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Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Titel: Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe
Autoren: Lucy Silag
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Licht eInès anderen Bahnhofs aufwache, habe ich das Gefühl, als wäre nur eine Minute vergangen. Dieser Bahnhof ist immerhin in Betrieb, auch wenn wenig los ist.
    Ich springe auf und dränge mich an dem blonden Mädchen vorbei aus dem Auto, während ich mir den getrockneten Speichel aus den Mundwinkeln wische. Wie peinlich, dass ich mit offenem Mund geschlafen habe! Aber es ist einfach so lange her, dass ich Schlaf bekommen habe ...
    Der Citroën braust eilig davon. Während ich den Rücklichtern nachschaue, bin ich fassungslos, wie ähnlich mir dieses Mädchen ist. Und dann ist sie auch noch Künstlerin. In einem anderen Leben hätten wir vielleicht Freundinnen sein können. Aber das Mädchen und ihr Bruder wollen offenbar schnell nach Hause. Ich rufe ihnen ein Tschüss hinterher.
    Die kalte Luft kriecht unter meine Jeans, meine Beine hinauf bis zu meinen zitternden Knien. Blinzelnd starre ich auf den Ticketschalter.
    Mir rutscht das Herz in die Hose, als ich auf dem Fahrplan am Dach des Bahnhofs sehe, dass die letzte Regionalbahn nach Rouen gerade eben abgefahren ist. Völlig verlassen liegt der einzige Verkehrsknotenpunkt von Gournay-en-Bray da und glänzt speckig vom jahrelangen Betrieb. Über dem Geruch nach öligen Zugrädern und abgestandenem Kaffee aus dem geschlossenen Bistro liegt der ekelhafte, strenge Geruch nach Ammoniak. Ein schreckliches Weltuntergangsgefühl ergreift von mir Besitz.
    Vor mir liegt eine weitere lange Nacht.

2 • ALEX
    I RGENDWO , WO ES SCHÖN IST
    »Nach einem oder zwei Gläschen kann ich viel besser denken«, rufe ich Jay, Olivia und Zack zu, während ich ein paar Cabernet-Flaschen aus dem Weinregal in Mme Rouilles Küche ziehe.
    »Bist du denn sicher, dass das okay ist?«, höre ich Zack Olivia fragen.
    »Würde es für Alex etwas ändern, wenn nicht?«, antwortet Olivia daraufhin.
    »Also, ich würde den Wein deiner Gastfamilie nicht trinken, wenn du das nicht gutheißen würdest!«, beteuere ich und ziehe auf der Suche nach einem Korkenzieher die Küchenschubladen auf. »Außerdem liegen da so viele Weinflaschen. Wer möchte auch ein Gläschen?«
    »Trinkt nur«, ruft mir Olivia aus dem Wohnzimmer zu. »Meine Eltern haben Mme Rouille gleich nach meiner Ankunft eine Kiste aus Kalifornien als Gastgeschenk geschickt. Sie wird den Wein nicht anrühren, weil es kein französischer ist. Sie wird es also gar nicht merken, wenn ihr ihn trinkt. Aber ich mag keinen, danke.«
    »Nein danke, Alex«, schließt sich Jay Olivia an.
    Ich gieße etwas von der roten Flüssigkeit in zwei große Weingläser, eInès für mich und eInès für Zack. Nach ein paar Schlucken fülle ich mein Glas noch einmal randvoll und kehre ins Wohnzimmer zurück, wo sich meine Freunde gemütlich vor einem prasselnden Feuer lümmeln. Eine große Platte mit würzigem Käse, knusprigen Scheiben Bauernbrot und verschiedenen Schinken- und Wurstsorten steht neben Zack auf dem Boden.
    Zack fummelt gerade an der losen Schraube seInès dicken schwarzen Brillengestells herum. In all der Zeit, die ich ihn nun schon kenne, weiß ich noch immer nicht, ob die Brille aus medizinischer Sicht wirklich notwendig ist oder nicht. Irgendwie glaube ich es ja nicht. Wenn es nach mir ginge, sollte er sein tolles Gesicht nicht dahinter verstecken, aber die Brille soll wahrscheinlich sein Hipster-Aussehen unterstreichen.
    Jays dunkle Augen funkeln im Feuerschein, klein, aber intensiv. Jay gehört zu der Sorte Jungen mit einer starken, kompetenten Ausstrahlung - er ist der Typ, dem man auf Anhieb vertraut. Seine Eltern kommen irgendwo aus Mittelamerika. Sie haben ihm ernste, aufrichtige Gesichtszüge mitgegeben, eine stämmige, kräftige Statur und ein entspanntes, liebevolles Wesen, das in seinem ganzen Verhalten zum Ausdruck kommt. Auch die anderen Teilnehmer aus unserem Programm gehen jetzt offener auf ihn zu. Vor wenigen Monaten wusste noch keiner, wer er war. Jetzt haben ihn alle gern um sich. Vor allem Zack, der ihm immer wieder heimliche Blicke zuwirft, halb anhimmelnd, halb kummervoll.
    Olivia sitzt reglos mit verschränkten Beinen zu einem winzigen drahtigen Muskelball zusammengekauert auf dem Boden. Sie ist zwar klein, aber manchmal überrascht sie einen dann doch - ganz plötzlich kann sie einen Raum mit ihrer Energie füllen! In ihren dunklen Haaren sieht man noch die Reste einiger hell gefärbter Strähnchen, aber sie hat sich wirklich ziemlich verändert, seit ich sie zu Beginn des Schulhalbjahres kennengelernt habe. Damals hat
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