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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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laufen.“
    „Ich hab dich auf gut Glück angerufen.
Wollte wissen, ob du mitten in der Arbeit steckst oder aufs Land gefahren
bist... Geht’s mit deinem Fernsehdrama voran?“
    „Red nicht davon! Drama ist das
richtige Wort. Nach den Ereignissen ist erst mal alles gestoppt worden. Ich
hoffe, daß ich Montag mit den Dreharbeiten weitermachen kann. Der Tod von
Françoise hat bei meiner Truppe eine ganze Serie von Krisen ausgelöst.
Maîtrejean war die ganze Woche über nicht in der Lage zu arbeiten, und Orzy hat
sich erst mit ihrem Freund und dann mit der Maîtrejean gestritten. Na ja, im
Moment geht es Olga wieder besser, ihre Nerven sind soweit stabil... Tja, jetzt
kannst du dir ein Bild machen.“
    „Nicht so ganz. Ziemlich viele
Personen auf dem Gruppenfoto, aber das macht nichts.“
    „Maîtrejean und Orzy sind meine beiden
Stars. Oder vielleicht sollte ich besser sagen: Orzy und Maîtrejean. Lydia ist
die Rothaarige mit dem schönen Oldtimer. Die beiden können sich nicht riechen.
Ich meine Olga und Lydia. Und genau wegen ihrer gegenseitigen Abneigung hab ich
sie engagiert. In Larvilles Stück spielen sie zwei Rivalinnen, und ich dachte,
das könnte besonders echt wirken. Aber so ein Experiment wiederhole ich nie
wieder! Egal... Und, den Flics zufolge hat Françoise also Selbstmord begangen?“
    „Du sagst das in so einem komischen
Ton! Scheint nicht deiner Meinung zu entsprechen..
    „Ach, weißt du... Ich kann mir nicht
vorstellen, warum sie sich hätte umbringen sollen, das ist alles.“
    „Vielleicht hatte sie Liebeskummer?“
    „Würde mich wundern. Roudier war immer
furchtbar nett zu ihr. Und daß sie in Dolguet verknallt gewesen war, glaube ich
nicht.“
    „Die Kleine hatte ja ‘n mächtigen
Verschleiß! Welche Rolle spielten denn Roudier und Dolguet?“
    „Na ja... Roudier, das war der, den
sie bald heiraten wollte, wenn man den Gerüchten glauben darf.“
    „Einer vom Fernsehen?“
    „Ja, ein Techniker. Im Augenblick ist
er irgendwo in Afrika, glaub ich, für Schlagzeilen im Ersten.“
    „Aha! Und während seiner Abwesenheit
wurde er von Dolguet vertreten?“
    „Du mußt immer gleich das Schlechteste
annehmen, was?“
    „Sagen wir, diese Geisteshaltung
gehört zu meinen beruflichen Pflichten.“
    „Ja, ja... Jedenfalls wurde Roudier
von niemandem vertreten, und schon gar nicht von Dolguet.“
    „Warum nicht? Ist der auch unterwegs?
Vielleicht auf dem Lande? Das ist nämlich zur Zeit groß in Mode.“
    „Nein, er ist noch weiter weg.“
    „Wo denn?“
    „Bagneux.“
    „Das nennst du weit weg?“
    „Wirst du schon sehen, wenn du erst
mal dort landest. Verdammt schwer, wieder zurückzukommen... Hast du noch nie
vom Pariser Friedhof gehört?“
    „Ach, da befindet er sich, dieser
Dolguet?“
    „Ja.“
    „Und wie ist er dorthin gekommen?“
    „Im Leichenwagen.“
    „Dachte ich mir! Ich wollte wissen...
Siehst du, ich nehme wieder das Schlechteste an... Unter welchen Umständen,
wollte ich wissen. Hat man ein wenig nachgeholfen — ihn ins Grab geschubst oder
so — , oder ist er eines natürlichen Todes gestorben?“
    „Eines natürlichen Todes? Ganz im
Gegenteil! Gebrannt hat er!“
    „Gebrannt?“ fragte ich ungläubig. „Wie
‘ne Fackel?“
    „Genau so.“
    „Höchst interessant.“
    „Nicht wahr? Da lacht dein altes
Vampirherz, stimmt’s? Möchtest du Einzelheiten hören?“
    „Nun ja...“
    „Also schön... Vor sechs Monaten...
sechs oder sieben Monaten... hat es wieder mal in den Studios am Buttes
gebrannt. Und wieder in den älteren Gebäuden. Nicht ganz so schlimm wie beim
letzten Mal vor ein paar Jahren, aber trotzdem... Dolguet hat’s erwischt, jede
Hilfe kam zu spät.“
    „Hatte er auch beim Fernsehen
gearbeitet?“
    „Ja, und auch als Techniker.“
    „Und zu dem Zeitpunkt, als er in den
Flammen umkam, schliefen er und Françoise zusammen?“
    „Sie wohnten sogar zusammen, glaube
ich.“
    „Verstehe... Sag mal, könntest du mir
nicht ‘n bißchen mehr über Mademoiselle Pellerin erzählen? Das ist nämlich der
eigentliche Grund meines Anrufs. Praktisch kenne ich grade mal ihren Namen...“
    „Da geht’s dir beinahe so wie mir.
Aber ich kenne einen Jungen in der Verwaltung, Jacques Mortier. Der wird dir
mit größtem Vergnügen die gewünschten Auskünfte geben. Er ist schlimmer als
jede Concierge! Werd ihn gleich anrufen und ihm deine Nummer geben. Er meldet
sich dann bei dir. Ist es dir recht so?“
    „Sehr sogar.“
     
    * * *
     
    Eine Stunde

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