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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht
Autoren: Kat Martin
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alles in seiner Macht Stehende tun, um das zu verhindern. Sie wandte sich von dem Soldaten ab und überflog die Nachricht noch einmal:
    Haltet Eure Stellung - zieht Euch nicht zurück. Hillers Hände sind gebunden. Er hat Befehl, Euch nicht zu folgen. Jetzt erneut angreifen!
    Mein Gott im Himmel! Elissa verstand wenig vom Krieg, aber ganz ohne Zweifel war dies eine wichtige Nachricht! Vielleicht gäbe es wieder eine Wendung, geriete dieses Papier in die Hände der Feinde.
    »Wißt Ihr, was für eine Mitteilung Ihr da bei Euch habt?« fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, aber sie muß wohl... sehr geheim sein.«
    Sie strich dem Soldaten das Haar zurück. »Ich sehe zu, daß sie an den Ort kommt, wo sie hingehört«, versprach sie und nahm an, der Mann war getäuscht worden wie alle anderen auch.
    Erleichtert lockerte er seinen Griff um ihre Hand. Elissa winkte einem Sanitäter und erklärte ihm, er solle Himmel und Hölle bemühen, um den Mann am Leben zu erhalten. Endlich hatten sie einen Zeugen. Zusammen mit der Nachricht war er genau derjenige, den sie so dringend brauchten.
    Sie atmete schnell, suchte mit dem Blick das Lager ab nach jemandem, der ihr helfen könnte. Ach, wenn nur Adrian hier wäre! Aber was sollte dieser unnütze Wunsch! Nach Jamisons Aussage kommandierte er sein Regiment, und sie wußte nicht, wo. Sanitäter und Chirurgen würden ihr auch nicht beistehen. Die Dämmerung setzte ein, so daß das Lager in graublauem Schimmer versank. Zeit war von größter Wichtigkeit.
    Elissa machte sich auf den Weg, denn plötzlich wußte sie, was sie zu tun hatte. General Klammer war Beckers befehlshabender Offizier. Mit dieser Nachricht und der Aussage des Verwundeten mußte er ihr einfach zuhören. Der General konnte Becker festnehmen lassen, bis sie Adrian oder gar den Erzherzog selbst erreichte.
    »Was ist los?« Nina kam zu ihr gelaufen, das Haar wirr, die Kleider schmutzig, genauso mitgenommen wie sie. »Wohin willst du so eilig?«
    »Ich muß General Klammer finden. Endlich habe ich den Beweis, daß Becker der Verräter ist, den wir schon so lange suchen.«
    »Das solltest du zuerst dem Colonel berichten.«
    Elissa seufzte. »Ja, ich wünschte, er wäre hier.« Sie blieb stehen, drehte sich um und faßte Nina an den Schultern. »Wenn Jamison vorbeikommt, sag ihm, er soll Adrian ausfindig machen. Sag ihm, wir hätten recht mit Becker, und ich brächte soeben den Beweis zu Klammer. Dann wird er schon weiterwissen ...«
    Nina nickte, ihr Gesicht wirkte besorgt. Elissa winkte ihr zu, dann hastete sie entschlossen davon. Sie blieb nur kurz stehen, um nach Klammers Platz im Lager zu fragen, der nach Aussage der Soldaten nicht weit entfernt war. Der General hatte in einem Bauernhaus gleich hinter dem nächsten Hügel Quartier bezogen.
    Im warmen Schimmer der Lagerfeuer, die jetzt überall flackerten, lenkte sie ihre Schritte hinüber zu dem alten Gebäude. Auf dem Weg dorthin hielt sie überall nach Becker Ausschau, entdeckte ihn aber nicht. Hoffentlich war er nicht bereits zum Feind übergelaufen.
    Schließlich erreichte sie das Bauernhaus. An der rustikalen Eichentür sprach sie mit einem der Soldaten, die davor Wache hielten, und ein paar Minuten später wurde sie hineingeführt.
    General Klammer saß hinter einem provisorischen Schreibtisch aus Munitionskisten, sein Haar glänzte im Schein des Feuers, das in einem kleinen Kamin brannte. Er war nicht sehr groß, aber von eindrucksvoller Statur, mit eisernem Kinn und harten, dunkelblauen Augen.
    »Was kann ich für Euch tun, junge Frau?«
    Sie ging zu ihm hinüber, das Papier in der ausgestreckten Hand. »Eine wichtige Angelegenheit, General Klammer. Eine Sache der nationalen Sicherheit.«
    Der General schickte seine Leute hinaus. »Fahrt fort«, befahl er Elissa.
    »Ich bin nicht sicher, wieviel Ihr erfahren habt, General Klammer, aber seit einem Jahr - vielleicht auch länger - werden
    Staatsgeheimnisse an den Feind verraten. Vor ein paar Wochen war ich mit einem britischen Colonel namens Kingsland im Gefolge der Armee. Ich glaube, Ihr kennt ihn.«
    Sein Unterkiefer reckte sich vor. Er nickte. »Der Colonel wurde mir als Beobachter zugeteilt. Er ist erst kürzlich zu seinem Regiment zurückgekehrt.«
    »Das stimmt, aber genaugenommen hatte er eine andere Aufgabe. Er sollte einen Verräter finden - einen Mann, der sich der Falke nennt.« Sie übergab ihm die zerknitterte, blutbefleckte Nachricht. »Wir nahmen an, es handle sich um einen Offizier unter
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