt ihr, was ihr hier tut?« brüllte Klammer.
    »Ich mache ein Unrecht gut, an dem ich unwissentlich fast ein Jahr lang teilhatte.«
    Der General wandte sich gehetzt den Soldaten zu. »Feuer! Das ist ein Befehl!« Aber seine Leute wirkten plötzlich unsicher und begannen, die Läufe der Musketen zu senken.
    Ravenscroft ergriff das Wort. »Hört mir zu, Soldaten! Major Becker ist zu mir gekommen, damit ich ihm beistehe, und dafür danke ich Gott!« Er starrte Klammer unerbittlich an. »Euer General hat recht, es gibt einen Verräter unter euch - und er selbst ist der Mann, an den ihr alle geglaubt habt, dem ihr euer Leben anvertrautet. Seit mindestens einem Jahr übermittelt dieser Klammer den Franzosen eure Kriegsstrategien.«
    Elissa sank gegen Adrian, und in ihrem Herzen erwachte ungläubiges Staunen.
    »Ich befehle Euch, ihn festzunehmen. Der verdammte Hund ist ein Spion!«
    Mit einem Blick zu Becker, der nickte, richteten die Soldaten ihre Musketen auf Klammer, der plötzlich kalkweiß geworden war.
    »Gott sei Dank!« entfuhr es Elissa.
    Ein Lächeln hob Adrians Lippen. »Becker hatte überhaupt nichts damit zu tun. Gestern abend, als ich ankam, muß der Major begriffen haben, was in den Nachrichten stand, die er jeweils weitergab - und daß Klammer ihn dazu mißbraucht hatte. Endlich muß ihm ein Licht aufgegangen sein, daß ich seinem Regiment zugewiesen wurde, um den Verräter zu finden. Offensichtlich erhielt er von Ravenscroft gerade noch rechtzeitig Unterstützung.«
    Jamison kam hastig zu ihnen, das Entsetzen stand immer noch in sein Gesicht geschrieben. »Verdammt, das war knapp!«
    »In der Tat«, stimmte Adrian ihm zu, als sein Freund ihre Fesseln durchschnitt.
    Ravenscroft trat vor und blieb vor dem General stehen. »Ihr steht unter Arrest, Klammer! Wegen Hochverrats sowie des Mordes an Kapitän Karl Tauber.«
    Tränen standen in Elissas Augen. »Es ist vorüber«, flüsterte sie. »Endlich können wir nach Hause!«
    »Nach Hause«, erwiderte Adrian mit leiser Ehrfurcht und zog sie in seine Arme. »Ich habe noch nie ein Wort gehört, das so herrlich klang.«

Epilog
    ENGLAND
    DREI MONATE SPÄTER
    Elissa strich ihren hellblauen Seidenrock glatt und hob die Hände, um die Rosen zurechtzurücken, die sie im Haar trug.
    »Deine Hände zittern«, sagte Nina. »Laß mich das übernehmen.«
    Sie standen in der Sakristei der efeuberankten Kapelle von Wolvermont. Vor einer Woche war Adrian endlich eingetroffen. Es hatte Tage gegeben, da meinte Elissa, er habe die Hochzeit ganz vergessen und bliebe doch lieber in der Armee. Doch als sie die Tür öffnete und die Liebe in seinen wunderbaren grünen Augen sah, wußte sie, daß sich nichts zwischen ihnen geändert hatte.
    »Ich habe dich jeden Augenblick vermißt«, murmelte er und zog sie in seine Arme. »Schon in Österreich hätte ich dich heiraten sollen - ich Esel!«
    Aber die Kämpfe waren noch nicht vorüber gewesen, und sie wollte unbedingt, daß er sich alles gründlich überlegte. Der Krieg war die Österreicher teuer zu stehen gekommen. Zwar hatten sie bei Aspern-Essling gesiegt, aber zu einem hohen Preis. Die Franzosen betrauerten ihren geliebten Marschall
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