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BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

Titel: BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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verloren. Fast jeder von uns steht unter einer unglaublichen Anspannung. In dieser Situation ist es nicht weiter verwunderlich, wenn plötzlich überall brennende Frauen auftauchen. Für mich ist es ein Ausdruck dafür, dass die Menschen nach etwas Greifbarem suchen, dem sie die Schuld für das Unglück geben können.« Trotz vieler Unklarheiten über das Entstehen und die Art der neuerlichen Brände scheinen auch die offiziellen Vertreter der Stadt die Ansicht von Dr. Browers zu teilen.
    C.H. Griffith

Aufzeichnungen aus dem Nachlass von Leland J. Copeland, freier Feuilleton-Journalist beim ›S.F. Examiner‹ und Autor der Bücher ›Das Große Beben‹ (Eureka Press 1907) und ›San Francisco - Die unerzählte Geschichte‹ (McPherson + Border 1928):

    Es ist bekannt, dass in Zeiten großer Not und Gefahr das wahre Wesen der Menschen zu Tage tritt. Schmächtige, blasse Jünglinge vollbringen mitunter Heldentaten und gestandene Mannsbilder verkriechen sich zitternd unter den Röcken ihrer Frauen. Es scheint, als ob sich nicht selten die offensichtlichen Vorzeichen umkehren würden: Aus Mut wird Feigheit, aus Angst Entschlossenheit, aus Stärke wird Panik und aus Eigensucht Barmherzigkeit. Natürlich geschieht dies nicht immer, kein Mensch aber kann im Voraus sagen, wie er sich in einer derartigen Ausnahmesituation verhalten wird. Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen und Feuersbrünste können durchaus als gottgesandte Prüfungen betrachtet werden, die die Heimgesuchten in zwei Lager aufspalten: die Guten und die Bösen. In Notzeiten muss ein jeder Farbe bekennen, Weiß oder Schwarz , gut oder böse ; eine andere Wahl bleibt nicht. Erst so dramatische Ereignisse wie ein Krieg oder eben das große Beben von 1906 dringen tief hinab zur menschlichen Seele … und offenbaren dort zuweilen finsterste Abgründe. So ist eben auch bekannt, dass gerade dort, wo die Siege des Altruismus gefeiert werden, unweit das Böse herrscht. Zu diesen Zeiten geschehen Dinge, die oft weitaus schrecklicher sind als die eigentliche Katastrophe. Bei meinen Recherchen zu ›Das Große Beben‹ stieß ich auch auf mehrere Zeitungsartikel, die sich mit dem seltsamen Phänomen einer brennenden Frau beschäftigten. Es wurde dort von zahlreichen unerklärlichen Hausbränden berichtet, die offenbar in Zusammenhang mit dem Erscheinen einer in Flammen stehenden jungen Frau standen. Damals habe ich dieses Gerede um einen Racheengel lediglich für abergläubischen ›Mumbo-Jumbo‹ gehalten und es nicht einmal in einer Randnotiz erwähnt. An meiner Einschätzung änderte sich nichts, bis ich 1925 zufällig die Bekanntschaft eines jungen Mannes machte. Sein Name war Malcolm DiLucca, ein 32jähriger Fotograf, der einen kleinen Laden drüben in Sausalito besaß. In den Hinterräumen seines Geschäftes hatte er eine kleine Galerie mit Gemälden und Fotografien heimischer Künstler eingerichtet.
    Ich entdeckte das unscheinbare Haus nur, weil mich meine Frau auf der Suche nach einem bestimmten Restaurant durch nahezu jede Gasse des Ortes schleifte. Wir befanden uns damals auf der Rückfahrt von einem Ausflug zum Mount Tamalpais, und ich hatte den Fehler begangen, Clarisse zur Belohnung für ihre Ausdauer ein Abendessen zu versprechen. Das Restaurant fanden wir an diesem Tage nicht, doch in einer schmalen Gasse nahe der Durchfahrtsstraße weckte die Dekoration eines Schaufensters meine Neugierde. Neben einigen typischen Porträt- und Gruppenfotos waren dort auch Ölgemälde ausgestellt worden, Landschaftsbilder in impressionistischer Malweise aber mit starken, grellen Farbkontrasten. ›GALERIA DELLE FOTO DILUCCA‹ stand in goldenen Lettern auf dem Fenster. Ein kleines Schild neben den Gemälden verkündete: ›Weitere Exponate regionaler Künstler im Inneren.‹
    Da ich zu dieser Zeit gerade an einer Artikelserie über die lokale Kunstszene schrieb, notierte ich mir die Adresse. Die kleine Galerie hatte an jenem Tag schon geschlossen, und daher fuhr ich zwei oder drei Tage später erneut hinauf nach Sausalito, um mir die ganze Ausstellung anzusehen.
    Eigentlich hatte ich geplant, das unbekannte Foto-Studio nur kurz in einem meiner nächsten Artikel zu erwähnen. Der gewogene Leser sollte lediglich die Adresse, die Öffnungszeiten und natürlich etwas über die Art und Qualität der Ausstellungsstücke erfahren. Es sollte ein Tipp mit einer Länge von etwa drei Zeilen werden, mehr nicht.
    Als ich den Laden betrat, ahnte ich noch nicht, dass ich
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