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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
Autoren: Jonathan Stroud
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zweite Kreis zum Leben. Ein anderer Dämon erschien in einer Räucherwolke, ein untersetzter Herr mit rundem roten Gesicht und bekümmerter Miene. »Na endlich!«, rief er. »Ich bin außer mir! Ich habe furchtbare Neuigkeiten!«
    Mandrake und Fritang waren alte Bekannte. »Soweit ich weiß«, entgegnete der Zauberer bedächtig, »warst du am Hafen im Einsatz und hast nach feindlichen Agenten Ausschau gehalten. Haben deine Neuigkeiten etwas damit zu tun?«
    Schweigen. »Indirekt schon«, erwiderte der Dämon dann.
    Mandrake seufzte. »Schieß los.«
    »Ich wollte eben an die Arbeit gehen«, begann Fritang, »als, mich schaudert immer noch!, meine Tarnung aufflog. Hier mein Rapport: Ich hatte gerade einen Weinladen unter die Lupe genommen. Beim Verlassen desselben wurde ich von einer Horde Straßenkinder umzingelt, von denen mir manche kaum bis zum Knie reichten. Ich war als Lakai getarnt und erledigte meinen Auftrag absolut diskret, hatte weder Lärm gemacht noch mich irgendwie auffällig gebärdet. Trotzdem haben mich die Blagen erkannt und ich wurde zur Zielscheibe von fünfzehn rohen Eiern, die meisten davon mit gehöriger Wucht geworfen.«
    »Wie sah deine Tarnung denn aus? Vielleicht war sie schon Provokation genug.«
    »Haargenau wie Ihr mich hier seht. Grauhaarig, gediegen, grundehrlich, ein wahrer Ausbund an Tugend.«
    »Offenbar hatten es die Lümmel darauf angelegt, solchen Leuten aufzulauern. Du hast einfach Pech gehabt.«
    Fritang riss die Augen auf, seine Nasenflügel bebten. »Nein, es steckt mehr dahinter! Sie haben gewusst, wer ich in Wirklichkeit bin!«
    »Ein Dämon?« Mandrake wischte sich skeptisch ein Stäubchen vom Ärmel. »Wie kommst du darauf?«
    »Sie haben die ganze Zeit geleiert: ›Fort mit dir, hässlicher Dämon, mit deinem räudigen gelben Kamm.‹«
    »Ach ja? Das ist in der Tat verdächtig.« Der Zauberer musterte Fritang kritisch durch seine Linsen. »Und wo ist der gelbe Kamm? Ich kann keinen erkennen.«
    Der Dämon zeigte auf eine Stelle über seinem Kopf. »Weil Ihr die sechste und siebte Ebene nicht sehen könnt. Dort offenbart sich mein Kamm, leuchtend gelb wie Löwenzahn. Ich möchte allerdings anmerken, dass er keineswegs räudig aussieht, obwohl ihm die Knechtschaft ein bisschen zugesetzt hat.«
    »Auf der sechsten und siebten Ebene… Du bist ganz sicher, dass du deine Tarnung nicht doch einen Augenblick lang aufgegeben hast? Ja, ja, schon gut«– Mandrake hob hastig die Hand, als der Dämon zu energischem Protest ansetzte –»du hast bestimmt Recht und ich danke dir für die Auskünfte. Nach diesem Eiertrauma willst du dich sicher ein wenig ausruhen. Hinfort! Du bist entlassen.«
    Mit einem Freudenschrei versank Fritang strudelnd im Boden, als würde er in einen gurgelnden Abfluss gesogen. Mandrake und Miss Pi-per wechselten einen Blick.
    »Schon wieder«, sagte Miss Piper. »Und schon wieder Kinder.«
    »Mhm.« Der Zauberer lehnte sich zurück und räkelte sich. »Sehen Sie doch bitte mal in den Akten nach, ob Sie irgendwo die aktuellen Zahlen finden. Ich muss die Dämonen aus Kent zurückholen.«
    Er setzte sich wieder richtig hin, stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und rezitierte gedämpft eine Beschwörungsformel. Miss Piper stand auf und ging am inneren Rand des Bannkreises entlang zum Aktenschrank. Sie zog die oberste Schublade auf und entnahm ihr einen dicken gelben Hefter. Als sie wieder auf ihrem Platz saß, streifte sie das Gummiband ab und blätterte den Hefter mit flinken Fingern durch. Die Beschwörung endete mit einem Schwall von Jasmin-und Kletterrosenduft. Im ganz rechten Pentagramm erschien eine ungeschlachte Gestalt, ein Riese mit blonden Zöpfen und einem einzigen Glotzauge. Miss Piper las unbeirrt weiter.
    Der Riese vollführte eine tiefe, komplizierte Verbeugung. »Herr, ich grüße Euch mit dem Blut Eurer Feinde, mit ihrem Heulen und Zähneklappern! Der Sieg ist unser!«
    Mandrake hob die Augenbraue. »Ihr habt sie verjagt?«
    Der Zyklop nickte. »Sie flohen wie Mäuse vor einem Löwenrudel. Ein paar sogar im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Nun, das war zu erwarten. Habt ihr auch Gefangene gemacht?«
    »Wir haben sie scharenweise niedergemetzelt. Ihr hättet sie quieken hören sollen! Als sie die Flucht ergriffen, bebte unter ihren Hufen die Erde.«
    »Schön. Ihr habt also keinen Einzigen gefangen genommen. Dabei hatte ich dir und den anderen das ausdrücklich befohlen.« Mandrake trommelte auf den Schreibtisch. »Es ist nur eine Frage der
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