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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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blinzelte, um die flimmernden Punkte vor ihren Augen zu vertreiben.
    Ein brüllender Blitz! Das war es, was von dem Mechanisten-Kriegsschiff in den Himmel gesprungen und über jeden Micker von Metall auf der Oberseite der Leviathan getanzt war. Die Winde des Huxleys hatte blendend grelle weiße Funken gesprüht und Deryn hatte halb das Bewusstsein verloren.
    Sie sah in alle Richtungen und fürchtete, überall auf der Membran Flammen zu entdecken. Doch abgesehen von den hellen Punkten, die sich auf ihrer Netzhaut eingebrannt hatten, herrschte Dunkelheit. Die Wasserstoffschnüffler hatten vor Beginn der Schlacht offensichtlich ganze Arbeit geleistet. Kein Micker Wasserstoff war aus der Haut hervorgetreten.
    Dann erinnerte sie sich: Die Leviathan hatte sich gerade rechtzeitig gedreht und dabei verbogen wie ein Hund, der sich in den eigenen Schwanz beißen will.
    Wasserstoff …
    Sie sah hinauf zum dunklen Himmel und die Kinnlade fiel ihr herunter.
    Newkirk fuchtelte wild mit den Armen. Der Huxley über ihm brannte wie ein riesiger Weihnachtspudding, der mit Brandy übergossen war.
    Deryn wurde übel, so wie in den hundert Albträumen, in denen sie Dads Unfall nacherlebt hatte. Der Anblick des Huxleys rief schreckliche Erinnerungen wach. Der Aufsteiger zerrte an seiner Leine, wurde durch die Hitze der Flammen nach oben gezogen, und die Kurbel der Winde drehte sich unablässig.
    Doch einen Augenblick später war der Wasserstoff verbraucht und das Flugtier begann zu sinken.
    Newkirk hatte die Katastrophe irgendwie überlebt und jetzt zappelte er im Pilotenharnisch. Dann bemerkte Deryn im Sternenlicht Dunst um den Huxley. Newkirk hatte das Ballastwasser benutzt, um sich vor dem Feuer zu schützen. Gar nicht so dumm, der Bursche.
    Die tote Hülle des Flugtiers blähte sich auf wie ein zerfetzter Fallschirm und verlor trotzdem rasch an Höhe.
    Der Huxley befand sich tausend Fuß über ihnen, und wenn er nicht auf die Leviathan krachte, hatte er weitere tausend Fuß Sturz vor sich, bevor die Leinen ihn zum Halt bringen würden. Es war also am besten, den Fall bestmöglich zu verkürzen. Deryn wollte nach der Winde greifen – und zögerte.
    Konnte Metall die Elektrizität speichern?
    »Dummkopf!«, schalt sie sich selbst und packte die Kurbel.
    Nicht ein einziger Funke flog, und sie drehte, so schnell sie konnte. Doch der Huxley sank schneller, als sie die Leine einzuholen vermochte. Das Seil fiel auf das Rückgrat des Luftschiffs, wo sich Männer und Schnüffler mit den Füßen darin verhedderten.
    Deryn kurbelte weiter und schaute nach oben. Newkirk hing jetzt schlaff unter dem verbrannten Aufsteiger, der von der Leviathan abtrieb.
    Die Motoren liefen nicht mehr, die Suchlichter waren erloschen. Die Mannschaft rief Fledermäuse und Kampffalken mit elektrischen Lampen aus dem schwarzen Himmel zurück – der Blitzapparat der Mechanisten hatte überall auf dem Schiff zu Ausfällen geführt.
    Doch wenn das Luftschiff nicht mehr angetrieben wurde, warum drängte der Wind Newkirk ab? Sie müssten doch in die gleiche Richtung geweht werden.
    Deryn sah an der Flanke nach unten und riss die Augen auf. Die Zilien bewegten sich weiter und bugsierten das Luftschiff aus der Gefahrenzone.
    »Brüllend seltsam«, murmelte sie.
    Für gewöhnlich gab sich ein Wasserstoffatmer ohne Motoren damit zufrieden, ziellos dahinzutreiben. Allerdings benahm sich das Flugtier schon seit dem Absturz in den Alpen eigenartig. Die Veteranen unter den Männern der Besatzung meinten, wegen des Absturzes – oder durch die Mechanisten-Motoren – habe es einen Schaden im Oberstübchen erlitten.
    Jetzt blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Newkirk flog in einem Abstand von nur hundert Fuß vorbei, nahe genug, dass Deryn sein verrußtes Gesicht und seine durchnässte Uniform erkennen konnte. Aber er regte sich nicht.
    »Newkirk!«, rief sie und drehte weiter. Doch der Kadett flog ohne Antwort vorbei.
    Die schlaffe Leine zog sich raschelnd auseinander wie ein Schlangennest. Der Huxley zerrte das Seil hinter sich her, während er neben dem Luftschiff weiter in die Tiefe sank.
    »Achtung, die Leinen da!«, rief Deryn und verscheuchte einen Mann, der zwischen den Schlingen stand.
    Der Flieger tänzelte zur Seite. Die Leine schlang sich um seine Knöchel und wollte ihn mit nach unten reißen.
    Deryn kurbelte weiter, bis sich die Leine mit entsetzlichem Ruck spannte. Sofort ließ Deryn die Sperre einrasten und warf einen Blick auf die Leinenmarkierungen –
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