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be-coming

be-coming

Titel: be-coming
Autoren: Simon Rhys Beck
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Cieran im Schritt durch die Halle reiten. Er sollte selbst ausprobieren, wie man die Balance hielt, wie man nach links und nach rechts lenkte. Es war wahrscheinlich schon so anstrengend genug für ihn. Seine Muskeln mussten sich erst an die ungewohnte Belastung gewöhnen.
    Nach einer halben Stunde half ich ihm wieder vom Pferd und ließ ihn sanft an mir heruntergleiten. Allein diese Berührung war exquisit. Cieran sah mich nur für einen kurzen Augenblick merkwürdig an. Ich wusste nicht, ob er meine Erregung gespürt hatte. Ich ließ ihn los.
    Er senkte seinen Blick. »Ich hätte nie gedacht, dass das so anstrengend ist«, sagte er und massierte seine verkrampften Oberschenkel.
    »Die meisten Leute wissen das nicht!« Ich führte Sam aus dem weichen Sand der Reithalle hinaus.
    »Warum hast du dich für die Westernreiterei entschieden?« fragte er neugierig.
    »Sie ist freier. Ich mag es nicht, wenn ich Tieren meinen Willen aufzwingen muss«, sagte ich lächelnd.
    Er zögerte einen Moment, dann: »Und Menschen zwingst du deinen Willen auf?«
    Ich lachte leise. »Nein, ich tue nur das, was sie sich wünschen.«
    Er sah mich misstrauisch an. Wie gern hätte ich jetzt gewusst, was er dachte.
    »Soll ich dir das wirklich glauben?« Er lehnte sich gegen eine der Boxentüren und massierte wieder seine Oberschenkel.
    Ich drehte mich zu ihm um, sah ihm lange in die Augen. »Misstraust du mir etwa?«
    Sein Blick war abschätzend. »Ja.« Doch sein hübscher Mund verzog sich zu einem schmalen Lächeln.
     
     
     

7
    FALK
     
    Es war ein grauer Morgen, Nebel hing über den Wiesen – ein Morgen, wie ich ihn mochte und wie er eher selten war in dieser Gegend. Wieder dachte ich kurz daran, nach England zu ziehen. Irgendwann würde mich hier nichts mehr halten.
    Cieran saß mir gegenüber am Frühstückstisch. Der Duft von Kaffee und frisch gebackenem Brot hing in der Luft.
    Ich trank einen Schluck Kaffee und konzentrierte mich wieder auf mein Skript. Ste hatte einige Textpassagen rot markiert, Kommentare hineingeschrieben, Tippfehler korrigiert. Jetzt lag es an mir, den Text noch mal zu überarbeiten. Ste war wie immer unerbittlich gewesen.
    Cieran räusperte sich. »Wie sind die Spielregeln?« fragte er knapp.
    Erstaunt sah ich von meinem Skript auf. Hatte er es sich jetzt endlich überlegt?
    »Was meinst du?« fragte ich trotzdem vorsichtig.
    Er wurde rot, blickte auf seine Hände. »Ich ... ich möchte gern wissen, ob ...«, er zögerte, »ob ich das auch will.«
    Ich legte mein Skript auf den Tisch. »Es sind deine Regeln, Cieran. Ich werde nur das tun, was du möchtest, zu was du bereit bist. Es ist deine eigene Fantasie.« Ich lächelte und dachte an Phil. »Ich bin durch eine harte und perfekte Schule gegangen in der Beziehung. Und mittlerweile sehe ich, was jemand wirklich will, du musst nicht alles aussprechen. – Aber das ist auch schon der Hauptpunkt: D u musst es wirklich wollen .«
    Er nickte. »Ich will es.«
    Er schwieg eine ganze Weile.
    »Komische Situation jetzt«, sagte er dann leise.
    »Überleg es dir noch mal, bis heute Abend. Wenn du es wirklich willst, komm zu mir in mein Arbeitszimmer. So wie es aussieht, werde ich wohl den ganzen Tag noch an diesem Ding hier weiterarbeiten müssen.« Ich deutete auf den Haufen Papier auf dem Tisch.
    Er sah mich unsicher an, nahm aber mein Angebot an, das Thema zu wechseln. »Wie hast du das geschafft, so berühmt zu werden?«
    »Berühmt?« Ich lachte. »Du wusstest ja bis vor ein paar Tagen nicht einmal, dass es einen Schriftsteller namens Falk Arthur gibt.«
    »Naja, ich habe mich bisher nicht so für das Genre interessiert«, räumte er ein.
    Ich winkte ab. »Ich mache mir nicht vor, berühmt zu sein. Und mein Ego ist auch nicht so klein und mickrig, dass ich das nicht aushalten könnte. Oder hast du mich in Tränen ausbrechen sehen auf der Party deiner Schwester?«
    Er grinste verlegen. »Du bist schon ziemlich bekannt. Dass ich ungebildete Kreatur dich nicht kannte, hat nicht unbedingt etwas zu sagen.«
    »Du kannst mir weiterhin gern Honig um meinen imaginierten Bart schmieren. Ich habe nichts dagegen.« Ich lächelte ihn offen an.
    »Darf ich dich mal fragen, wie alt du bist?«
    Ich überlegte einen Moment. »Neunundzwanzig.«
    Er nickte. »Hast du das alles hier geerbt?«
    »Soll das ein Verhör werden?« fragte ich amüsiert.
    Er schüttelte rasch den Kopf, sah geradezu ein wenig erschrocken aus.
    »Ich habe nichts geerbt.« Von wem auch, fügte ich still
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