Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
füllten sich mit brennenden Tränen. „Es war Adrians Freund, den der Marquess in seiner Villa festgehalten hatte! Angel. Ich kenne …“
    „ Ja, Sie kennen Angel Stojanow, ganz Recht, den Vater von Karos Zwillingen. Er ist der Bruder von Danilo, mit dem Karo jetzt verheiratet ist.“
    „ Mit Karo? Sie ist meine Freundin. Und ich habe Angel schon einmal gesehen, damals, nach dem Unfall … als wir Cat bestattet haben. Aber ich habe ihn nicht erkannt! Ich habe ihn einfach nicht erkannt!“
    Er hatte sie nicht angeschaut, war stattdessen während der ganzen Zeit bemüht gewesen, sein Gesicht vor ihr zu verbergen. Hatte sie das zunächst der Scham über sein erbärmliches Aussehen zugeschrieben, wurde ihr jetzt klar, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits wusste, wer sie war. Er hatte sie nach ihrem Namen gefragt, er musste es genau gewusst haben und hatte sich mit keinem Wort verraten! Sie hatte sich neben ihn gelegt und ihn mit ihrem Körper zu wärmen versucht, bis er sie irgendwann bat, ihn zu berühren. Und sie hatte ihn gewähren lassen, als er nach ihrer Hand tastete und sie um sein Geschlecht legte, um Erfüllung zu finden.
    Der Mann ihrer Freundin!
    „Er war …“
    Sie spürte die sanfte Berührung von Frithjofs Hand auf ihrem Arm und schaute auf.
    „Ich weiß, Beate. Ich war dabei, als er im Haus Ihres Entführers gefunden wurde. Niemand hätte ihn erkannt. Nicht einmal Adrian oder Danilo, sein Bruder, der ihn doch am besten kannte.“
    „Deswegen ist er her gekommen, nicht wahr? Adrian hatte gehofft, diese Verbrecher hier zu finden und zur Verantwortung zu ziehen.“
    „Wir sind hier, weil wir nicht zulassen konnten, dass Alain sein Leben aufs Spiel setzt, um Sie nach Hause zu bringen. Im Gegensatz zu ihm wissen wir mit solchen Verbrechern umzugehen.“
    „Verstehe. Die Asse der Sondereinheit. Elitetruppe. Ihr habt schon im Vorfeld mit Schwierigkeiten gerechnet.“
    „Wir sind nicht mehr dabei, befinden uns quasi im Ruhestand. Um es ganz deutlich auszudrücken: wir sind ohne offizielle Befugnis unterwegs. Sollte also etwas schiefgehen, gibt es niemanden, der uns Schützenhilfe leistet. Beate, wir wollen unseren Freunden helfen, Ihnen und Alain, Angel-Cat, Karo und Suse, die ebenfalls auf Sie warten. Und nicht zuletzt wird es Adrians Selbstvertrauen gut tun, wenn wir diesen Auftrag zu einem positiven Ende bringen.“
    „Wie geht es Angel ? Ihm wurde eine Niere entnommen, nicht wahr? Stojan Stojkow ist Organhändler und ich vermute, er hat sie damals an den Meistbietenden verkauft. Ich habe die Narbe gesehen, eine fast dreißig Zentimeter lange Narbe an der linken Seite. Haben Sie während Ihrer medizinischen Ausbildung auch gelernt, dass die linke Niere als Spenderorgan bevorzugt wird, weil sie günstigere Verhältnisse an der Arterie und Vene aufweist als die rechte? Und die linke Niere des Spenders wird aus anatomischen Gründen zumeist auf der rechten Seite des Patienten eingesetzt, wie es damals bei Alain gemacht wurde.“
    Schweigend reichte Frithjof Peters ihr sein Taschentuch.
    „Wie oft habe ich mich gefragt, ob es die Niere von Angel war, die Alain transplantiert wurde, obwohl es natürlich besser ist, so etwas nicht zu erfahren. Alains gar nicht so abstruse Einstellung zu diesem heiklen Thema habe ich erst sehr viel später verstanden. Ich mache mir solche Vorwürfe, weil ich Angel nicht helfen konnte, als ihn seine Entführer misshandelt haben. Er hat mir vertraut und geglaubt, ich würde Hilfe für ihn holen. Ich habe ihn genauso wenig vor den Grausamkeiten seines Vaters bewahren können wie damals Alain.“
    Ihre Worte gingen in einem herzzerreißenden Schluchzen unter. Und endlich strömten die Tränen ungehindert aus ihren Augen. Beate spürte den Arm des Mannes an ihrer Seite, der sich sacht um ihre Schulter legte und sie tröstend an sich zog.
    „Vergessen Sie nicht, Angel hat Dank Ihrer Hilfe überlebt. Sie haben ihm Mut und Kraft geschenkt, als er beides schon verloren glaubte und sich aufgegeben hatte. Ich habe ihn als einen äußerst willensstarken, belastbaren Menschen mit extrem hoher Schmerztoleranz kennengelernt, doch zwei Jahre im Dunkeln zu leben, eingesperrt in einen kalten, schallisolierten Raum, in den kein Sonnenstrahl findet, weder Vogelgesang noch Motorengeräusch, nur hin und wieder die Stimmen seiner Peiniger zu hören, zermürben schlimmer als physische Folter und hinterlassen bleibende Schäden. Wer einen Menschen ohne Unterlass erniedrigt, demütigt, isoliert
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher