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Beachrats

Beachrats

Titel: Beachrats
Autoren: Tobias Jäger
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antworte David.
    Ich öffnete die Tür und sah mich einen Moment lang um. David lag auf dem Bett und hatte das Gesicht ins Kissen gedrückt. Er lag auf der Decke und trug nur Boxershorts.
    »Was ist denn los?«, fragte ich. »Warum bist du nicht unter der Decke? Dir muss doch schrecklich kalt sein.«
    David antwortete nicht, sondern schniefte nur. Ich ging zum Bett und setzte mich an den Rand.
    »Vermisst du deinen Dad?«, fragte ich weiter.
    Als Antwort bekam ich ein Nicken. David konnte ziemlich machohaft sein, aber in diesem Moment wirkte er ziemlich verletzlich und zerbrechlich. Ich nahm seine Hand und sie war eiskalt.
    »Du solltest unter die Decke und dich aufwärmen«, schlug ich vor.
    Er sah mich einen Moment an und sein Gesicht war nass mit Tränen.
    »Ich habe ins Bett gemacht«, sagte er.
    David wurde rot und schaute das Kissen an.
    »Ist schon okay«, antwortete ich. »Keine große Sache. Unfälle passieren.«
    Ich hatte davon gelesen, dass emotionale Ereignisse so etwas auslösen konnten. Der Unfall seiner Großeltern und der plötzliche Tod seiner Großmutter kamen dafür auf jeden Fall in Frage. Ich nahm seine Hand und zog ihn sanft nach oben.
    »Dann schauen wir uns den Schaden mal an«, sagte ich freundlich.
    David drehte sich um und stand auf. Ich sah, dass die Vorderseite seiner Boxershorts ein bisschen feucht war. Ich schlug die Decke zurück und sah einen nicht besonders großen Fleck auf dem Bett. Es sah für mich allerdings nicht wie Urin aus. Ich berührte die Stelle und mir war klar, was es war.
    »David, du hast nicht ins Bett gemacht, du hattest einen feuchten Traum«, sagte ich. »Auch so etwas passiert ständig und ist keine große Sache.«
    »Ich weiß«, sagte David leise.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte ich und ging ins Badezimmer.
    Dort holte ich ein Handtuch und einen feuchten Waschlappen.
    »Hier, mach dich ein bisschen sauber und zieh dir ein Paar trockene Shorts an.«
    David sah mich dankbar an und nahm den Waschlappen. Er kramte kurz in seiner Tasche nach einem Paar sauberer Boxershorts. Als er sie gefunden hatte, zog er die nassen Shorts aus. Ich ging davon aus, dass er sich zumindest umdrehen würde, aber dem war nicht so. Nachdem ich einen unfreiwilligen Blick auf sein bestes Stück geworfen hatte, beschäftigte ich mich damit, das Handtuch auf dem Bett auszubreiten, damit es den feuchten Fleck verdeckte.
    »Hast du geweint, weil du einen feuchten Traum hattest?«
    »Nein. Aber es hat mich geweckt. Dann begann ich irgendwie nachzudenken. Deshalb habe ich geweint.«
    Ich drehte mich wieder um und sah David an.
    »Los, ins Bett mit dir«, sagte ich und hielt die Decke hoch.
    »Kevin, es tut mir leid, dass ich so viele Probleme verursache«, sagte David, während er unter die Decke krabbelte.
    »Unsinn, David. Du verursachst keine Probleme. Ich bin wach geworden, weil ich mal aufs Klo musste und dadurch habe ich gemerkt wie kalt es ist. Beim Fenster schließen habe ich gesehen, dass in deinem Zimmer noch Licht war und als ich dich weinen hörte, dachte ich, dass du mich vielleicht brauchen würdest.«
    David lächelte verlegen.
    »Ich brauche dich auch, Kevin. Bleibst du einen Moment bei mir?«
    Wie konnte ich da nein sagen?
    »Natürlich. Aber versuche ein bisschen zu Schlafen, okay?«
    Weil mir kalt war, schlüpfte ich ebenfalls unter die Decke. Es war ein Doppelbett, also war genug Platz für uns beide.
    »Ich habe geweint, weil ich nicht weiß, was aus mir wird. Ich meine, wenn Dad wieder arbeiten muss. Bisher sind meine Großeltern immer bei mir geblieben. Werde ich dann in ein Internat müssen? Ich will da nicht hin.«
    Sein Vater verbrachte Teile seines Dienstes auf einem Schiff und war manchmal monatelang nicht zuhause.
    »Mach dir keine Sorgen. Wir finden eine Lösung, okay? Rick und ich sind immer für dich da und wenn du nicht in ein Internat möchtest, dann kriegen wir es irgendwie hin, dass das nicht passiert.«
    Man konnte sehen, wie sich David ein bisschen entspannte. Wir schwiegen eine Weile und ich dachte schon fast, dass David eingeschlafen war.
    »Kevin?«
    »Ja, David?«
    »Magst du Alex? Er hat gesagt, dass er dich und Rick sehr mag.«
    »Natürlich mag ich ihn. Und ich bin mir sicher, dass Rick ihn auch mag.«
    »Cool«, sagte David und lächelte. »Als wir raus gegangen sind, haben wir uns eine ganze Zeit lang geküsst. Mit Zunge und so. Das hatte ich noch nie gemacht.«
    Gott, David , dachte ich, das hier ist keine Pyjama-Party . Ich wollte ihm
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