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BattleTech 59: Stuerme des Schicksals

BattleTech 59: Stuerme des Schicksals

Titel: BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
Autoren: Loren Coleman
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»Grüßen Sie alle«, sagte er noch, dann öffnete er die Tür zu Victors Räumen.
Genau genommen war die Suite ein einziger großer Raum, mit einem Schlafbereich und einem kleinen Wohnbereich auf der mit Teppichboden ausgelegten Seite und einem kleinen Büro, das durch einen beigefarbenen Fliesenboden gekennzeichnet war. Die Vorhänge waren geschlossen und hielten die Mittagssonne ab. Nur zwei Lampen sorgten für Beleuchtung. Victor saß am Schreibtisch und lehnte sich in einem Drehsessel zurück, um zur Decke zu blicken. Er wiegte sich langsam hin und her. Um den Kragen des weißen Rollis hing ein Jadeanhänger, und zwar so, dass er ihn sehen und bei Bedarf berühren konnte.
»Ist das nicht der Anhänger, den Kai Ihnen gegeben hat?«, fragte Cranston.
»Sun Hou-tzu. Der Affenkönig.« Victors Stimme klang nicht gerade leblos, aber eindeutig tonlos. »Er soll mich daran erinnern, mir treu zu bleiben.«
Falls Cranston sich richtig erinnerte, wurde Sun Hou-tzu ein gewisser Einfluss im Totenreich zugesprochen. Er sah auch das rechteckige Stichblatt, das Omi Kurita Victor auf Outreach geschenkt hatte. Es lag vor ihm auf dem Schreibtisch, auf einem Stapel Papiere und Karten. Es sollte Victor beschützen, hatte sie gesagt. Cranston war auch dabei gewesen, in den Jahren, als Victor das Leben beim Schopf gepackt und ihm entrissen hatte, was immer er konnte. Nicht nur für sich selbst, auch für seine Freunde und Liebsten.
Und jetzt saß er hier in einem abgedunkelten Zimmer, umgeben von kraftlosen Talismanen.
Victor schaute hinüber. »Du hast deine Eltern an das Kombinat verloren, Galen, nicht wahr?«
Dass Victor ihn beim Geburtsnamen ansprach, überrumpelte Cranston einen Augenblick. »Ja, habe ich. Im Krieg von '39.«
»Und du hast meinen Vater nicht dafür gehasst, dass er diesen Krieg begonnen hat?«
Cranston atmete tief ein. »O doch, das habe ich, Victor. Lange Jahre. Der Schmerz brauchte einen Halt, und ich habe ihn mit Hanse Davion und Haus Kurita gefüttert. Es hat mich jahrelang bedrückt.«
»Aber du bist mein Freund. Und Hohiros Freund. Unsere Väter haben dich deine Familie gekostet.«
Cranston zuckte die Achseln. »Was erwartest du für eine Antwort darauf, Victor? Ich war verletzt, und ich war wütend, aber irgendwann habe ich aufgehört, anderen die Schuld zu geben. Ein Fehlschuss der Artillerie hat das Haus meiner Eltern zerstört. Ich werde nie wissen, ob es ein Materialfehler oder menschliches Versagen war. Ich wollte weitere sinnlose Todesfälle vermeiden, deshalb bin ich zum Militär gegangen. Ich denke, das ist mir gelungen.« Er schüttelte den Kopf und verdrängte die Erinnerung. »Und irgendwann ist der Schmerz verblasst.«
»Wie?« Victor setzte sich auf, und in seinen Augen leuchtete plötzlich mehr Kraft, als Cranston seit Wochen darin gesehen hatte. »Wie verblasst er, Galen?«
Cranston sah es als gutes Zeichen an, dass Victor sich zumindest erholen wollte, aber er wusste, dabei konnte er ihm kaum helfen. »Er verblasst einfach, Victor.«
Victor sank wieder zurück. »Es gibt so viel, was ich noch zu tun habe. Auf Thorin und Tikonov. Auf New Avalon, falls wir es jemals dorthin schaffen. Katherine muss abgesetzt werden und die Clans dürfen wir auch nicht vergessen. Und dann ist da noch Omi ...« Victors Stimme verklang. »Ich schicke dich nach Luthien, Jerry.«
Wieder war Cranston völlig überrascht. »Luthien? Mein Platz ist hier, Victor. Warum gerade ich?«
»Weil ich selbst die Reise nicht machen kann, und ich brauche jemanden dort, dem ich bedingungslos vertrauen kann. Ich will nicht, dass Theodore noch einmal entscheidet, was ich wissen sollte und was besser nicht, und wann ich etwas erfahren darf.« Er hob abwehrend die Hände. »Sie haben es gut gemeint, Jerry, aber Theodore hat seine eigenen Ziele und seine eigene Nation, um deren Interessen er sich kümmern muss. Falls er und ich uns momentan überhaupt in einem Punkt einig sind, dann ist es die Notwendigkeit, Omis Mörder zur Verantwortung zu ziehen. Dabei wirst du ihm helfen - in meinem Auftrag.«
Cranston nickte. »Wenn Sie das wünschen, Victor, werde ich fliegen. Ich werde herausfinden, was ich kann, aber ich weiß nicht einmal, wo ich anfangen soll.«
Victor kippte den Sessel nach vorne und stand auf. »Ich schon.«
Es war eine so einfache und überzeugte Antwort, dass Cranston ihm glaubte.
»Ich hatte reichlich Zeit, mich damit zu beschäftigen.« Victor entfernte sich vom Schreibtisch. »Die Erleuchtung kam, als ich mir eure
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