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BattleTech 59: Stuerme des Schicksals

BattleTech 59: Stuerme des Schicksals

Titel: BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
Autoren: Loren Coleman
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Gedanken.
York war verloren. Die bei seiner Verteidigung geopferten Leben, bei dem erzwungenen Rückzug, bei der Sicherung seines Überlebens - sie waren ebenfalls verloren. Das zehrte an ihm. Schlimmer noch, es stellte ihn vor eine Frage, die ihm tagtäglich zu schaffen machte.
Wie viele Leben sollte es noch kosten, bevor dieser Krieg endlich vorbei war?

3
    Imperial City, Luthien
Präfektur Kagoshima, Militärdistrikt Luthien, Draconis-Kombinat
25. März 3064
    Omi Kurita wanderte gemessenen Schritts über den Steinpfad des Palastgartens. Trotz der Unruhe in ihrem Herzen bot sie ein Musterbild an Würde und Gelassenheit. Heute trug sie einen Kimono aus jadegrüner Seide, der um die Hüfte lose von einem goldenen Obi gehalten wurde. Der Duft des Gartens lockte sie weiter, während die Unterröcke ihr über den Rist der sandalenbewehrten Füße strichen.
    Eine Ablenkung. Das suchte sie hier. Etwas, um ihren Geist zu beschäftigen, ihre innere Zerrissenheit nach Victors letzter Nachricht einzudämmen. Es war mehr als nur die Sehnsucht und der Schmerz, die jede Erinnerung daran begleitete, wie viel sie voneinander trennte. Es war mehr als der Abgrund zwischen ihren Heimatkulturen oder deren Erbfeindschaft. Es war die Enttäuschung darüber, dass sie zu weit entfernt war, um seine Last zu teilen. Die Bürde des Bürgerkriegs lag so drückend auf Victors Seishin, auf seiner Seele, dass sie fast hörte, wie sie sich bei jedem Wort aufbäumte, das er für sie aufzeichnete.
    »Wie viel werden wir noch verlieren, Omi?«, hatte er gefragt. »Wie viel ist schon verloren?«
Omi konnte den gehetzten Ausdruck der blaugrauen Augen nicht vergessen. Ihr Bruder Hohiro bestand zwar darauf, die Niederlage auf York sei strategisch nur von untergeordneter Bedeutung, aber Victor hatte sie schwer zugesetzt. Das konnte ihr Bruder natürlich nicht nachvollziehen. Im Draconis-Kombinat war es die heilige Pflicht eines Samurai, dem Drachen - Haus Kurita - zu dienen und wenn nötig für ihn zu sterben. Victor nahm Verluste weit persönlicher, und Omi wusste: Dass er einen Bürgerkrieg gegen die eigenen Landsleute führte, machte es noch schlimmer.
Aber es war mehr als das. Sie verstand seine wahre Frage. Wie oft noch würden sie gezwungen sein, ihre private Beziehung den Forderungen und Pflichten ihrer Geburt unterzuordnen? Er vermisste sie schrecklich, das wusste sie. Auf Mogyorod hatten sie nur für einander da sein wollen, doch der Krieg hatte ihn fort gerufen. Jetzt quälte Victor die Angst, das Schicksal könnte ihre Liebe zum Untergang verurteilen. Omi war einer der wenigen Menschen, denen er sich anvertrauen konnte. Und selbst wenn er versuchte, Schmerz oder Angst zu verbergen, es gelang ihm nicht. Nicht vor ihr. Vor ihr niemals.
Ihre eigenen Sorgen hatte sie verdrängt, zum Wohle aller außer ihr selbst. Victors Botschaft hatte die Schmerzen geweckt, und sie konnte nicht klar denken. Falls sie jemals eine Antwort für ihn finden sollte, musste sie eine Chance bekommen, sich abzulenken.
In dieser Hinsicht bot ihr Palast der Stillen Einkehr wenig Möglichkeiten. Sie hatte den Dojo nie in Anspruch genommen und überließ ihn den ihr von der Internen Sicherheitsagentur und dem Orden der 5 Säulen überstellten Agenten. Ein Besuch der O5SBüros hätte die Arbeit dort zu sehr gestört, um ihn zu rechtfertigen. Sie hätte Isis Marik besuchen können, die in eine Zimmerflucht des Palastes eingezogen war, aber auch das wäre selbstsüchtig gewesen. Isis trauerte noch um das Ende ihrer Beziehung mit SunTzu Liao und den Verlust ihrer Heimat in der Liga Freier Welten. Omi wollte sie nicht noch zusätzlich belasten. Die Ärmste verdiente eine Zeit der Ruhe, um nach den Jahren des Tumults wieder zu sich zu finden.
Und so hatte Omis Weg sie hierher in den Garten geführt. Frühlingsrosen rankten sich an der Palastmauer empor und verzierten das Elfenbein des polierten Steins mit blutroten Farbtupfen, auch wenn die früh blühende Kapuzinerkresse ihren Duft fast völlig erschlug. Sie genoss die wärmende Berührung der Nachmittagssonne, deren tastende Finger die Verspannung in Nacken und Schultern lösten. Sie lächelte, als das Sonnenlicht auf dem jadegrünen Stoff eines Kimonoärmels glänzte und den Kontrast zwischen der Pracht der Seide und der einfachen Umgebung unterstrich.
Ein Stück voraus polierte ein ältlicher Palastarbeiter die Steinplatten, tief über einen Reisigbesen gebeugt, den er vermutlich selbst gebunden hatte. Der trockene Klang
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