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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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sind Profis.“
    „Und ihr werdet ganz bestimmt mit mir gemeinsam in diese Maschine steigen?“
    „Ganz bestimmt, Bea. So oder so. Du hast mein Wort darauf.“
    Sie holte tief Luft, obwohl ihr das Herz mittlerweile bis zum Hals schlug. So oder so. Sie wusste, was er damit meinte, hatte sie sich doch von Anfang an keinen falschen Hoffnungen hingegeben. Es war keine harmlose Schnitzeljagd, an der sie teilnahm.
    Sie wurde von skrupellosen Verbrechern verfolgt.
    „Na schön. Bernard Marchais. Schalter der Air France .“
    „Und du wirst dich nicht zu uns umdrehen, sondern so tun, als wärst du alleine. Hast du verstanden? Du bist eine ganz normale Touristin auf dem Weg nach Hause.“
    „Ganz normal, ja? Ohne jedes Gepäck? Ohne Begleitung? Witzbold , verdammter!“
    „Niemand wird Anstoß daran nehmen.“
    „Wir sind da“, meldete sich Peters zu Wort. Im nächsten Moment hatte er die Autotür aufgerissen und war mit einem Satz ins Freie gesprungen.
    „ Halt die Ohren steif. Wir sehen uns später, Beate. Dort entlang.“
    Sie zwang sich zur Ruhe, als sie durch die Glastür in das Flughafengebäude ging. Sie konnte Adrian und Frithjof weder hören noch sehen, nichtsdestotrotz spürte sie ihre wachsamen Blicke auf sich gerichtet. Es gelang ihr sogar, zufälligen Beobachtern einen ziemlich gelangweilten Eindruck zu vermitteln. Gemächlich schlenderte sie auf die Anzeigetafel zu, während ihre Augen die nächste Maschine suchten, die mit Destination Frankreich ausgewiesen wurde.
    Sie ging tatsächlich nach Paris, frohlockte sie.
    Paris. Die Stadt der Liebe.
    Für sie bedeutete Paris vor allem Familie, Alain und Cat. Zu Hause sein.
    Beinahe zwei Stunden noch!
    „Entschuldigen Sie bitte. Ich möchte Bernard Marchais sprechen.“
    Die Dame in der blauen Uniform der Air France musterte sie von Kopf bis Fuß. Viel zu gründlich. Sie schien zu überlegen, viel zu lange, wie Beate fand. Sie fühlte ihre Handflächen feucht werden, zwang sich jedoch weiterhin zu einem unverbindlichen Lächeln. Mit gespieltem Interesse blätterte sie in einem knallbunten Prospekt auf dem Tresen.
    Willkommen in Afrika!
    Nein, danke! Ihr Bedarf war für den Rest ihres Lebens gedeckt!
    Endlich drehte sich die Dame in Blau um und winkte einen älteren Herrn zu sich , der sie noch kritischer taxierte als zuvor seine Kollegin, bis er endlich aus einem Tresor ein kleines Päckchen nahm.
    Wenig später passierte sie mit weichen Knien und hektisch pochendem Herz die Passkontrolle. Pas à pas . Und wieder hatte sie einen Schritt in Richtung Heimat getan. Niemand nahm Anstoß an dem Umstand, dass sie nicht das kleinste Gepäckstück bei sich trug. Augenscheinlich war sogar ihr Pass vollkommen in Ordnung. Nach wie vor wagte sie nicht, ihn aufzuschlagen und einen Blick hineinzuwerfen. Und das wundersamerweise am Flugschalter für sie hinterlegte Ticket ließ ihr Ziel in greifbare Nähe rücken.
    Verstohlen sc haute sie sich in der Wartehalle um, während sie darauf brannte, dass ihr Flug endlich aufgerufen wurde. Sie konnte die Freunde nirgends entdecken. Was, wenn sie keinen Platz im gleichen Flugzeug bekommen hatten? Wenn sie von wer weiß wem aufgehalten worden waren? Obwohl es ihr zunehmend schwerer fiel, die Ruhe zu bewahren, schlenderte sie von einem Verkaufsstand zum nächsten, blätterte in Illustrierten und wagte es sogar, an einem Parfümflakon zu schnuppern. Mit einem Abstecher auf die Toilette brachte sie weitere zehn Minuten rum.
    Und noch immer ließ sich keiner der beiden Männer blicken.
    Sie schreckte aus ihren Gedanken, als jemand sie von hinten anrempelte. Zwei eiskalte Augen fixierten sie eindringlich. Der Mund des Fremden verzog sich zu einem grausamen Grinsen, aber er sagte kein Wort, sondern verschwand irgendwo in der Menschenmenge.
    Beate hätte fast aufgeschrien, als sich eine Hand um ihren Ellenbogen legte und sie behutsam nach vorn schob.
    „Keine Angst, Bea, bleib ruhig, wir sind hier. Es läuft alles wie am Schnürchen.“
    „Profis, ich weiß“, raunte sie Adrian mit zittriger Stimme zu und unterdrückte den Wunsch , ihn ganz dicht an sich zu ziehen und sich an ihm festzuklammern wie ein kleines Kind. Ihr Herz raste noch immer. „Du hast mir einen mordsmäßigen Schrecken eingejagt. Und da war … vielleicht bilde ich mir das bloß ein … Was ist?“
    „Unser Flug ist aufgerufen worden.“
    „Schon? Und wo ist Frithjof?“
    Noch ehe sie unwillkürlich den Kopf wenden konnte, um sich nach ihm umzusehen, spürte sie,
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