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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben
Autoren: Tom Clancy
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vergangenen Nacht.
    Ein letztes Mal gab es den mechanistischen Horror. Die Geschützflammen waren weniger gleißend bei Tageslicht, und Panzer fuhren durch den Staub ihrer Schüsse, als sie vorrückten. Wie geplant, zog sich der Feind vor den Prügeln der B- und C-Truppe zurück, in der Hoffnung, zwischen den ersten und zweiten angreifenden Einheiten eine Lücke zu finden. Was sie fanden, waren die vierzehn M1A2s der Panzerkompanie des Schwadrons, wie Wellenbrecher im 200-Meter-Intervall postiert. Wie zuvor wurden erst die Panzer zerstört, dann die Schützenwagen, als GUIDON in die Feindformation hinein vorrollte. Dann hörte es auf. Fahrzeuge, die noch nicht unter Beschuß waren, blieben stehen. Mannschaften sprangen hervor und rannten weg. Es war überall das gleiche, hörte Masterman über Funk, entlang der ganzen Linie nach Westen. Überrascht, auf der Flucht, der Ausgang blockiert, entschieden Soldaten, die das Glück hatten, ras zu sehen, was auf sie zurollte, daß Widerstand gewiß tödlich wäre, und die dritte – und letzte – Schlacht von KKMC endete 30 Minuten nach ihrem Beginn.
    Ganz so leicht war es nicht für die Invasoren. Vorrückende Saudi-Verbände, endlich mit schwerer Feindberührung, kämpften verbissen, mahlten sich durch eine weitere Brigade, aber bis Sonnenuntergang hatten alle sechs UIR-Divisionen, die in ihr Land eingedrungen waren, aufgehört zu existieren. Untereinheiten mit mehr Kampfeswillen erhielten von ihren Kommandierenden Befehl, die Waffen zu strecken, bevor Feinde von drei Seiten her eine endgültigere Entscheidung herbeiführen würden.
    Die schwerste organisatorische Aufgabe stellten wieder die Gefangenen dar. Das Problem würde mindestens einen Tag anhalten, meldeten die Kommandeure.
    Clark und Chavez verließen die russische Botschaft eine Stunde später.
    Hinten im Wagen enthielt ein großer Koffer Dinge, die keinem übermäßig gefährlich erscheinen würden und tatsächlich großenteils im Einklang mit ihrem ›Journalistendasein‹ standen. Die Mission, entschieden sie, war ziemlich verrückt, aber während das dem Senior des Teams Sorgen bereitete, war Ding deshalb richtig aufgekratzt. Die Prämisse schien unglaublich, die Bestätigung stand aber noch aus. Die Fahrt zum Hinterhof beim Café war ungestört. Der Sicherheitskordon um Daryaeis Heim reichte nicht bis zu ihrem Ziel. Das Café war geschlossen, wegen der Verdunkelung einer Stadt halb im Krieg, halb im Frieden – die Straßenbeleuchtung war aus und Fenster verhängt, aber Autos durften mit Licht herumfahren, und häuslicher Strom war offensichtlich im Betrieb. Das war zu ihrem Vorteil. Das Türschloß im dunklen Durchgang bot kein Problem. Chavez öffnete die Tür und sah hinein. Clark folgte mit dem Koffer, beide gingen rein und schlossen hinter sich die Tür. Sie waren bereits im ersten Stock, als sie Geräusche hörten. Dort wohnten Leute. Sie stellten sich als ein Ehepaar in den Fünfzigern heraus, Betreiber des Cafés und beim Fernsehen. Wäre die Mission korrekt geplant worden, wußte er, hätte man das vorher gewußt. Na, ja.
    »Hallo«, sagte Clark. »Bitte machen Sie keinen Lärm.«
    »Was …«
    »Wir werden Ihnen nicht weh tun«, sagte John, als Ding sich umsah nach – ah, Stromkabel wären genau richtig. »Bitte legen Sie sich auf den Boden.«
    »Wer …«
    »Wir werden Sie befreien, wenn wir wieder gehen«, fuhr Clark in geschultem Farsi fort. »Doch wenn Sie sich wehren, werden Sie verletzt.«
    Sie waren zu verängstigt, um sich gegen die beiden Männer zu wehren, die wie Diebe in ihrem Heim erschienen waren. Clark nahm Stromkabel, um ihre Arme zu binden, dann die Fersen. Chavez legte sie auf die Seite, nachdem er der Frau einen Schluck Wasser geholt hatte, bevor er sie beide knebelte.
    »Paß auf, daß sie atmen können«, sagte Clark, diesmal auf englisch.
    Er checkte die Knoten, befriedigt darüber, daß er nach dreißig Jahren noch immer die Grundkenntnisse eines Seemanns nicht vergessen hatte. Zufrieden gingen sie nach oben.
    Wirklich verrückt war das Kommunikationsmachwerk. Clark öffnete den Koffer und begann, Dinge rauszunehmen. Das Dach des Gebäudes war flach und bot freie Sichtlinie zu einem anderen drei Straßen weiter. Daher mußten sie sich ducken. Erst stellte Ding die Mini-Schüssel auf. Der Dreifuß dafür war schwer, mit Spitzen an den Füßen, um ihn zu fixieren. Dann mußte er ihn einschalten, bis das brummende Zwitschern der Trägerwelle vom richtigen Satelliten im
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