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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem
Autoren: Jonathan Stroud
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sind fast um«, erwiderte ich spitz.
    »Ja, ja. Jetzt muss ich aber wirklich los.«
    Eines Abends kam er früher nach Hause als sonst. Ich war gerade unten in der Küche und beaufsichtigte die Fliesenleger, 96
(Für diese Tätigkeit hatte er mir zwei Foliot in Gestalt verwahrloster Waisenkinder zur Verfügung gestellt. Mit ihren großen, runden Augen sahen sie so Mitleid erregend aus, dass sie selbst ein Herz aus Stein erweicht hätten. Dabei waren sie dermaßen faul, dass ich sie erst mal ein bisschen auf kleiner Flamme köcheln musste, ehe sie mir endlich aufs Wort gehorchten.
)konnte mich aber loseisen, um ihm mein Anliegen abermals vorzutragen. Ich fand ihn im Esszimmer, einem richtigen Speisesaal, allerdings noch ohne Möbel. Er stierte den leeren Kamin und die kahlen Wände an.
    »Hier drin brauchst du eine richtig gute Tapete«, sagte ich. »Mit einem Muster, das deinem Alter angemessen ist. Wie wär’s mit Autos? Oder Dampfloks?«
    Er trat ans Fenster, seine Schritte hallten dumpf auf den blanken Dielen. »Duvall hat heute gestanden«, sagte er schließlich.
    »Ist doch gut«, antwortete ich, »oder nicht?«
    Er betrachtete die Bäume vor dem Fenster. »Schon…«
    »Dank meiner magischen Kräfte spüre ich, dass du nicht gerade vor Begeisterung ausflippst.«
    »Na ja… Stimmt schon.« Er drehte sich um und lächelte gezwungen. »Damit ist zwar einiges geklärt, aber das meiste wussten wir ohnehin schon. Die Werkstatt in Duvalls Keller haben wir bereits gefunden… die Lehmgrube, wo er den Golem gebaut hat, ebenso die Kristallkugel, mit deren Hilfe er ihn durch das Auge gesteuert hat. Es steht zweifelsfrei fest, dass er der Schöpfer des Ungeheuers war.«
    »Na also.«
    »Das hat er heute alles zu Protokoll gegeben. Er hat gesagt, er hätte seinen Machtbereich schon seit langem ausweiten und den von Miss Whitwell und den anderen einschränken wollen. Der Golem war ein Mittel zum Zweck: Er stiftete Verwirrung und stellte die Kompetenz der übrigen Minister infrage. Als nach den ersten Anschlägen niemand ein Rezept zur Lösung des Problems parat hatte, war Devereaux nur zu gern bereit, Duvall größeren Handlungsspielraum zu gewähren. Die Befugnisse der Polizei wurden ausgeweitet und Duvall wurde die Leitung der Sicherheit übertragen. Gute Voraussetzungen, Devereaux zu gegebener Zeit zu stürzen.«
    »Klingt einigermaßen logisch«, pflichtete ich ihm bei.
    »Ach, ich weiß nicht…«, brummte der Junge verdrießlich. »Alle geben sich damit zufrieden. Whitwell hat ihren alten Posten wieder, Devereaux und die anderen Minister widmen sich wieder ihren albernen Festivitäten, auch Pinn hat seinen Laden schon fast wieder aufgebaut. Sogar Jane Farrar ist wieder auf freiem Fuß, da man ihr nicht nachweisen konnte, dass sie vom Treiben ihres Meisters gewusst hat. Sie sind alle froh, dass sie nicht mehr darüber nachzudenken brauchen. Ich bin mir da nicht so sicher. Ich finde, manches passt nicht recht zusammen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Duvall behauptet, er sei nicht der Alleinschuldige, jemand anders habe ihn dazu angestiftet, ein gewisser Hopkins. Er sagt, dieser Hopkins, ein sehr gebildeter Mann, habe ihm das Golemauge beschafft und ihm gezeigt, wie man damit umgeht. Hopkins habe ihn auch mit dem bärtigen Söldner bekannt gemacht und ihn ermutigt, den Schwarzbart nach Prag zu schicken, damit er sich dort mit dem Zauberer Kavka in Verbindung setzt. Als ich meine Ermittlungen in Prag aufgenommen habe, hat Duvall den Söldner davon unterrichtet und ihn angewiesen, mich zu beseitigen, aber dieser Hopkins soll der eigentliche Drahtzieher gewesen sein. Das leuchtet mir ein, denn Duvall ist nicht intelligent genug, um sich so etwas ganz alleine auszudenken. Er hat lediglich ein Rudel Werwölfe befehligt und war als Zauberer nicht besonders begabt. Wo aber steckt dieser Hopkins? Niemand weiß, wer er ist, niemand weiß, wo er wohnt. Er ist unauffindbar, als sei er bloß ein Hirngespinst.«
    »Vielleicht ist er das ja auch.«
    »Mit dieser Meinung stehst du nicht allein da. Alle anderen glauben, Duvall wolle mit seiner Geschichte nur von der eigenen Person ablenken und dass er bereits damals an der Lovelace-Verschwörung beteiligt gewesen sei. Das beweise schon das erneute Auftauchen des Söldners, meinen sie. Ich weiß trotzdem nicht recht…«
    »Das überzeugt mich aber gar nicht«, sagte ich. »Duvall war damals wie alle anderen in dem großen Pentagramm in Heddleham Hall gefangen. So war’s doch, oder? Er kann
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