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Beefy ist an allem schuld

Beefy ist an allem schuld

Titel: Beefy ist an allem schuld
Autoren: Eric Malpass
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frühstücke erst einmal.»
    «Es ist - es ist wegen Lizzie», stotterte Beefy. «Sie ist - es ist ihr was passiert. Ich glaube, sie ist tot.»
    «Oh, die arme Lizzie. Geh in dieses Zimmer, Beefy, ich sage John gleich Bescheid.»
    Den verwaisten Whitey übernahm eine nette Nachbarin. In der Vase auf Lizzies Kaminsims fand sich genug Geld für die Beerdigung. An einem stürmischen Frühlingstag wurde sie dann in die St.-Judas-Kirche getragen, wo John Adams sie in seinem vom Wind gebauschten Ornat am Portal empfing, um sie langsam ins Kircheninnere zu geleiten.
    «Ich bin die Auferstehung und das Leben», begann der Pfarrer, und Beefy, der beim Sarg stand, fühlte, wie seine Augen sich mit Tränen füllten. Er konnte es überhaupt nicht fassen.
    Dann brachte man sie auf einen trübseligen Friedhof und senkte sie in die feuchte Erde. Die einzige Blumengabe war ein großer Lilienstrauß, den Beefy mit seinem letzten Geld gekauft hatte. Die Erde polterte auf den Sarg. Beefy weinte wieder. Arme alte Lizzie! Wenn man darüber nachdachte, war es gar nicht schön, einfach in eine solche Grube gesenkt zu werden.
    Man deckte sie mit Erde zu und schloß sie von der Sonne und der Morgenbrise aus. Dann gingen alle zum Tee nach Hause, alle außer Beefy, der kein Zuhause hatte. Mit einem höflichen «nein, danke schön» lehnte er eine sehr herzliche Einladung zum Tee ins Pfarrhaus ab und ging davon.
    Die nächsten Monate waren die trostlosesten seines Lebens. Er nahm eine Arbeit nach der anderen an, aber niemand hatte Zeit, sich seiner richtig anzunehmen. Man jagte ihn einfach wieder fort.
    An einem Septembermorgen fand er sich schließlich über das Geländer einer Kanalbrücke gelehnt - mit seiner einzigen Habe, Lizzies Spruch, unter dem Arm. Er wußte nicht mehr weiter. Seit einer Woche hatte er keine Arbeit mehr finden können. Geld hatte er auch nicht mehr. Sein Magen schmerzte vor Hunger, denn seit dem Frühstück am Vortage hatte er nichts mehr gegessen. Sein Zeug war nach einer Nacht im Park feucht und klamm. Beefys Gedanken waren sorgenschwer. Nun hatte er endlich sein altes Leben aufgegeben und machte wirklich keine krummen Sachen mehr, und was war der Erfolg? Hunger quälte ihn, und er wußte einfach nicht, wie er den nächsten Tag überstehen sollte. Er war verzweifelt und verwirrt. Ohne die Hilfe Idas und der Jungens war er verloren.
    Er starrte auf das schwarze, ölige Wasser des Kanals hinunter. Ein Motorboot tuckerte auf die Brücke zu und steuerte geschickt zwischen den steinernen Uferböschungen entlang. Beefy liebte Boote. In glücklicheren Tagen hatte er oft über einem Brückengeländer gelehnt und darauf gewartet, daß eines vorbeifahren würde. Dies hier war frisch gestrichen, ganz in grün, es sah sehr hübsch aus. Am Bug stand eine rothaarige Frau. Ein Mann mit schwarzen Koteletten lehnte lässig an der Reling. Das Boot kam näher.
    Beefy starrte hinunter. Er beugte sich gefährlich weit über das Brückengeländer, um besser sehen zu können. Dann brüllte er: «Ida, Heck, ich bin’s, Beefy.»
    Gleich darauf wurde der Motor abgestellt. «Wenn das nicht der alte Beefy ist», rief Ida vom Boot herauf. Sie legten an. Beefy sauste die morschen Stufen, die zum Kanal führten, hinunter. Sie zogen ihn an Bord.
    In der kleinen Kajüte fand er sie alle wieder: Wodka-Joe, Holzbein, Lofty Langfinger, Willie Einauge. Alle strahlten. «Na so was, der alte Beefy!» Sogar Heck, der Sek, kam herunter. Beefy fand, dies sei der schönste Augenblick seines Lebens.
    Sie alle freuten sich, Beefy wiederzusehen. Er mochte nicht gerade der Intelligenteste von ihnen sein, aber Intelligenz besaßen sie schließlich selbst. In brenzligen Situationen jedoch war es ein tröstliches Gefühl, Beefy dabeizuhaben: Man konnte sich darauf verlassen, daß er die undankbaren Jobs übernahm, willig und eifrig, ohne überhaupt zu merken, wie undankbar sie waren. Ein Mann wie Beefy war bei ihren Unternehmungen einfach unersetzlich.
    «Wetten, du möchtest gern ‘ne Tasse Tee, was, Beefy?» fragte Ida.
    «Wenn es keine Mühe macht», sagte Beefy höflich.
    «Natürlich nicht. Lofty, mach für uns alle Tee. Das muß gefeiert werden.»
    Lofty kochte Tee auf dem Ofen, und sie hockten eng beieinander in dem gemütlichen Halbdunkel der kleinen Kajüte und prosteten Beefy mit erhobenen Tassen zu. Beefy war im siebenten Himmel.
    «Wie kommt ihr denn zu dem schönen Boot», fragte er.
    «Es gehört uns», sagte Ida stolz. «Es ist nicht etwa
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