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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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Despoten! Warum musste sie ihnen jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen? Und Adrian Ossmann war ohne Zweifel einer der schlimmsten seiner Sorte! Arme, arme Suse, die nichts lieber tat, als stundenlang zu quasseln und zu klönen, bis denen die Ohren klingelten. Wie hielt sie es bloß mit diesem stummen Fisch aus?
    Eine Minute später stand sie im dunklen Nebenzimmer vor den beiden Männern und verfolgte mit offenem Mund, wie sie sich Pistolen in den Hosenbund steckten und irgendwelche Papiere in Plastikbeuteln, Wasserflaschen und Wäsche in einen kleinen Rucksack stopften.
    „Könnte mir mal einer verraten, was hier los ist?“, zischte sie ungehalten. „Warum macht ihr kein Licht?“
    „Wir mussten unsere Pläne ändern.“
    „Aber wieso?“
    „Es ist etwas dazwischengekommen.“
    „Und was soll das, bitteschön, konkret heißen?“
    Adrian und Frithjof wechselten einen kurzen Blick. Dann beobachtete sie, wie der Ältere kaum merklich nickte.
    „Es treiben sich einige Typen im Hotel herum, die uns nicht sonderlich gefallen. Deswegen halten wir es für besser, wenn wir kein Licht machen.“
    „Aha.“ Beate verschränkte die Arme vor der Brust, gespannt darauf, welche Überraschung die Männer als nächstes für sie aus dem Ärmel ziehen würden.
    „Und wenn wir schon heute Nacht aufbrechen.“
    Hatte sie’s doch gewusst!
    „Und wohin? Ich denke, unser Flug geht erst morgen?“
    „Beate, pas à pas . Wenn ich nicht irre, wurde selbst Rom nicht an einem Tag erbaut. Zuerst werden wir dieses Hotel verlassen und zwar auf schnellstem Weg. Da lang!“ Frithjof Peters deutete mit dem Kinn auf das Fenster, das Adrian gerade aufschob.
    „ Aus dem Fenster? Ihr spinnt ja wohl!“
    „Vorwärts.“
    „Ihr meint das im Ernst!“ Ihr ungläubiger Blick schweifte zwischen den Männern hin und her, als hätten sie Bleistifte in den Nasenlöchern stecken. „Habt ihr nicht mehr alle Tassen im Schrank?“
    „ Shit happens “, kommentierte Adrian kleinlaut und zwinkerte ihr aufmunternd zu.
    „Scherzkeks!“
    „Tun Sie einfach, was wir Ihnen sagen. Und jetzt halten Sie den Mund und sehen nicht nach unten.“
    Eine weniger impulsive Frau hätte den warnenden Unterton in Frithjofs Stimme vielleicht herausgehört und sich wirklich zurückgehalten. Beate allerdings verspürte nicht die geringste Lust, vorsichtig zu sein.
    „ Heilige Scheiße, ihr habt tatsächlich den Verstand verloren! Wir befinden uns im dritten Stock!“
    Das Einzige, was sie davon abhielt, gewalttätig zu werden, war, dass sie sich nicht entscheiden konnte, welchem der beiden Männer sie zuerst den Hals umdrehen wollte.
    „Richtig. Und Sie sind schwindelfrei, Beate. Also, bewegen Sie Ihren süßen Hintern hier raus oder ich helfe nach!“
    Sie konnte es einfach nicht glauben! Was bildeten sich diese Kerle bloß ein? Schwachköpfe allesamt! Aufgeblasene Hornochsen! Musste sie sich das bieten lassen? Sie fand kein Ende, die beiden Freunde in Gedanken aufs Übelste zu beschimpfen und zu verfluchen und ihnen die Hälse umzudrehen. So blieb ihr kaum noch Zeit, während des Abstiegs über Dächer und Balkone, Feuerleitern und Mauern Angst zu verspüren.
    Sie hatte das Gefühl, erst wieder atmen zu können, als sie zwei Straßen weiter in ein Taxi geschoben wurde und Adrian und Frithjof links und rechts von ihr Platz nahmen. Der Ältere winkte dem Fahrer zu.
    „Das ist ein Freund“, erklärte ihr Adrian nach einer halben Ewigkeit angespannten Schweigens mit gedämpfter Stimme. „Er wird uns eine Weile durch die Stadt spazieren fahren. Wenn die Luft rein ist, geht es weiter zum Flughafen. Dort begibst du dich unverzüglich zum Schalter der Air France . Er befindet sich linker Hand neben der Anzeigetafel für die Abflüge. Du wirst nach Bernard Marchais fragen und ihm deinen Namen nennen. Im Gegenzug wird er dir einen Pass und das Ticket für die nächste Maschine nach Paris aushändigen.“
    Er hielt kurz inne und berichtigte sich: „Paris, Marseille oder irgendeine andere Stadt auf französischem Boden. Das sollte nicht das Problem sein.“
    „Wenn nicht das, was hältst du dann für ein Problem? Adrian, was hat das zu bedeuten? Und was ist mit euch? Wo werdet ihr sein? Damit euch eins klar ist: ich werde nicht ohne euch fliegen!“
    „Das wirst du auch nicht. Ich habe es dir versprochen, schon vergessen? Wir werden immer hinter dir sein, selbst wenn du uns nicht sehen solltest. Vertrau mir.“ Er nickte ihr zu und drückte ihre Hand. „Du weißt, wir
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