Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
Joe, nachdem sie das Wartezimmer verlassen hatten. »Irgendwelche Zeugen, die gesehen haben, wie sie abgehauen sind?«
    Manning schüttelte den Kopf. »Bisher hat sich niemand gemeldet. Wir wissen nicht mal, ob es nur zwei Täter waren.«
    »Großartig.«
    »Hören Sie, wir tun unser Bestes. Das hier ist eine College-Stadt, die Eltern sämtlicher Studenten werden uns im Nacken sitzen, sobald sie von diesem Vorfall erfahren.«
    »Zu Recht.«
    »Ms MacGuire hat angeboten, von dem Gesicht des einen Täters eine Zeichnung anzufertigen. Glauben Sie, dass sie brauchbar sein wird?«
    Joe nickte knapp. »Wenn sie den Mann gesehen hat, dann wird die Zeichnung Ihnen helfen. Sie ist verdammt gut.«
    Fox hob eine Braue. »Kann es sein, dass Sie voreingenommen sind?«
    »Allerdings. Voll und ganz. Trotzdem entspricht das, was ich sage, der Wahrheit. Ich habe sie schon Leute zeichnen sehen, die sie nur kurz und in extremen Stresssituationen gesehen hat, trotzdem stimmten die Porträts bis ins Detail.«
    »Wir haben bisher noch kein überzeugendes Motiv. Besitzen Sie so viel Geld, dass jemand in Versuchung kommen könnte, Ms MacGuire zu entführen?«
    »Ich bin kein Rockefeller, aber ich bin nicht unvermögend.« Er zuckte die Achseln. »Wer zum Teufel kann schon sagen, für wie viel Geld einer ein Verbrechen begeht? Ich habe schon Drogensüchtige erlebt, die für zehn Dollar ihrer Mutter die Kehle durchgeschnitten hätten.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. Eve müsste inzwischen mit ihrer Mutter unterwegs zum Krankenhaus sein. Gott, er hätte ihnen so gern Hoffnung gemacht. »Was ist mit Reifenspuren? Irgendwelche DNA?«
    »Die Forensiker gehen gerade noch mal mit dem Läusekamm über den Tatort.« Manning warf einen Blick über die Schulter auf die Tür zum Wartezimmer. »Sie ist eine hartgesottene junge Dame.«
    »Darauf können Sie sich verlassen.« Hartgesotten, loyal und liebevoll, und sie hatte schon genug in ihrem Leben durchgemacht, sie hatte es nicht verdient, dass ihr so etwas passierte, verdammt.
    »War Sie Ihr Pflegekind?«
    Joe nickte. »Sie war zehn, als sie zu uns kam. Davor ist sie in mindestens einem Dutzend Kinderheimen gewesen und praktisch auf der Straße aufgewachsen.«
    »Aber bei Ihnen hat sie doch dann ein recht behütetes Leben geführt.«
    »Ganz so behütet nun auch wieder nicht, wenn man bedenkt, dass sie jahrelang jeden Schülerjob angenommen hat, den sie kriegen konnte, um für ihr Studium zu sparen. Jane nimmt nichts an, was sie nicht bezahlen kann.«
    »Ich wünschte, dasselbe könnte ich von meinem Sohn behaupten«, bemerkte Fox stirnrunzelnd. »Sie kommt mir … irgendwie bekannt vor. Sie erinnert mich an jemanden. Irgendwas an ihrem Gesicht.«
    O Gott. Nicht schon wieder. »Sie haben Recht. Sie ist ausgesprochen hübsch.« Joe wechselte das Thema. »Was uns auf ein anderes mögliches Motiv bringt. Versuchte Vergewaltigung? Oder Zwangsprostitution?«
    »Wir lassen gerade bei der Sitte alles überprüfen –«
    »Verdammter Mist.« Die Aufzugtüren hatten sich geöffnet und Joe sah, wie Eve und Sandra gerade in den Korridor traten. »Hören Sie, Mike Fitzgeralds Mutter ist gerade gekommen. Ich muss sie und Eve zu Jane ins Wartezimmer bringen. Aber ich habe Jane versprochen, mich nach Mikes Zustand zu erkundigen. Würden Sie sich eine von den Krankenschwestern schnappen und mal sehen, ob Sie was aus ihr rausquetschen können?«
    »Sicher, ich übernehme das«, sagte Manning. »Gehen Sie nur und kümmern Sie sich um Ihre Familie.«
     
    »Ein zäher Hund. Einen Moment lang hatte ich fast das Gefühl, einem Verhör unterzogen zu werden. Ich weiß nicht, ob ich mich auf Ermittlungen konzentrieren könnte, wenn meine eigene Familie betroffen wäre«, sagte Manning, als er mit Fox zum Schwesternzimmer ging. »Und es ist nicht zu übersehen, dass ihm das Mädchen am Herzen liegt.«
    »Stimmt.« Fox war immer noch nachdenklich. »Er beschützt sie wie ein Wolf. Wie hieß noch mal ihre –« Plötzlich schnippte er mit den Fingern. »Eve Duncan!«
    »Wie?«
    »Sie sagte, ihre Pflegemutter heißt Eve Duncan.«
    »Und?«
    »Jetzt weiß ich, an wen sie mich erinnert.«
    »An Eve Duncan?«
    »Nein, vor ungefähr einem Jahr hab ich auf dem Discovery Channel mal eine Sendung über eine Gesichtsrekonstruktion gesehen, die Eve Duncan angefertigt hat. Sie hatte das Gesicht einer Schauspielerin rekonstruiert, die vor zweitausend Jahren in den Ruinen von Herkulaneum unter der Vulkanasche begraben worden war.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher