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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand
Autoren: Jonathan Stroud
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Rösser darstellten. Pferde waren der kostbarste Besitz der Bewohner Zentralasiens gewesen, die das Amulett vor dreitausend Jahren angefertigt und später einer ihrer Prinzessinnen mit ins Grab gegeben hatten. Ein russischer Archäologe hatte das Schmuckstück in den Fünfzigerjahren gefunden, doch schon bald hatten Zauberer seine Bedeutung erkannt und es gestohlen. Wie es schließlich in Simon Lovelace’ Besitz gelangt war – wen er dafür umgebracht oder übers Ohr gehauen hatte –, wusste ich nicht.
    Wieder legte ich den Kopf schief und lauschte. Im Haus war alles ruhig.
    Ich hob die Hand und grinste mein Spiegelbild in der Vitrine an.
    Dann ballte ich die Faust und stieß sie durch das Glas.
    Ein Schub magischer Energie durchbebte alle sieben Ebenen. Ich schnappte mir das Amulett, hängte es mir um den Hals und drehte mich rasch um. Das Zimmer sah unverändert aus, aber da war etwas auf der siebten Ebene, das sich schnell bewegte und näher kam.
    Aus war’s mit der Heimlichkeit.
    Ich rannte zur Tür und sah aus dem Augenwinkel, wie sich in der Luft ein Portal auftat. Die Dunkelheit darin trübte sich, etwas war im Begriff, daraus hervorzutreten.
    Ich warf mich gegen die Tür und schlug mit der Knabenfaust dagegen. Sie flog auf wie eine verbogene Spielkarte und ich stürzte, ohne anzuhalten, hinaus.
    Draußen im Korridor drehte sich die Kröte nach mir um und riss das Maul auf. Ein grüner Schleimbatzen quoll daraus hervor und schoss urplötzlich auf meinen Kopf zu. Ich duckte mich, und der Schleim klatschte hinter mir an die Wand, wo er ein Gemälde und die Wandvertäfelung dahinter bis aufs Mauerwerk zerfraß.
    Ich schleuderte einen Verdichtungsblitz nach der Kröte. Mit einem kläglichen Quaklaut implodierte sie zu einem festen, murmelgroßen Materieklumpen und plumpste auf den Boden. Ich ließ mich davon nicht aufhalten und errichtete im Laufen um meine physische Gestalt einen Schutzschild gegen eventuelle weitere Geschosse.
    Was, wie sich herausstellte, keine dumme Idee war, denn im nächsten Augenblick schlug etwas direkt hinter mir in den Fußboden ein. Die Explosion riss mich von den Beinen und warf mich gegen die Wand. Grüne Flammen loderten rings um mich auf und hinterließen Streifen auf der Täfelung wie von den Fingern einer riesigen Hand.
    Ich rappelte mich aus den zerbrochenen Ziegeln auf und drehte mich um.
    Über der geborstenen Tür am Ende des Ganges stand etwas, das die Gestalt eines hoch gewachsenen Mannes mit hellroter Haut und einem Schakalkopf angenommen hatte.
    »BARTIMÄUS!«
    Eine zweite Detonation raste den Korridor entlang. Ich duckte mich mit einem Purzelbaum Richtung Treppe darunter hinweg und rollte, als die grünen Flammen die Wand pulverisierten, kopfüber die Stufen hinunter, brach durch das Treppengeländer, fiel zwei Meter tief auf den schwarzweißen Boden und zerbrach dabei etliche Fliesen.
    Sofort stand ich wieder auf und blickte zur Haustür. Durch das Milchglasfenster daneben erkannte ich den ungeschlachten Umriss eines der drei gelben Wächter. Er lag dort draußen auf der Lauer, merkte aber nicht, dass man ihn von drinnen sehen konnte. Ich beschloss, das Haus auf anderem Wege zu verlassen. Es bestätigt sich doch immer wieder, dass Köpfchen wichtiger ist als Muskelkraft!
    Apropos – ich musste schleunigst das Weite suchen. Geräusche von oben ließen auf Verfolger schließen.
    Ich rannte durch mehrere Räume, die Bibliothek, das Esszimmer, hielt jedes Mal aufs Fenster zu und wich jedes Mal wieder zurück, wenn sich draußen eine der gelben, womöglich mit magischen Waffen ausgerüsteten Kreaturen zeigte. Doch angesichts ihrer Dummheit war meine Vorsicht überflüssig.
    Hinter mir brüllte jemand wütend meinen Namen. Mit wachsender Beunruhigung öffnete ich die nächste Tür und stand in der Küche. Türen zu weiteren Räumen im Haus gab es dort nicht, der einzige Fluchtweg führte in einen gewächshausähnlichen Anbau voller Gemüse und Kräuter. Dahinter war der Garten – und die drei Wächter, die soeben in erstaunlichem Tempo auf ihren rotierenden Beinen um die Ecke geflitzt kamen. Um Zeit zu gewinnen, brachte ich an der Tür hinter mir ein Siegel an. Dann drehte ich mich um und erblickte den Koch.
    Der dicke Mann mit dem freundlichen roten Gesicht hatte die Füße auf den Küchentisch gelegt, kippelte gefährlich mit dem Stuhl und hielt ein Hackbeil in der Hand. Er war gerade damit beschäftigt, sich mit peinlicher Sorgfalt die Fingernägel zu schneiden,
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