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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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schlagen. Ansonsten hätten sie nicht bloß ihn, sondern uns alle aus dem Verkehr gezogen. Wir sind Augenzeugen, die sie aufhalten müssen. Die sie beseitigen, wenn es nicht anders möglich ist. Entweder wir oder sie. Etwas anderes gibt es in diesem Spiel nicht.“
    Es behagte ihr ganz und gar nicht, dass das Blutvergießen einfach kein Ende nehmen wollte, gleichwohl murmelte sie: „Verstehe. Es ist kein Spiel, nicht wahr?“
    Seine Argumente überzeugten sie. Denn s chließlich war sie nicht mehr dermaßen naiv zu glauben, die Organhändler würden sie ungehindert ihrer Wege ziehen lassen. Zur Hölle, sie wollte nie wieder daran denken! Das ging sie nichts mehr an! Es war vorbei. Sie wollte bloß noch nach Hause.
    „ Angenommen, ich glaube Ihnen die Geschichte von Adrians Notlüge, bedeutet das, Alain geht es besser? Haben die Ärzte den Hautkrebs bei ihm stoppen können?“
    „Die Veränderungen, die Sie damals an seinem Arm gesehen haben, stellten sich als gutartig heraus. Völlig harmlos.“
    „Harmlos? Aber Alains Haare! Wieso … Cat schrieb mir, sie seien so dünn, dass sie ihm die Haare ganz kurz schneiden musste.“
    „ Haarausfall ist eine, wenn auch ärgerliche, so doch ganz normale Nebenerscheinung der Immunsuppressiva, die er seit Jahren einnehmen muss. Kurz sind seine Haare jetzt schon, ja, das hat Angel-Cat perfekt hingekriegt. Sie hat ein Talent dafür. Und sie hatte eine Menge begeisterter Zuschauer, die sie …“
    „Zum Teufel mit Ihnen! Sagen Sie endlich, was mit ihm ist!“
    Mühsam verkniff er sich das Lachen und räusperte sich. „Versprechen Sie mir erst, nicht zu schreien oder aus dem Auto zu springen, nicht mit Bierbüchsen zu werfen oder auf mich einzuschlagen, sondern ganz brav mit uns zu kommen, damit wir Sie zu Hause so abliefern können, wie wir es allen versprochen haben.“
    „Sind Alain die Haare nach der Chemotherapie ausgefallen?“
    „Versprechen Sie es?“, drängte Frithjof hastig, weil er befürchtete, seine ernste Miene nicht mehr länger aufrechterhalten zu können.
    „Warum sonst sollte ihm Cat die Haare kurz schneiden?“
    „Und?“
    „Himmel, ja!“, fluchte Beate aufgebracht. „Versprochen. Also, was nun?“
    „Läuse.“
    „Waaas?“
    „Es waren schlicht und ergreifend Läuse, die sich Alain eingefangen hatte. Läuse. Nichts anderes als eine weitere unangenehme Erinnerung an das Krankenhaus im Busch. Er war überzeugt, diese Viecher auf eine solch radikale Art und Weise auf dem schnellsten Wege wieder loszuwerden. Womit er selbstverständlich Recht hatte.“
    „Selbstverständlich muss er immer Recht behalten“, schimpfte sie vor sich hin. „Er hat es von Anfang an geliebt, seine Umwelt zu schockieren, mit seinem Aussehen, seinem Verhalten, seinen Überzeugungen. Und ich bin wahrscheinlich nicht besser, weil ich ihn für all diese Verrücktheiten liebe.“
    „ Alain behauptete, Sie hätten seine langen Haare nie sonderlich gemocht. Jetzt haben ihm also Läuse diese längst überfällige Entscheidung abgenommen, daran etwas zu ändern.“
    Beate runzelte die Stirn und versuchte zu verdauen, was ihr Frithjof soeben aufgetischt hatte. Schließlich war sie aus Angst um Alain fast verrückt geworden. Und nun das! Läuse!
    „Und Sie belügen mich nicht, wie es Adrian getan hat?“, erkundigte sie sich noch immer voller Zweifel.
    „Welchen Grund hätte ich dafür?“
    „Sie wollen damit sagen, Alain …“
    „… geht es gut, natürlich. Er muss sich der Dialyse unterziehen und die Zeit, die er im Krankenhaus damit zubringt, nervt ihn ungemein. Aber er hat Ihnen sein Versprechen gegeben, sich um seine Gesundheit zu kümmern. Er nimmt das sehr ernst. Um rundum glücklich zu sein, fehlt ihm momentan lediglich eines.“
    Beate schloss die Augen und ließ sich mit einem Stoßseufzer an die Rückenlehne des Sitzes fallen. Alain hatte es geschafft, er befand sich auf dem Wege der Besserung. Und sie dankte Gott von ganzem Herzen dafür, dass Alicia Katrin in Sicherheit war.
    „Wann werden Sie eine Pause einlegen?“
    Frithjof Peters blickte auf seine Armbanduhr. „Wie lange können Sie noch warten?“, fragte er zurück.
    „Keine Ahnung. Sobald es Probleme gibt, schreie ich. Erzählen Sie mir, wie Sie Alain kennengelernt haben.“
    „Das ist eine Geschichte, die Sie besser nicht hören sollten.“
    „Das Leben in Afrika hat mich mit angenehmen Geschichten nicht gerade verwöhnt.“
    „Ich habe Ihr Tagebuch gelesen.“
    Die Stimme des Mannes klang warm vor
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