Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
Zeit, wann sie das nächste Mal zuschlagen. Wer hat sie beauftragt? Prag? Paris? Amerika? Ohne Gefangene lässt sich das unmöglich feststellen. Wir sind keinen Schritt weiter.«
    Der Zyklop salutierte schneidig. »Wohlan, ich habe meine Pflicht getan. Ich bin froh, dass ich Euch zur Zufriedenheit dienen konnte.« Er unterbrach sich. »Ihr seid in Gedanken, o Herr?«
    Der Zauberer nickte. »Ich überlege gerade, ob ich dir den Stichel oder eher die Unsanfte Umarmung verpasse, Ascobol. Hast du irgendeine Vorliebe?«
    »So grausam könnt Ihr nicht sein, Herr!« Der Zyklop befingerte bebend seinen Blondzopf. »Sucht die Schuld bei Bartimäus, nicht bei mir! Er hat sich wie üblich kaum an den Kampfhandlungen beteiligt, der erstbeste Gegner hat ihn außer Gefecht gesetzt. Ich wurde sogar von seinem inständigen Flehen, ihn unter einem Kieselstein hervorzuziehen, an der Verfolgung des Feindes gehindert. Er ist schwächlich wie eine Kaulquappe und hinterhältig obendrein. Er verdient den Stichel, nicht ich.«
    »Und wo ist Bartimäus jetzt?«
    Der Zyklop zog einen Flunsch. »Keine Ahnung. Vielleicht hat er inzwischen vor lauter Erschöpfung sein Leben ausgehaucht. An der Verfolgung der feindlichen Truppen hat er jedenfalls nicht teilgenommen.«
    Der Zauberer seufzte schwer. »Hebe dich hinweg, Ascobol.« Er wedelte ungeduldig mit der Hand. Die schmeichelnden Dankesbezeigungen des Riesen verstummten unvermittelt, als er in einem Flammen-stoß verschwand. Mandrake wandte sich seiner Assistentin zu. »Was gefunden, Piper?«
    Sie nickte. »Hier haben wir sämtliche von Unbefugten enttarnten Dämonen des letzten halben Jahres. Insgesamt zweiundvierzig… nein, mit diesem Mal sind es dreiundvierzig. Was ihre Natur betrifft, lässt sich daraus keine Gesetzmäßigkeit herleiten. Es handelt sich um Afriten, Dschinn, Kobolde und Stechlinge. Wenn man dagegen die beteiligten Gewöhnlichen betrachtet…« Sie schaute wieder in die Akte. »Die meisten sind Kinder und davon sind wiederum die meisten noch sehr jung. In dreißig Fällen waren die Betreffenden unter achtzehn. Das macht wie viel? Siebzig Prozent oder so. Davon wiederum war über die Hälfte unter zwölf.« Sie blickte auf. »Sie kommen schon so zur Welt. Mit der Fähigkeit, zu sehen.«
    »Und wer weiß, womit sonst noch.« Mandrake schwenkte auf seinem Drehsessel herum und betrachtete über die kahlen grauen Baumkronen hinweg den Platz. Immer noch waberte Morgennebel zwischen den Zweigen und entzog die Rasenfläche den Blicken. »Na schön«, sagte der Zauberer, »das reicht erst mal. Es ist gleich neun und ich habe noch einiges zu erledigen. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Piper. Wir sehen uns dann nachher im Ministerium, und lassen Sie sich bloß nicht von meinem Türwächter dumm kommen, wenn Sie rausgehen.«
    Als seine Assistentin gegangen war, blieb der Zauberer eine Weile reglos sitzen, klopfte nur immer wieder die Fingerkuppen aneinander. Schließlich beugte er sich vor, zog eine Schublade auf, holte ein kleines Stoffbündel heraus und legte es vor sich auf den Tisch. Er schlug den Stoff auseinander und betrachtete die vom häufigen Gebrauch matt schimmernde Bronzescheibe.
    Mandrake blickte in den Zauberspiegel und erweckte ihn zum Leben. Etwas regte sich darin.
    »Hol mir Bartimäus«, befahl er.

Bartimäus
3
    Bei Tagesanbruch kehrten die ersten Bürger in ihren Vorort zurück. Zögernd und ängstlich tappten sie wie Blinde durch die Straßen und begutachteten die Schäden an ihren Häusern, Läden und Gärten. Ein paar Nachtpolizisten begleiteten sie und fuchtelten wichtigtuerisch mit Infernostäben und anderen Waffen herum, obwohl längst nichts mehr zu befürchten war.
    Ich hatte keine Lust, das Weite zu suchen. Ich wirkte einen Tarnzauber um den abgebrochenen Schornstein, auf dem ich saß, damit mich die Menschen nicht sahen, und beobachtete verdrossen, wie sie umhertaperten.
    Die paar Stunden Verschnaufpause hatten nicht groß geholfen. Wie auch? Geschlagene zwei Jahre hatte man mir nicht gestattet, diese verfluchte Welt zu verlassen, geschlagene zwei Jahre hatte ich diese hirnlose Menschenherde ununterbrochen ertragen müssen. Da war ein Nickerchen auf einem Schornstein nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich musste dringend heim.
    Sonst war es aus mit mir.
    Uns Geistern ist es zwar prinzipiell möglich, unbestimmte Zeit auf der Erde zu verweilen, und viele von uns sind dann und wann gezwungen, ihren Aufenthalt über Gebühr zu verlängern, was meistens daran
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher