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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo
Autoren: Jonathan Stroud
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Schlange hielt ich in den schlanken Händen. 8
    Schon als ich mich materialisierte, spürte ich, wie heftig er die Figur begehrte. Er wollte sie nicht für Salomo haben, sondern selbst behalten. Sein gesundes Auge wurde tellergroß, Habgier schimmerte auf der Iris wie ein Ölfilm.
    Eine Weile sagte er gar nichts, schaute die Schlange nur an. Ich drehte sie ein wenig hin und her, damit das Kerzenlicht verführerisch über ihren Leib glitt, und kippte sie ein wenig nach vorn, sodass er die Rubinaugen und die Smaragde auf den gespreizten Klauen funkeln sah.
    Als er schließlich den Mund aufmachte, klang seine Stimme heiser vor Verlangen. »Bist du in Eridu gewesen?«
    »Wie befohlen. Ich habe den Tempel gefunden und mir Einlass verschafft.«
    Sein gesundes Auge leuchtete. »Gib mir die Figur.«
    Ich zögerte. »Entlasst Ihr mich dann? Ich habe Euch treu und erfolgreich gedient.«
    Das Gesicht des Alten verzerrte sich zu einer zornigen Grimasse. »Du willst mit mir feilschen? Gib mir sofort die Figur, Dämon, oder ich schwöre bei meinem geheimen Namen, dass ich dich ins Schreckensfeuer 9 werfe, noch ehe diese Stunde um ist!« Er starrte mich mit hervortretendem Auge und vorgerecktem Kinn an. Auf seinen geöffneten Lippen stand eine weißliche Schaumspur.
    »Na schön«, sagte ich. »Aber passt auf, dass Ihr sie nicht fallen lasst.«
    Ich warf ihm die Figur zu, von Pentagramm zu Pentagramm, und der Zauberer streckte die gierigen Hände danach aus. Ob es nun daran lag, dass er mit seinem einen Auge die Entfernung falsch einschätzte oder an seiner brennenden Ungeduld, jedenfalls bekam er die Figur nicht gleich richtig zu fassen. Sie kippte nach hinten und hätte beinahe das Pentagramm durchbrochen. Der Alte schrie erschrocken auf, grapschte nach der Schlange und riss sie an seine eingefallene Brust.
    Die unbedachte Bewegung wäre beinahe seine letzte gewesen. Hätten auch nur seine Fingerkuppen über das Pentagramm hinausgeragt, hätte ich mich auf ihn gestürzt. Aber sie ragten (um Haaresbreite) nicht darüber hinaus, und das hübsche Mädchen, das unmerklich ein bisschen größer geworden war und dessen Zähne vielleicht ein bisschen länger und spitzer als noch gerade eben waren, trat enttäuscht wieder in die Mitte seines Bannkreises.
    Der Alte hatte nichts davon mitbekommen. Er hatte nur noch Augen für seinen Schatz. Lange drehte und wendete er ihn in den Händen, wie eine grausame alte Katze, die mit einer Maus spielt, gurrte und sabberte angesichts der meisterlichen Handwerkskunst förmlich vor Entzücken. Irgendwann konnte ich das abstoßende Treiben nicht mehr mit ansehen und räusperte mich.
    Der Zauberer blickte auf. »Was ist?«
    »Ihr habt das Gewünschte erhalten. Salomo wird Euch reich dafür belohnen. Nun lasst mich gehen.«
    Er kicherte. »Ach, Bartimäus, wenn du doch nur nicht so ungemein begabt für die Erfüllung solcher Aufgaben wärst… Ich weiß wirklich nicht, ob ich einen solchen Meisterdieb ziehen lassen soll. Sei einfach still und stör mich nicht. Ich muss diese Preziose näher untersuchen. Auf den Klauen hat sie mit Scharnieren versehene Buckel… ich wüsste zu gern, wozu die gut sind.«
    »Ist doch egal. Ihr schenkt die Figur doch sowieso Salomo. Soll er es selbst rausfinden.«
    Die verdrossene Miene meines Meisters verriet so einiges. Ich schmunzelte und schaute aus dem Fenster in den Himmel, wo die Morgenpatrouillen in großer Höhe ihre Bahnen zogen und dabei hauchdünne rosafarbene Streifen aus Wasserdampf und Schwefel auf den Himmel malten. Nicht schlecht, aber das war alles bloße Effekthascherei, wie so vieles andere auch, denn wer käme auf die Idee, Jerusalem zu überfallen, solange Salomo den Ring besaß?
    Ich ließ den Zauberer die Schlange ein Weilchen untersuchen, dann sagte ich, den Blick immer noch aus dem Fenster gerichtet: »Salomo wäre bestimmt erzürnt, wenn ihm einer seiner Magier solch einen zaubermächtigen Gegenstand vorenthalten würde. Ich möchte jetzt übrigens gern entlassen werden.«
    Er sah mich lauernd an. »Hast du vielleicht in Erfahrung gebracht, was diese Figur vermag?«
    »Nein.«
    »Aber du weißt, dass sie magische Kräfte besitzt.«
    »Das erkennt ja wohl der dümmste Kobold. Ach, Verzeihung – Ihr seid ja ein Mensch. Ihr könnt die Aura der Figur auf der siebten Ebene nicht erkennen… Trotzdem, wer weiß? Wahrscheinlich wurden solche Schlangenfiguren in Eridu in Serie hergestellt. Womöglich ist es gar nicht die richtige.«
    Der Alte fuhr sich
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