Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
frei. Unser Befehl lautet, uns in der Nähe der Geneve einzufinden. Vermutlich werden wir ein Stück weit zurückweichen müssen, aber wir haben den Zor schwere Verluste zugefügt.«
»Ihre Verluste scheinen sie nicht zu interessieren, Sir.« Sergei berichtete ihm von der Zerstörung der Anson und einer ganz ähnlichen Szene, die die Überreste der Karakorum betraf, bei der die Lancaster auch ein wenig zu spät eingetroffen war. »Mein Gefühl sagt mir, Sir, dass sie Schiffe vernichten wollen, sich aber um die Basis gar nicht kümmern.«
»Hmm.« McMasters fuhr sich durch sein zerzaustes Haar und rieb sich den Nacken. Elfeinhalb Stunden waren seit dem Start von der Pergamum-Basis vergangen. Der Mann sah aus, als hätte er die ganze Zeit über den Platz des Piloten an Bord der Gustav Adolf nicht verlassen. »An der Beobachtung könnte etwas dran sein, aber der Admiral geht nach wie vor von einem Angriff auf die Basis aus.«
»Also bleibt die Verstärkung weiter innerhalb des Asteroidengürtels?«
»Für den Augenblick, ja. Wir halten die Verteidigungslinie, Sergei, und werden austeilen anstatt einzustecken. Begeben Sie sich zur Geneve, und sollten Sie vor mir dort eintreffen, melden Sie sich beim Admiral.«
»Aye-aye, Sir.«
Keine zwei Stunden später kam das Flaggschiff der Flotte, die Royal Oak, in Sichtweite. Eine rasche Inspektion des Schiffs und vor allem der Energiegradienten zeigte, dass es in Kämpfe verwickelt worden war. Der Admiral hatte offenbar an vorderster Front mitgekämpft. Die Gustav Adolf war der Lancaster zuvorgekommen und hatte sich zu mehr als zwei Dutzend Schiffen gesellt. Von McMasters Kommando hatten es die meisten Schiffe geschafft, außerdem waren dort die Überreste von zwei anderen Geschwadern versammelt. Die Zor-Schiffe, die auf dem Masseradar der Lancaster zu entdecken gewesen waren, hatten sich ebenfalls zurückgezogen, da sie ganz offenbar nicht bereit waren, sich dem Flaggschiff zu nähern, wenn es von so viel Feuerkraft umgeben war.
Es herrschte relative Ruhe, während die Schiffe sich neu formierten und überschüssige Energie aus ihren Abwehrfeldern abgaben. Dennoch erkannte Sergei sofort die Zeichen einer Schlacht, die mehr als dreizehn Stunden lang getobt hatte. Viele Schiffe -mehr als die Hälfte sogar – strahlten noch immer weiß glühende Energie ab, und bei gut der Hälfte von ihnen waren Unregelmäßigkeiten und deformierte Abschnitte in den Feldern zu sehen, was auf ausgefallene oder nicht korrekt arbeitende Ausrüstung hindeutete. Die Lancaster hatte durch Überladung zwei Leiter an Steuerbord verloren, doch die Außenhülle war von Treffern verschont geblieben. Insgesamt war das Schiff noch in einer recht guten Verfassung.
»Nachricht von Captain Schaumburg, Skip«, meldete sich Anne DaNapoli von der Kom-Station. Vor vier Stunden war sie zum Dienst erschienen und hatte sich seitdem nicht ablösen lassen. Sie blickte ernst und müde drein, doch wahrscheinlich sah sie noch um einiges besser aus als Sergei selbst. Nach dem Gespräch mit McMasters hatte er sich widerwillig eine Weile hingelegt, aber nicht einschlafen können.
»Stellen Sie durch … Dolph, was kann ich für Sie tun?«
»Die Lancaster scheint Ihnen Glück zu bringen, Sergei«, stellte Dolph Schaumburg fest. »Ihr Schiff sieht ja aus, als sei es gar nicht in der Schlacht gewesen. Hoffentlich bleibt Ihnen das Glück treu. Ich kann Ihre gestrandeten Flyer an Bord nehmen, sobald Sie wollen.«
»Ich habe noch keinen Befehl erhalten, Formation einzunehmen. Dann wäre jetzt doch eigentlich ein guter Zeitpunkt. Sind Sie sich sicher, dass die Cambridge genug Platz an Bord hat? Ich habe hier acht Stück an Bord stehen.«
»Wir haben im Gefecht ein Viertel unserer Fighter verloren, wir haben also Platz genug. Übrigens sollten diese Flyer besser einsatzbereit sein. Meine Leute sind todmüde, und damit meine ich nur die, die nicht in der Krankenstation liegen … oder in der Kühlkammer.«
Oder die inmitten der Trümmer im All treiben, dachte Sergei. »Ich werde ihnen den Befehl geben.«
»Ich erwarte die Jungs. Cambridge out.«
»Hangardeck«, sagte Sergei, nachdem er das Interkom an seiner Armlehne betätigt hatte. »Hier spricht der Captain. Fighter startklar machen und dann rüber zur Cambridge. Bruce, sagen Sie ihnen, sie haben fünfzehn Minuten Zeit, um die Lancaster zu verlassen, sonst müssen sie sich den Rest der Schlacht vom Frachtraum aus ansehen.«
Innerhalb einer halben Stunde hatten sich
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