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BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

Titel: BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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nicht bekannt, doch Plünderei scheint am naheliegendsten zu sein. Jedenfalls trug die Frau etwas aus dem Haus hinaus. Und sie brannte!! - Mehreren Zeugenaussagen zufolge hatte die an Haaren und Armen brennende Diebin gerade den Vorgarten erreicht, als das Haus plötzlich förmlich explodiert sei. Viele verglichen den gewaltigen, weit über das Dach hinaus lodernden Flammenball mit der Zündung einer Bombe. Doch niemand hörte das Geräusch einer Detonation, nur das Rauschen, Prasseln und Ächzen der unbezwingbaren Feuerwand. - Hatte die Fremde selbst das Feuer gelegt, um Spuren zu beseitigen? Doch womit? Da seit Mittwoch alle Gasleitungen abgesperrt sind, ist auch diese Möglichkeit auszuschließen. - Das Feuer war so gewaltig, dass befürchtet wurde, die Flammen könnten auf die benachbarten Grundstücke übergreifen. Da die Hauptbrände im Westen und Süden der Stadt am Samstagmorgen endlich eingedämmt werden konnten, war es möglich, recht schnell einige Einheiten der Feuerwehr nach Pacific Heights zu entsenden. - Nur durch den gemeinsamen Einsatz von mehr als 20 Feuerwehrmännern und vielen freiwilligen Helfern gelang es schließlich am späten Abend, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Vom Blatchford-Haus blieb jedoch weniger als die Grundmauern stehen. - »Im Vergleich dazu sei das 'Flood-Haus' auf dem Nob-Hill ja geradezu verschont geblieben«, meinte ein Feuerwehrmann kopfschüttelnd. - Die Identität der mutmaßlichen Brandstifterin konnte bislang nicht ermittelt werden. Ähnlich wie schon am Freitag scheint sich auch diese brennende Frau in Luft aufgelöst zu haben. Befragungen des Militärs ergaben, dass man die Fremde auf dem Broadway bis zur Höhe der Octavian St. gesichtet hat, danach aber verliert sich ihre Spur. Erneut stellt sich die Frage, wie ein Mensch mit derartigen Verbrennungen überhaupt einen so weiten Weg zurücklegen konnte. - Einige Abergläubische sind sich sicher, dass beide brennenden Frauen ein und dieselbe Person sind. Sie hat sogar schon einen Spitznamen: ›die Flammende Jenny‹.
    W. Grisswald

San Francisco Examiner vom 26. April 1906:

»DIE FLAMMENDE JENNY«
Feuerteufel oder Massenhysterie?

Seit nunmehr 6 Tagen mehren sich Vorfälle – meist verbunden mit verheerenden Hausbränden – bei denen eine brennende Frau beteiligt zu sein scheint. “Die Flammende Jenny", wie sie der Volksmund bereits nennt, wird als junge, zierliche Frau beschrieben, die geisterhaft durch die Straßen wandert, wobei ihre brennenden Haare und Hände vielen Häusern das Verderben bringen. Feuerwehr und Militär stehen vor einem Rätsel. Viele der Feuer brachen noch am Samstag aus und ereigneten sich in Gebieten westlich der Van Ness Avenue – in deutlicher Entfernung von der tatsächlichen Feuerzone. - Ob in ›Marina‹, ›Pacific Heights‹ oder ›Haight-Ashbury‹, überall trafen die Brände Gebäude, die als sicher eingestuft waren. Anders als im Bereich ›South Of Market‹ oder ›Northbeach‹ breiteten sich in diesen Fällen die Flammen aber niemals aus. »Es war unglaublich«, berichtet ein Augenzeuge, »zuweilen war das gesamte Haus hinter einem Meer aus Flammen verschwunden. Die Hitze war unerträglich und doch blieb das benachbarte Grundstück vom Feuer verschont. Ich weiß nicht, wie es geschehen konnte, doch selbst die Blätter des Eukalyptusbaumes, der nur zwei oder drei Yards vom Haus entfernt stand, waren nicht einmal angesengt.« Bei vielen dieser unerklärlichen Brände wollen Zeugen in der Nähe eine brennende Frau beobachtet haben. - Doch wer ist nun diese ›Flammende Jenny‹? Mitglieder der ›Kirche der Letzten Tage‹ sehen in ihr eine Art überirdische Erscheinung, einen Racheengel, der die Sünden der Menschen bestraft. - Viel wahrscheinlicher klingt da schon die Annahme, dass es sich bei der Unbekannten nicht um ein, sondern um mehrere verwirrte Brandopfer handelt, welche in ihrem Wahn nun selbst Feuer entfachen. Unerklärt bleibt allerdings, warum es bisher nicht gelang, eine dieser Frauen zu finden. - Dr. Carl Browers vom Park Emergency Hospital spricht daher auch von einem ›hysterischen Phänomen‹. »Vielleicht mag es tatsächlich einen Vorfall mit einer brennenden Frau gegeben haben«, konstatiert der Neurologe. »Bei den vielen Bränden, die in der Stadt gewütet haben, ist dies sicher nicht auszuschließen. Die Gerüchte und die Artikel im ›Chronicle‹ haben die Menschen aber beeinflusst. Zehntausende von Einwohnern haben ihre Wohnungen und Häuser
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