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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem
Autoren: Jonathan Stroud
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gar nicht an der Verschwörung beteiligt gewesen sein. Dieser Hopkins schon eher. Wenn du den dingfest machst, kommst du der Lösung bestimmt näher.«
    Der Junge seufzte. »Tja –wenn!«
    »Vielleicht weiß Duvall ja mehr, als er bis jetzt gestanden hat. Gut möglich, dass er noch weiter auspackt.«
    »Das glaube ich kaum.« Das Gesicht des Jungen war plötzlich ganz grau und eingefallen und er wirkte völlig ausgepumpt. »Als man ihn heute Nachmittag nach dem Verhör wieder in seine Zelle bringen wollte, hat er sich in einen Wolf verwandelt, seine Bewacher überwältigt und ist durch ein vergittertes Fenster ausgebrochen.«
    »Und entkommen?«
    »Nicht direkt. Das Fenster befand sich im fünften Stock.«
    »Aha.«
    »Genau.« Der Junge stand jetzt vor dem wuchtigen Kamin und ließ geistesabwesend die Hand über den Marmor gleiten. »Das zweite Rätsel ist der Einbruch in die Westminster Abbey und die Sache mit Gladstones Zauberstab. Duvall hat zugegeben, dass er den Golem ausgeschickt hat, mir den Stab abzunehmen, die Gelegenheit sei einfach zu verlockend gewesen. Aber er hat Stein und Bein geschworen, dass er nichts mit der Widerstandsbewegung zu tun habe, und mit der Plünderung von Gladstones Gruft auch nicht.« Er tätschelte den Kaminsims. »Wahrscheinlich muss ich mich damit abfinden wie die anderen auch. Wenn doch bloß das Mädchen nicht tot wäre. Sie hätte uns vielleicht mehr dazu sagen können…«
    Ich brummte zustimmend, schwieg mich aber ansonsten aus. Dass Kitty noch lebte, war nur am Rande interessant und tat nichts zur Sache. Auch dass sie mir so einiges über die Aktion in der Gruft erzählt hatte und dass ein gewisser Hopkins daran beteiligt gewesen war. Es war nicht meine Aufgabe, Nathanael davon in Kenntnis zu setzen. Ich war nur sein ergebener Diener, der tat, was man ihm auftrug. Außerdem hatte der Junge es nicht verdient.
    »Du warst doch ein paar Stunden mit ihr allein«, sagte er unvermittelt. »Habt ihr euch da unterhalten?« Er warf mir einen scheelen Blick zu.
    »Nein.«
    »Wahrscheinlich war sie zu verängstigt.«
    »Au contraire. Zu stolz.«
    Er schnaubte. »Schade, dass sie so dickköpfig war. Eigentlich war sie gar nicht… so übel.«
    »Ach, das ist dir auch aufgefallen? Ich dachte schon, du wärst nur damit beschäftigt gewesen, ihr gegenüber dein Wort zu brechen, und wärst gar nicht dazu gekommen, dich näher mit ihr zu befassen.«
    Er lief rot an. »Ich hatte doch keine Wahl, Bartimäus, ich konnte mich nicht frei entscheiden…«
    »Erzähl du mir nichts von Entscheidungsfreiheit«, blaffte ich. »Die Kleine hätte sich schließlich auch entscheiden können, dich verrecken zu lassen.«
    Er stampfte mit dem Fuß auf. »Ich dulde nicht, dass du mein Tun und Lassen kritisierst…«
    »Es geht nicht darum, was du tust oder nicht tust. Es geht um deinen Charakter.«
    »Und meinen Charakter schon gar nicht! Du bist bloß ein Dämon, klar? Was geht’s dich an?«
    »Es geht mich nichts an!« Ich verschränkte die Arme. »Es geht mich überhaupt nichts an. Die Tatsache, dass eine kleine Gewöhnliche mehr Charakter bewiesen hat als du in deinem ganzen bisherigen und zukünftigen Leben, ist mir piepegal. Mach doch, was du willst.«
    »Mach ich auch!«
    »Na prima!«
    »Na prima!«
    Ein Weilchen schaukelten wir uns gegenseitig hoch und waren schon kurz davor, ordentlich die Fetzen fliegen zu lassen, aber irgendwie standen wir beide nicht recht dahinter.
    Nach einer Pause, in der er stur den Kaminsims anstarrte und ich einen Riss an der Decke, brach der Junge das Schweigen. »Falls es dich zufällig interessiert«, grummelte er, »ich habe mit Devereaux geredet und dafür gesorgt, dass Kavkas Kinder aus dem Gefängnis entlassen werden. Sie sind inzwischen wieder in Prag. Hat mich zwar ein paar Gegenleistungen gekostet, aber ich hab’s getan.«
    »Wie nobel von dir.« Ich gedachte nicht, ihn deswegen mit Lob zu überhäufen.
    Er sah mich finster an. »Es waren sowieso nur Schmalspurspione. Die hätten uns eh nicht weitergebracht.«
    »Klar.« Neue Pause. »Na ja«, sagte ich schließlich, »Ende gut, alles gut. Jetzt hast du alles, was du schon immer wolltest.« Ich deutete auf das leere Zimmer. »Mann, was für eine Riesenwohnung! So viel Platz für Seide und Silber! Und obendrein bist du angesehener und einflussreicher denn je. Der Premierminister steht in deiner Schuld und die olle Whitwell bist du auch los.«
    Er sah gleich zufriedener aus. »Stimmt.«
    »Dazu gehört natürlich
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